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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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darauf. Miller war hineingegangen. Mike Hatlen folgte ihm. Mrs. Reppler stellte sich an einer Seite der Tür mit ihrem Tennisschläger in Positur. Ollie stand auf der anderen Türseite und hielt Amandas Pistole schussbereit auf das Pflaster gerichtet.
    Er sagte ruhig: »Allmählich verliere ich jede Hoffnung, David.«
    Buddy Eagleton lehnte erschöpft am Telefon, wie jemand, der gerade schlechte Nachrichten von zu Hause bekommen hat. Seine breiten Schultern zitterten vor Schluchzen.
    »Zähl uns noch nicht vorzeitig aus«, sagte ich zu Ollie. Ich ging die Stufe hinauf. Ich wollte eigentlich nicht hineingehen, aber ich hatte meinem Sohn ein Comicheft versprochen.
    Die Bridgton Apotheke bot einen chaotischen Anblick. Taschenbücher und Zeitschriften lagen verstreut umher. Direkt vor meinen Füßen entdeckte ich einen Spiderman -Comic und einen Der unglaubliche Hulk, hob sie automatisch auf und schob sie in die Gesäßtasche. Flaschen und Schachteln lagen auf den Gängen herum. Eine Hand hing über einem der Regale.
    Ein Gefühl der Unwirklichkeit überkam mich. Die Trümmer … das Blutbad  … das war schlimm genug. Aber gleichzeitig sah es so aus, als hätte eine verrückte Party stattgefunden. Der Raum war mit etwas behängt und geschmückt, was ich auf den ersten Blick für Girlanden hielt. Aber sie waren nicht breit und flach; sie hatten mehr Ähnlichkeit mit sehr dicken Schnüren oder sehr dünnen Kabeln. Mir fiel auf, dass sie fast die gleiche grellweiße Farbe hatten wie der Nebel selbst, und ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Krepppapier war es auch nicht. Was dann? An einigen hingen Zeitschriften und Bücher und baumelten im Luftzug hin und her.
    Mike Hatlen trat mit dem Fuß nach einem merkwürdigen schwarzen Ding. Es war lang und stachelig. »Was, zum Teufel, ist denn das?«, fragte er.
    Und plötzlich wusste ich es. Ich wusste, was all jene unglücklichen Menschen getötet hatte, die zufällig in der Apotheke gewesen waren, als der Nebel kam. Jene Menschen, die das Pech gehabt hatten, gerochen zu werden. Raus –
    »Raus«, sagte ich. Mein Hals war völlig trocken, und die Worte kamen nicht laut heraus. »Nichts wie weg hier!«
    Ollie sah mich an. »David …?«
    »Es sind Spinnweben«, sagte ich. Und dann kamen zwei Schreie aus dem Nebel. Der erste war vielleicht ein Angstschrei. Der zweite ein Schmerzensschrei. Es war Jim. Wenn es Schulden gab, die beglichen werden mussten – er bezahlte sie jetzt.
    »Raus hier!«, brüllte ich Mike und Dan zu.
    Dann schnellte etwas aus dem Nebel heraus. Es war unmöglich, es vor diesem weißen Hintergrund zu erkennen, aber ich konnte es hören. Es klang wie eine Ochsenpeitsche, mit der jemand ohne großen Kraftaufwand geknallt hatte. Sehen konnte ich es erst, als es sich um Buddy Eagletons Jeans schlang.
    Er schrie auf und packte das Erste, was ihm unter die Finger kam, zufällig war es das Telefon. Der Hörer flog, so weit seine Schnur reichte, und baumelte dann hin und her.
    »O mein Gott, das tut WEH!«, brüllte Buddy.
    Ollie hielt ihn fest, und ich sah, was passierte. Im gleichen Moment begriff ich, warum der Kopf des Mannes auf der Schwelle fehlte. Das dünne weiße Kabel, das sich wie eine Seidenschnur um Buddys Bein geschlungen hatte, sank in sein Fleisch. Das Hosenbein seiner Jeans war säuberlich abgeschnitten worden und rutschte an seinem Bein herab. Aus einem sauberen kreisförmigen Einschnitt in seiner Haut spritzte Blut, als das Kabel tiefer eindrang.
    Ollie zog mit aller Kraft. Ein surrendes Geräusch ertönte, und Buddy war frei. Seine Lippen waren vom Schock blau angelaufen.
    Mike und Dan bewegten sich auf die Tür zu, aber zu langsam. Dann rannte Dan in mehrere der herabhängenden Schnüre hinein und blieb daran hängen wie ein Insekt am Fliegenfänger. Er riss sich mit einem enormen Ruck los, wobei ein Stück seines Hemdes an den Spinnweben zurückblieb.
    Plötzlich war die Luft erfüllt von diesem Peitschenknallen, und die dünnen weißen Kabel schwirrten um uns herum. Sie waren alle mit jener ätzenden Substanz bedeckt. Ich wich zweien davon aus, mehr durch Glück als durch Geschick. Eines landete vor meinen Füßen, und ich hörte das schwache Zischen kochenden Asphalts. Ein anderes kam durch die Luft angesaust, und Mrs. Reppler schlug ruhig mit ihrem Tennisschläger danach. Das Kabel klebte daran fest, und ich hörte ein hohes Twing-twing-twing, als das Ätzmittel sich durch das Netz des Schlägers fraß und es zerspringen

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