Blut - Skeleton Crew
war letzte Nacht. Komm für deinen Jungen zurück.«
»Ja, das werde ich.«
»Hoffentlich«, sagte sie, und nun sah sie aus wie Billy, erschöpft und alt. Mir fiel auf, dass die meisten von uns so aussahen. Nur nicht Mrs. Carmody. Mrs. Carmody sah irgendwie jünger aus und vitaler. Als sei sie ganz in ihrem Element. Als … blühe sie erst so richtig auf.
Es wurde halb zehn, bis wir uns auf den Weg machten. Wir waren zu siebt: Ollie, Dan Miller, Mike Hatlen, Myron LaFleurs ehemaliger Kumpel Jim (auch er hatte einen Kater, aber er schien fest entschlossen zu büßen), Buddy Eagleton und ich. Die siebte war Hilde Reppler. Miller und Hatlen versuchten halbherzig, es ihr auszureden. Sie hörte nicht auf sie. Ich versuchte es erst gar nicht. Ich hatte den Verdacht, dass sie kompetenter als jeder von uns war, ausgenommen vielleicht Ollie. Sie nahm eine kleine Einkaufstasche aus Segeltuch mit, vollgepackt mit Insektenspraydosen, die schon alle geöffnet und einsatzbereit waren. In der anderen Hand hatte sie einen Spalding Jimmy Connors Tennisschläger aus der Sportartikelabteilung in Gang 2.
»Was wollen Sie mit dem Schläger machen, Mrs. Reppler?«, fragte Jim.
»Ich weiß nicht«, erwiderte sie. Sie hatte eine tiefe, raue und kräftige Stimme. »Aber er liegt gut in meiner Hand!« Sie musterte ihn mit kühlem Blick von Kopf bis Fuß. »Jim Grondin, nicht wahr? Hatte ich dich nicht in der Schule?«
Jim verzog das Gesicht zu einem albernen Grinsen. »Ja, Ma’am, mich und meine Schwester Pauline.«
»Gestern Abend zu viel getrunken?«
Jim, der sie um einiges überragte und mindestens hundert Pfund mehr wog als sie, wurde rot bis unter seinen American-League-Bürstenschnitt. »Äh, nein …«
Sie wandte sich ab und fiel ihm ins Wort. »Ich glaube, wir sind alle so weit«, sagte sie.
Jeder von uns trug etwas bei sich, obwohl es wirklich eine seltsame Waffensammlung war. Ollie hatte Amandas Pistole, Buddy Eagleton eine Eisenstange, die er irgendwo hinten gefunden hatte. Ich hatte einen Besenstiel.
»Okay«, rief Dan Miller und hob seine Stimme. »Hört mal zu, Leute!«
Etwa ein Dutzend Leute hatten sich in der Nähe der Ausgangstür versammelt, um zu sehen, was los war. Rechts von ihnen stand Mrs. Carmody mit ihren neuen Freunden.
»Wir gehen zum Drugstore rüber, um nachzuschauen, wie dort die Lage ist. Vielleicht werden wir auch etwas mitbringen können, um Mrs. Clapham zu helfen.« Das war die alte Frau, die gestern niedergetrampelt worden war, als die Insekten kamen. Sie hatte sich ein Bein gebrochen und litt große Schmerzen.
Miller sah uns der Reihe nach an. »Wir werden keine Risiken eingehen«, sagte er. »Beim ersten Anzeichen einer Bedrohung werden wir sofort in den Supermarkt zurückkehren …«
»Und damit alle Ausgeburten der Hölle auf uns hetzen!«, schrie Mrs. Carmody.
»Sie hat recht!«, kam eine der Touristinnen ihr zu Hilfe. »Sie werden sie auf uns aufmerksam machen! Und dann werden sie hierherkommen! Warum können Sie nicht alles im guten alten Zustand belassen.«
Die Leute, die sich um uns versammelt hatten, murmelten zustimmend.
Ich sagte: »Lady, wollen Sie diesen Zustand wirklich als gut bezeichnen?«
Die Frau blickte verlegen zu Boden.
Mrs. Carmody trat einen Schritt vor. Ihre Augen funkelten. »Sie werden da draußen sterben, David Drayton! Wollen Sie Ihren Sohn zur Waise machen?« Sie spießte uns nacheinander mit ihren Blicken auf. Buddy Eagleton senkte die Augen und hob gleichzeitig seine Eisenstange, als wollte er sie damit abwehren.
»Ihr alle werdet da draußen sterben! Habt ihr immer noch nicht begriffen, dass das Ende der Welt angebrochen ist? Der Dämon ist losgelassen! Der Stern Unheil steht am Himmel, und wer durch diese Tür hinausgeht, wird in Stücke gerissen werden! Und dann werden sie kommen und auch uns holen, genau wie diese gute Frau gesagt hat! Wollt ihr Leute das wirklich zulassen?« Sie hatte sich mit dem letzten Satz an die Zuschauer gewandt, die nun leise zu murren begannen. »Nach allem, was gestern den Ungläubigen widerfahren ist? Es ist der Tod! Es ist der Tod! Es ist …«
Eine Dose Erbsen flog plötzlich über die Registrierkasse und traf Mrs. Carmody an der rechten Brust. Sie taumelte zurück und schrie erschrocken auf.
Amanda kam drohend näher. »Halten Sie den Mund!«, rief sie. »Halten Sie den Mund, Sie elender Aasgeier!«
»Sie ist eine Dienerin Satans!«, kreischte Mrs. Carmody. Ein bösartiges Lächeln überzog ihr Gesicht.
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