Blut soll fließen
Mir kann keiner.
»Sonst noch was?«
»Ja, da ist noch was.«
»Und das wäre?«
»Folgendes: dass Sie ganz bestimmt der Nigger sind, dessen Schwein auf Gottes grüner Erde am lautesten pfeift.«
»Weil ich Sie zum Regisseur habe?«
»Weil Sie zu bekannt sind, um von Scotty Bennett umgebracht zu werden.«
Joan reichte ihm die Geschosse. Sechs abgefeuerte Projektile, denen noch Dämmmaterial anhaftete. Sie fuhr einen 61er Karmann Ghia. Die Nummern wirkten gefälscht. Der Dachhimmel war zerfetzt, infolge schlechter Pflege oder wegen Fickens auf dem Hintersitz.
Die Sackgasse beim Elysian Park. In der Nähe der LAPD-Poli-zeiakademie. Eine schöne Aussicht und eine versteckte Drohung.
»Woher weiß ich, dass das die richtigen Projektile sind?«, fragte Dwight.
»Weil Sie mir trauen.«
Es war schon kalt. Joan trug lange Ärmel. Die Messernarbe war bedeckt. Dwight vermisste den Reiz. »Sie waren schneller, als ich dachte.«
Joan zündete sich eine Zigarette an. »Ich dachte, Sie würden das zu schätzen wissen.« »Tue ich.«
»Ich schlafe mit der Freundin von Ezzard Jones. Sie hat, was die BTA betrifft, gewisse Bedenken. Sie werden Genaueres hören.«
Ein mit Stahlfedern gefüllter Totschläger steckte zwischen den Vordersitzen. Der Rücksitz war voll mit linken Pamphleten. Er konnte Joans Shampoo und abgestandenen Marihuana-Rauch riechen.
»Ich habe das Kokain Leander Jackson übergeben«, sagte Joan. »Ein prächtiger Haitianer mit einer nicht immer nachvollziehbaren Fixierung auf Voodoo. Er hat bereits ein paar Gramm verkauft. Ich habe meinen Anteil dem Frühstücksprogramm der MMLF gespendet. Claude Torrance war dankbar. Er hat mich zu mehreren Partys eingeladen, auf denen Spenden gesammelt werden. «
Dwight lächelte. »Die in Schlägereien ausarten werden.« »Ich weiß.«
»Man wird Sie auf entwürdigende Weise begrabschen.«
»Das will ich hoffen.« »Wieso?«
»Ich werde vor den Augen weiblicher Zeuginnen auf den Grabscher einstechen. Die werden mich großartig finden und mir Geschichten über ihre Kerle erzählen. Eine MMLF-Party steht an. Leander ist mir verpflichtet. Er wird sauer sein, wenn er hört, dass ich mit der MMLF zusammenarbeite, aber er wird mich nicht rausschmeißen, weil er die Messer-Geschichte mögen wird und ich die einzige weibliche Mitläuferin bin, die ihm Rauschgift beschaffen kann.«
Dwight suchte nach seinen Zigaretten. Die Packung war leer. Joan zündete eine der ihren an und reichte sie ihm rüber. Dwight konnte ihre Handcreme riechen.
Sie trug schwarze Stiefel. Das Kleid war bis zum Saum zugeknöpft. Der Wagen war heiß. Am Halsausschnitt sammelte sich Schweiß.
»Für wen waren Sie noch als Informantin tätig?«, fragte Dwight. »Das sag ich nicht«, sagte Joan. »Warum ist Ihre Akte so stark redigiert?« »Das sag ich nicht.«
»Waren das bloße Pro-forma-Festnahmen, oder waren Sie tatsächlich des bewaffneten Raubüberfalls verdächtig?« »Das sag ich nicht.«
»Teilen Sie mir die Namen einiger Kollegen mit. Ich werde nicht gegen sie vorgehen. Ich versuche nur, Ihren Hintergrund zu begreifen.«
»Unter keinen Umständen.«
Dwight warf sich zwei Aspirin ein. Joan schob den Sitz zurück und stützte die Beine am Fensterrahmen ab. Ein Knöchelkettchen rutschte über den Stiefelrand die Wade hoch. Eine kleine rote Flagge an einer Goldkette.
Dwight lächelte. Joan lächelte. Sie versuchten sich beide an lausigen Rauchringen und qualmten den Wagen voll. Zwei LAPD-Schlitten fuhren vorbei. Schnieke Schwarze mit Handschellen auf dem Rücksitz.
»An der Manual Arts High School arbeitet ein Turnlehrer. Er heißt Berkowitz. Er ist pädophil. Ich halte eine Rüge für angebracht.«
»Steht das mit unserer Operation in Zusammenhang?« »Ja.«
»Ich würde eine ausführliche Erläuterung begrüßen.«
»Die Leute erzählen mir Dinge, auf die ich reagieren muss. Darum, jedenfalls teilweise, arbeite ich für Sie. Ich hoffe, Sie erweisen sich als entgegenkommend.«
»Ich werde mich drum kümmern«, sagte Dwight.
»Ich würde gerne Beweise sehen«, sagte Joan.
Dwight nickte. Joan zog die Beine an und schlug versehentlich auf die Hupe. Der Lärm erschreckte sie. Sie mussten lachen.
Sie trafen sich in einem Coffee Shop in Hillhurst. In der Nähe von Karens Haus und seinem Tarnbüro gelegen. Der über eine Spielecke für Kinder verfügte. Was Dwight begeisterte. Er fühlte sich quasi-verheiratet.
Dina machte sich in der Spielecke zu schaffen. Die Kinder hatten ihre
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