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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Plüschtiere dabei. Karen bejammerte ihr Schicksal als älteste Mutter der Welt. Dwight kaute Kaugummi. Er hatte in Karens Gegenwart mit dem Rauchen aufgehört. Das führte sie in Versuchung. Er wollte Eleanora nicht schaden.
    Karen hielt sich den Bauch. Der nicht zu ihr passte - eine magere Frau mit einem riesigen Bauch.
    Dwight zerkrümelte zwei Aspirin und ließ sie in seinen Kaffee fallen. Das Neueste gegen Stress-Kopfweh. Jack Leahy hatte es ihm erklärt. Verengung der Gefäße, und so weiter und so fort.
    »Nixon wird gewinnen«, sagte Karen. »Und keine umgehenden Unterdrückungsmaßnahmen einleiten oder sonst was in der Art anstellen, was meinen Genossen, die Humphreys Wahlkampf stören, übel aufstoßen wird.«
    »Das ist mir zu hoch.«
    Karen knabberte an einer Zuckerschnecke. »Absolut nicht, was darauf schließen lässt, dass du an was anderes denkst, sonst würdest du nicht so allgemein rumquasseln.«
    Dwight lachte. »Mein V-Mann wird mir zu frech. Ich werde ihn ein bisschen runterstutzen müssen.«
    Karen bekreuzigte sich. Ein Mischglaube. Das griechisch-orthodoxe Mädchen, das Quäkerin geworden war. Ein Kellner brachte frischen Kaffee. Dwight zerkrümelte ein frisches Aspirin.
    »Wieso ist Joans Akte so stark redigiert?«
    »Das weiß ich nicht. Hast du sie gefragt?«
    »Sie will mir nichts sagen.«
    »Dann lass gut sein.«
    »Die Sektion > Bekannter Umgang< ist vollständig geschwärzt.«
    »Dann hat ein Führungsoffizier ihr einen Gefallen getan.«
    »Sie behauptet, noch nie als Informantin fürs FBI tätig gewesen zu sein. Manches will sie mir gar nicht sagen, etwas über -«
    Karen kippte seine Kaffeetasse um. Der Inhalt ergoss sich über seine Hände. Die Aspirinpackung flog vom Tisch.
    »Diese Frau macht dich verrückt. Ich kenne dich, ich habe dich seit Monaten beobachtet. Ich bin zutiefst überzeugt, dass du neulich besonders üblen Scheiß gebaut haben musst, selbst was deine scheiß-verdrehten-faschistischen Wertvor -«
    Dwight hörte Dina weinen. Das Kind hatte Karen schreien hören. Dina versetzte dem Spielzeughaufen einen Tritt und rannte von den anderen Kindern weg. Karen stürzte ihr nach.
    (Miami, 23.10.68)
    Hubert Humphrey gab gebrochenes Spanisch zum Besten. Zweisprachige Politiker halfen weiter. Die Menge war halb weiß, halb kanakisch und total von der Rolle. Der Parkplatz lag im grellen Sonnenlicht. Die Hitze war erdrückend und Hubert für ein Mittagsschläfchen gut. Die Leute lechzten nach kaltem Bier und ein paar Lachern.
    Mesplede stand mittendrin. Crutch hinten. Sie winkten dem Fahrer eines Pritschenwagens zu.
    Der Lastwagen fuhr an den Rand des Parkplatzes. Crutch gab dem Fahrer ein Zeichen. Drei, zwei, eins - Invasionstruppen im Angriff.
    Zwei Dutzend arbeitslose Schauspieler. Weiteres Clyde-Duber-Personal. »Guerilla-Faktion« - Schmierenakteure in Fidel-Maske.
    Mit Bart, Stiefeln, grünem Kampfsack, dicken Zigarren -
    »Fidel liebt Hubert! Fidel liebt Hubert! Fidel liebt Hubert!«
    Hubert stand dumm da und wusste nichts zu sagen. Acht Kerle im Nixon-Hemd sprangen aus dem Lastwagen und verteilten Freibier. Die Fidels schwärmten aus und verteilten Freizigarren. Die Menge tobte. Crutch und Mesplede brüllten vor Lachen.
    KUBA, KUBA, KUBA - Franzmännchen erging sich dreisprachig und tres grand nonstop. Crutch musste ständig an die DOM denken. Sie fuhren im Mietwagen durch Klein-Havanna. Sie teilten einen Joint. Franzmännchen wiederholte andauernd »Cessna« und »Küstenfahrt«. Crutch musste an das Foto im Bibliotheksbuch denken.
    Der Voodoo-Kerl. Die Tätowierung. Das Muster des toten Mädchens im Horror-Haus.
    Mesplede reichte ihm den Joint rüber. Crutch nahm einen letzten Zug und verspeiste die Kippe. Sie kamen zur Flagler Street. Die Exilkubaner hatten kubanische Flaggen gehisst. An den Laternenmasten baumelten Stroh-Castros. Jugendliche rannten herum und stachen mit Taschenmessern auf sie ein.
    Crutch behielt es für sich. Er hatte sich ebenso für die DOM ins Zeug gelegt wie Franzmännchen für Kuba. »Behalt's für dich.« Hatte ihm Dwight Holly gesagt. Was er sich, bis auf weiteres, gesagt sein ließ. Marsh Bowen war eine Schwuchtel. Das hatte er für sich behalten. Er hatte gestern Nacht beim Police Department von Miami-Dade vorbeigeschaut. Er hatte die dortigen Akten auf Gretchen/Celia und Joan Rosen Klein überprüft. Franzmännchen hatte wissen wollen, wo er war. Er hatte es für sich behalten.
    Er lernte. Das würden seine Killer-Kumpel respektieren.
    Sie

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