Blut soll fließen
injizierte mir Demerol, was meinen Schmerz linderte, meine Stimmung hob und es mir ermöglichte, die Endlosschleife »Schöne Grüße von Scotty Bennett« im Kopf abzustellen. Daraufhin wollte ich heim und mich ausruhen. Davon wollte Jomo nichts wissen. Er entschied, gemeinsam um die Häuser zu ziehen.
Wir besuchten eine Reihe von spätnächtlichen Klubs. Ich traf zahlreiche schwarze Männer in ebender schwarzen Kluft, die mir Mr. Holly zu erwerben so dringend nahegelegt hat und die ich bei ihnen attraktiv fand, auch wenn dies nicht genau mein Stil ist, Ich schaute der Live-Vorführung einer Lesben-Show in Rae's Rugburn Room zu und wurde von Jomo in Sultan Sam's Sandbox, Mr. Mitch's Another World und Nat's Nest präsentiert. Ich zeigte mich der Gelegenheit gewachsen und schauspielerte; Mr. Holly wäre stolz auf mich gewesen. Ich berichtete wiederholt über die Prügel von den »LAPD-Schweinen«, ohne dass ich meinen Status als Ex-Schwein hätte erwähnen brauchen, da ich eine Lokalgroße bin und meine vorige Beschäftigung ohnehin unterschwellig im Ghetto-Bewusstsein präsent ist. Ich gab laufend lächerliche Wendungen wie »sagen, was Sache ist« und »richtig, Bruder« zum Besten, ohne einmal loszulachen. Der Rest der Nacht, der folgende Tag und die folgende Nacht sind verschwommen. Jomo führte mich an seinen Arbeitsplatz, die Black Cat Cab Company, wo ich zusah, wie der fette Besitzer eine 4-Liter-Packung Eiskrem in sich reinlöffelte. An einem bestimmten Punkt fiel ich in Schlaf. Jomo zwang mir mehrere Löffel Kokain in den Mund, was mich zum Sprechen brachte. Ich machte eine gleichsam außerkörperliche Erfahrung, die durch Alkohol, Drogen, nachhaltigen Schock und mehrere Wochen kaum kontrollierten Stress zustande kam, jedoch jederzeit durch den mir von Mr. Holly unterstellten »Instinkt des geborenen Schauspielers« abgefangen wurde. Ich kritisierte den institutionellen Rassismus des LAPD im Besonderen und des weißen rassistischen Amerika im Allgemeinen und war mir zugleich bewusst, dass ich Jomo und seine Freunde einseifte, während ich meine Behauptungen glaubte und nicht glaubte, während ich, auf einer anderen Ebene, die Vorstellung inszenierte und mich darüber mokierte. Ich weiß nicht mehr genau, was ich sagte, wohl aber, dass ich mich an den Grenzen meiner geistigen Belastbarkeit und Artikulationsfähigkeit befand. Im Rückblick erscheint es mir als Gemisch aus De-magogik, Sozialanalyse und apostolischem Eifer. Wobei ich zu meiner Verblüffung - die Mr. Holly keineswegs verblüffen würde -feststellen muss, dass ich wirklich nicht weiß, ob ich ein Wort von alldem glaube oder nicht.
Nach Black Cat Cab besuchten wir Jomos »Krippe« an der East 89th. Viele andere Leute waren da, alle schwarz. Ich hörte sechs Dutzend Hassgeschichten über die Scheiß-Schweine vom LAPD, gab ebenso viele eigene zum Besten und traf zwei Männer, deren bewaffnete Räuber-Brüder vom »Schweine-König« Scotty Bennett erschossen worden waren. Jomo versuchte mir ein gut gebautes Milchkaffee-braunes Mädchen mit gefärbtem Afro aufzudrängen, aber ich redete mich mit Hinweis auf meine »Haupt-Katze« heraus. Jomo brachte mic h in einem mit revolutionären Wa ndplaketten geschmückten Zimmer und Bergen von albernen Polemiken unter, wo ich in einen langen und tiefen Schlaf fiel.
Meine Träume waren die üblichen und angesichts der entscheidenden Fixierung meines Lebens leicht zu deuten. Es gab formlose grüne Wellen, die die Smaragde symbolisierten, und eigenartige räumliche Verdoppelungen und Verdreifachungen von liegenden Figuren, die für mein hartnäckiges unbewusstes Bestreben stehen, herauszufinden, was sich damals an der 84th, Ecke Budlong, tatsächlich abgespielt hat. An einem bestimmten Punkt glaubte ich, eine Weiße mit dunklen, grau gesträhnten Haaren zu sehen, die mich anblickte, aber das war nur ein flüchtiges Gesicht.
Als ich viele Stunden später wieder heraustaumelte, saßen noch zwei Dutzend Leute in Jomos Wohnzimmer. Sie standen auf und applaudierten mir. Ein überwältigender Lohn für meine Darstellung.
Ich bin nun in eine schäbige Absteige an der Grenze zu Watts gezogen.
Ich bringe nun mehr und mehr Zeit bei Black Cat Cab zu.
Meine Rekrutierung in die MMLF und/oder die BTA steht unmittelbar bevor, aber ich werde nichts überstürzen.
Ich wünsche mir, dass sich meine Darbietung noch lange hinzieht. Sie ist meine Verbindung zum 24. Februar 1964. Davon bin ich mit Jeder entrechteten Faser meines
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