Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
von Dwight, spricht aber seinen Namen niemals aus; die vorausahnende und nur allzu weltkluge Dina unterlässt es stets, Dwight vor WHED zu erwähnen, zum einen, weil sie weiß, dass ihm dies weh tun würde, zum anderen, weil sie weiß, dass dies meine Beziehung zu Dwight belasten könnte. Dina wird (wie ich) zu einer Persönlichkeit heranreifen, die widersprüchliche Einsichten voneinander abschotten kann, und wird möglicherweise/wahrscheinlich meinen Hang zu dramatischen und zweifelhaften Männern erben. D ina mag Dwight mehr als ihren Va ter, weil Dwight heftig im Umgang mit der Welt, aber sanft im Umgang mit ihr ist, weil er eine Waffe trägt und weil ich meine Verbundenheit mit Dwight auf eine Art und Weise demonstriere, die ich bei ihrem Vater nie an den Tag lege und die sie erst zu einem wahrhaft geliebten und damit sicheren Kind macht. Dina hat - klug, wie sie ist - schon lange erkannt, was ich eben erst begriffen habe: dass Dwight und ich tatsächlich Genossen sind.
    Das hängt mit der Leidenschaftlichkeit unserer Liebe und dem zärtlichen Austausch zwischen unseren gegensätzlichen Rollen und Idealen zusammen. Wir streben beide ein tiefes und reines Ziel jenseits von uns selber an, das ich benennen kann - er nicht.
    Ich denke in Dreiergruppen. Dwight, mein überwiegend abwesender Ehemann und ich bilden die eine. Und neuerdings bin ich zum Funkengeber zwischen Dwight und Joan Klein geworden.
    Ich bin nicht eifersüchtig, sehe aber, dass sich Dwight stark von ihr angezogen fühlt. Ich habe ihm nicht die volle Wahrheit über meine Beziehung zu Joan gesagt, da ich nicht wusste, inwieweit ich Joans unterschiedlich wahre und erfundene Geschichten einem Mann offenbaren darf, der, letzten Endes, ein Polizist und rechtsextremer Schläger ist. Das hat mir Dwight gleich zu Anfang erklärt: Informanten und Führungsoffiziere behalten stets einiges für sich, um sich und die ihnen nahestehenden Menschen zu schützen. Daher mein Lügen durch Verschweigen. Joan war einmal eine FBI-Informantin, aber weder kenne ich den Namen ihres Führungsoffiziers, noch weiß ich, ob er ihre Akte redigiert hat. Politisch traue ich ihr ebenso wenig wie Dwight.
    Ich mache mir Sorgen um Dwight. Er verliert Gewicht, schläft immer schlechter und murmelt im Schlaf. Als ich ihn im Spaß fragte, ob ich Mount Rushmore in die Luft sprengen dürfe, antwortete er halb im Ernst, »Ja«. Er gewährt mir zu viel Freiraum. Weil er sich schuldig fühlt? Ich nehme an, dass ihn eine ungeheuer schreckliche Tat belastet, von der ich nie erfahren darf, damit sie meine Liebe zu ihm nicht zerstört. Ich frage mich, wie alt Dina (und Ela in mir) sein werden, wenn sie die Wahrheit über Männer und Frauen entdecken.
    Dwight und ich haben unsere Tauschgeschäfte. Ich frage mich, wie Dwights Tauschgeschäfte mit Joan aussehen werden. Menschlich erscheint unsere gemeinsame Welt nicht quantifizierbar und ideologisch wirr. Wer von beiden wird für das offensichtlich Schlimmste oder Beste stehen?

DOKUMENTENEINSCHUB : 05.11.68. Auszug aus dem Tagebuch von Marshall E. Bowen.
    South L.A 5. November 1968
    Dies war die zweite Tracht Prügel, die ich von meinen ehemaligen - und künftigen, wenn die gegenwärtige Operation abgeschlossen sein wird - LAPD-Brüdern bezogen habe. Bei der ersten schnitt ich besser ab, da mich Mr. Holtys Skript vorbereitet hatte. Das zweite Zusammentreffen hat Mr. Holly verpasst, und wenn wir uns das nächste Mal persönlich begegnen, werden meine Wunden verheilt sein. Ich werde ihm von dem Zwischenfall erzählen oder nicht, dabei meine eigene Spontaneität kritisieren und ihn auffordern, die beteiligten Polizisten nicht zu strafen. Ich werde oder werde ihm nicht erzählen, dass der Zwischenfall mir ein paar wunderbare neue Freunde verschafft hat.
    Mein unwahrscheinlicher Retter war Jomo Kenyatta Clarkson, seines Zeichens Propaganda-Minister der grotesken Mau-Mau Liberation Front, gemeinsam mit seinen Freunden Shondell und Bobby. Jomo ist geschwätzig und offensichtlich psychopathisch und ständig dabei, den Weltrekord für die häufigste Wiederholung von Motherfucker in einem Satz zu brechen. Er trägt selbst beigebrachte Machetennarben an den Armen, die an das echte Gemetzel an britischen Siedlern durch den echten Jomo Kenyatta um 1947 erinnern sollen. Jomo und seine Freunde haben mich zum Morningside Krankenhaus gebracht, wo mich ein freundlicher weißer Arzt versorgte, der Jomo bei seiner letzten Schussverletzung behandelt hatte. Er

Weitere Kostenlose Bücher