Blut soll fließen
halber Block.
»Neue Besitzer bedeuten neue Regeln. Das heißt nicht, dass ich bei allem reinreden will, was ihr nebenbei treibt. Kleinere Vergehen, bitte sehr. Politik, klar. Hasch- und Pillen-Vertrieb, hab ich nichts gegen. Aber kein Heroin, keine Gewaltverbrechen, keine Raubüberfälle. Die Jungs wollen das nicht, und ich werde das nicht dulden. Ich war mal bei der Polizei, und ihr werdet euch an die neuen Regeln gewöhnen müssen.«
Junior zuckte mit den Schultern. Milt schluckte leer. Marshs Gesicht wurde ausdruckslos. Jomo holte ein Messer raus und schnitzte »MMLF« in die Wand.
Die Klinge schnitt bis zum Rigips. Putz bröckelte. Tigerfarbene Flocken fielen zu Boden.
Wayne lächelte Jomo an. »Danke für den Hinweis. Von jetzt an gehen 2 % der Profite von Tiger-Taksi an das Füttert-die-Kleinen-Programm der MMLF.«
Milt und Junior gingen raus. Marsh trat zur Seite. Das Messer war in der Wand stecken geblieben. Der Griff zitterte nach. Jomo säuberte seine Zähne mit einer diamantbesetzten Krawattennadel.
Wayne stellte sich daneben und zog das Messer raus. Er wischte die Klinge an seinem Hosenbein sauber und legte sie aufs Schaltbrett.
Jomo stocherte in den Zähnen rum. Die Krawattennadel rutschte ab und ließ ihn bluten. Er drehte sich langsam um und ging raus.
Wayne steckte Marsh einen Zettel zu. Inhalt: »Ich bin Ihr Zwischenträger. France's Drive-in, in einer Stunde.«
Dwight hatte alles erklärt: Bowen war ein FBI-Provokateur. Beauftragt: die BTA und die MMLF zu erledigen. Dwight überreichte ihm die Akte und die bisherigen Ergebnisse. Dwights besonderer Plan: Heroin.
Wayne war entsetzt. Er hatte H gekocht und H vertrieben. Er konnte sich genau vorstellen, was das im Ghetto von Vegas und bei den US-Truppen in Saigon anrichten würde. Dwight hatte den Ausdruck »nicht-letaler-Drogenkrieg« benutzt. FBI-Schönfärberei. Passive FBI-Duldung eines örtlichen Drogenhandels. Eingreifen und Verfolgen aus Gründen der Medienwirksamkeit.
»Klar, du hasst Drogen. Aber damit zahlst du all deine alten Schulden ab. Du bist ein knallharter Ex-Bulle«, hatte Dwight gesagt. »Ich bin sicher, dass die Brüder auf dich abfahren. Sag B ow en, er soll von dem Scheiß, den du in Vegas angestellt hast, berichten. Ich will eine zwiespältige Reaktion auslösen.«
Dann hatte er eine Kunstpause eingelegt.
»Und übrigens - Bowen ist schwul.«
Wayne fuhr durch die Southside. Bei Smog. Die großen Plakate am Straßenrand faszinierten ihn. Schwarze Fotomodelle versuchten Käufer rumzukriegen. Sei schwarz und rauche Zigaretten, sei schwarz und fahre schrille Autos, sei schwarz und trinke Edel-schnäpse. Er fuhr langsam. Die Fußgänger sahen ihn an. Er versuchte, Gesichter in Sekundenbruchteilen wahrzunehmen.
Er gehörte hierher. Er hatte hier zu tun. Reginald konnte hier durchgekommen sein. Er stellte eine Akte zusammen. Er führte eine weitere Anfrage beim Clark County Sheriff durch und fand weitere Akten. Bald würden sie ihm Durchschläge von Berichten schicken.
Er hatte in L. A. und in Vegas zu tun. Die Jungs mieteten ihre Suiten in den Hotels des Grafen. Nixon war jetzt Präsident. Er wartete nicht lange mit der Aufhebung von LBJs Antitrust-Ein-spruch. Die Jungs verkauften Drac das Landmark Hotel und achthundert Hektar besten Vegas-Baugrund. Dracs neue fixe Idee war der atomare Abfall. Die Untergrundtests versetzten ihn in Panik. Er ließ Wayne kommen, um sich die Kernspaltung erklären zu lassen. Drac war überzeugt, dass A-Bomben den schwarzen Sexualtrieb steigerten.
Arbeit bedeutete Delegierung. Er schickte Mesplede und Mistkerlchen nach Süden. Mesplede strich Panama von der Kasino-Liste. Nächster Aufenthalt: Nicaragua. Die Arbeit war nervend. Mary Beth wollte ständig Einzelheiten wissen. Er ließ sie abblitzen und fragte sie nach ihrer Arbeit aus. Sie beschrieb die dürftigen Lohnsätze, den Ärger mit den Chefs und die unzulängliche Gesundheitsvorsorge. Er hörte ihr kurz zu und geriet durcheinander. Seine Welt stand gegen ihre Welt. Ihn schwindelte.
Er traf sich wieder mit Lionel Thornton. Sie sprachen über Geldüberweisungen und die letzte Stufe beim Geldwaschprozess. Die Stimmung war gespannt. Thornton saß ihm unter dem Dr.-King-Bild direkt gegenüber. Sie führten so etwas wie einen Krieg der Welten.
Thornton war ein Geizhals und behandelte seine Mitarbeiter wie Dreck. Wayne wies ihn an, gewerkschaftlich organisierte Putz- und Reparaturkolonnen einzustellen und die Schwarzarbeiter
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