Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
unmissverständlichen zweifachen Tracht Prügel, die ich vom LAPD bezogen habe, solidarisiere ich mich so sehr damit, wie mir dies meine seelisch gespaltene Psyche erlaubt. Aber Revolution? Mehr anstreben als einen allenfalls flüchtigen sozialen Nutzen? Sie sind in einem letztlich pubertären, selbstsüchtigen, dem Zeitgeist verhafteten Spiel befangen, das am Ende schrecklich schief gehen wird, und meine Bemühungen zur Unterdrückung und Behinderung können als mein unerheblicher persönlicher Beitrag zum gesellschaftlichen Fortschritt verstanden werden.
    Ich mag dem »gesellschaftlichen Fortschritt« nur einen Spritzer Tinte zugestehen. Mir geht es ums Abenteuer und darum, den Raubüberfall auf den Geldtransporter zu knacken und den Erlös für mich einzustreichen.
    Man bemüht sich um mich. Ich höre, ich lerne, Ich denke, man wird mich über kurz oder lang für kriminelle Unternehmungen anwerben - aufgrund der Fehleinschätzung meines Ex-Bullen-Status.
    Gelegentlich begegne ich Scotty Bennett auf seinen Touren. Wir zwinkern und winken uns jedes Mal zu, weil uns beide die Vorstellung berauscht, stoisch und cool zu erscheinen, während wir gegen heftige Gefühle und Hass ankämpfen, Scotty hat mir den Schlüssel zum Ghetto geschenkt, und dafür bin ich ihm dankbar.
    Ich habe, wie ich nun glaube, eine gewisse Distanz zur zweifachen Tracht Prügel gewonnen. Ich spüre, dass sie mich näher ans Geld, an die Smaragde und die Geheimn isse des 24.02.64 heranbringen.
    Mr. Holly und ich unterhalten uns jeden dritten oder vierten Tag per Münzfernsprecher. Er sucht einen Zwischenträger, um unsere Zusammenarbeit als Operationsleiter auf eine geregeltere Basis zu stellen. Ich habe seit Weihnachten gelegentlich im Queen Ann Park der Neigung nachgegeben und muss mich zur größeren Vorsicht und Diskretion zwingen. Weihnachten habe ich einen Kaffee mit Joan getrunken, Sie schien auf mich abzufahren - bedauere, Artikel nicht im Sortiment - und mich in gewisser Weise agitieren zu wollen. Entweder ich habe von ihr geträumt, oder ich habe sie in der Nacht gesehen, als ich bei Jomo übernachtet habe, was mir eigenartig erscheint. Mit Frauen habe ich ohnehin meine Schwierigkeiten, wobei ich Joan als besonders beunruhigend und geradezu beängstigend empfinde. Vielleicht schreibe ich meine Wahrnehmungen auf und lasse sie Mr. Holly zukommen.
    Mr. Holly verstört mich nach wie vor. Ich denke viel öfter an ihn, als ich sollte.
    DOKUMENTENEINSCHUB : 16.01.69. Auszug aus dem privaten Tagebuch von Karen Sifakis.
    16. Januar 1969
    Eleanora schreit ständig und hält mich die ganze Nacht über wach, und ich gelange zur Einsicht, dass die Freude an der heranwachsenden Dina mit ihrem sich entwickelnden moralischen Wesen mich gegenüber der zehrenden Erfahrung einer neuen Mutterschaft hat abstumpfen lassen, und das im Alter von dreiundvierzig Jahren. Ich schlafe nicht, WHED bleibt die ganze Zeit in L. A„ um zu helfen, und behindert durch seine ständige Anwesenheit mein Privatleben, wofür mich die bei Ella geleistete Hilfe nicht im Geringsten entschädigt. Ich habe Dwight seit Ellas Geburt nicht gesehen; WHEDs Gegenwart hat das so gut wie unmöglich gemacht. Dina vermisst Dwight und fragt ständig nach ihm, sobald WHED außer Hörweite ist; ich versichere ihr, dass er bald wiederkommt, um ihr wunderbar kindgerechte Versionen seiner Abenteuer beim FBI zu erzählen.
    Sie hat mir gestern Abend Fragen über J. Edgar Hoover gestellt. Ihr Vater hatte ihr (nur allzu lebhaft) Geschichten von Hoovers feigem Verhalten während der Palmer'schen Razzien von 1919-1920 erzählt. Dina fragte mich (erneut außerhalb der Hörweite von Wie-heißt-er-doch), wieso ihr Vater Hoover derart hasse, wo Dwight ihn so sehr schätze. Ich versuchte ihr nicht zu erklären, dass Dwight und Hoover eine moralisch komplexe gemeinsame Geschichte verbindet, dass ihr Vater ein unverbesserlich verbitterter Ideologe ist und dass Dwight mit seinen widersprüchlichen Vorstellungen von Autorität nach den vielen weggesteckten Tiefschlägen kaum mehr richtig denken kann und es fürs Beste hält, kleinen Kindern tröstliche Märchen zu erzählen. Was Dina nicht ganz verstanden hat, Und ich ihr nicht übelnehmen kann. Ich frage mich immer wieder, wie weit Dwight gegangen ist, um Mr. Hoover zufriedenzustellen, in Abtragung einer Schuld, in der er ihm gegenüber zu stehen glaubt.
    Ich habe Eleanora in eine keusche und betrügerische Ehe und eine verworrene Welt hineingeboren, während

Weitere Kostenlose Bücher