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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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»weiter so« oder »he, Bruder« gut, weil ich bekannt, ein Märtyrer und eine gesuchte Bekanntschaft bin. Sie spüren, dass ich dazugehören möchte, und empfinden das Zögern, mich einer Gruppe anzuschließen, als Schüchternheit und verständliche Zurückhaltung. Müssen den Bruder entscheiden lassen. Schiiiiiete, der Bruder ist vor ein paar Monaten noch Bullen-Schwein gewesen.
    In den letzten paar Wochen ist die Southside von verstörenden Hass-Karikaturen überschwemmt worden. Sie betrafen hauptsächlich die Panther und die US, wobei einige Straßen-Kunst-Salven auch gegen die BTA und MMLF gerichtet waren. Mein Freund Jomo, seines Zeichens Karikaturist und Hasstraktat-Autor, hat sich über das künstlerische Niveau mokiert und mich überzeugt, dass sie nicht von seiner Hand stammen - »Nicht mein Stil, Bruder. Da steckt gottverdammt bestimmt Mr. Hoover dahinter«. Mr. Holly bestreitet dies - überzeugend - wobei er zu klaren Bestätigungen oder Verneinungen neigt, mich als Polizeikameraden begreift und nicht daran denkt, das FBI als über derartige Taktiken erhaben zu bezeichnen. Dwight Chalfont Holly, der Sozialrealist, der die Dinge beim Namen nennt und gelegentlich auch als Spook, Kaffer, Brauner, Mohr, Dschungelaffe oder Schwarzwurst bezeichnet. Der Meister der Mehrdeutigkeit. Ein Kritiker des ekelhaft abscheulichen Amtsmissbrauchs des LAPD in der Southside. Ein Mann, der traurig einräumt, dass Unterdrückung nie funktioniert, auf unbehagliche Weise Martin Luther King bewundert und bei unseren improvisierten komischen Schlagabtauschen mit Genuss den Stichwortgeber macht. Ich verachte den abgedroschenen Begriff »schwieriger Patient«, aber er beschreibt Mr. Holly aufs Genaueste. Ebenso, vielleicht sogar noch genauer, seinen gequälten Adjutanten und quasijüngeren Bruder, Wayne Tedrow. Befremdlicherweise ist er der eigentliche Killer der beiden; befremdlicherweise deutlich weniger von Rassenhass getrieben und weit mehr in der Lage, gleichberechtigte Beziehungen zu Schwarzen zu entwickeln. Ich mag Wayne; ich habe die bisherigen operationeilen Treffen mit ihm genossen. Ich habe herumerzählt, wie er drei schwarze Jun-kies und den psychopathischen Vergewaltiger Wendell Durfee getötet hat. Worauf die Brüder natürlich abgefahren sind. Wayne ist schon jetzt der Stoff mehrdeutiger Ghetto-Legenden. Ooooh, dieser Wayne T. - er böööööse. Und noch was.
    Ich bin zu früh zu einem unserer Treffen erschienen. Ich habe Wayne unvorbereitet überrascht. Und gesehen, wie er die Fotografie einer schwarzen Frau betrachtet hat. Wayne erschien offensichtlich peinlich berührt. Er hat das Foto weggelegt und mich auf eine Art und Weise angesehen, die sich jede Nachfrage strikt verbat. Also habe ich mich an Mr. Holly gewendet, der mich nur wissen ließ, »Wayne hängt bei euch dunklen Motherfuckers tief drin«, und die Unterhaltung abbrach.
    Ich habe Untersuchungen in Las-Vegas-Zeitungsarchiven durchgeführt und die Frau als Mary Beth Hazzard identifiziert. Sie ist zehn Jahre älter als Wayne und die Mutter eines seit langem vermissten Sohnes namens Reginald. Reginald Hazzard ist der junge Mann auf der Fotografie, die mir Wayne am Tag unserer ersten Begegnung gezeigt hat; Wayne hat die Fotografie fast jedem gezeigt, den er auf der Southside trifft, und scheint entschlossen, den jungen Mann unter allen Umständen zu finden. Außerdem hat meine Suche in Zeitungsarchiven an den Tag gebracht, dass ein Drogensüchtiger aus West Las Vegas letztes Jahr Mrs. Hazzards Ehemann, den Reverend, und dann sich selbst getötet hat. Wobei der Drogensüchtige verblüffenderweise postum des Mordes an Waynes Vater im Juni '68 beschuldigt worden ist. Noch verblüffender: Den aktuellen Vegas-Gerüchten zufolge sollen Wayne und seine verstorbene Stiefmutter/Geliebte Wayne Senior selber umgebracht haben.
    Wayne und Mr. Holly beschäftigen mich immer wieder, Sie sind keine schurkischen Polizisten wie Scotty Bennett - sondern schurkisch-autoritäre Persönlichkeiten. Wobei Wayne wunderbarerweise genau dann in mein Leben getreten ist, als alle meine vorsichtigen Nachfragen nach dem Überfall auf den Geldtransporter fruchtlos Ins Leere gingen und ich einmal mehr am Anfang stand. Und da begegne ich Wayne. Der nebenbei von mir wissen will, ob ich von Schwarzen gehört hätte, denen anonym Smaragde zugeschickt würden. Der mir ein Foto des jungen Schwarzen zeigt, den er sucht. Der wiederum auf unbestimmte Weise dem Mann mit dem verbrannten Gesicht

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