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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Buchstaben entsprachen. Er ging zum »Symbol-Index« und begann mit A.
    Er gelangte zum H. Er sah »Hexen« und »Haitianisches Voodoo«. Er sah mit Zeichnungen und Buchstaben versehene Zahlen. Ein paar Zahlen und Buchstaben stimmten mit Gretchen/Celias Schwachsinn überein. Er sah Varianten ihrer Strichmännchen und
    X-en. Er las den zugehörigen Text: »Der Voodoo-Priester beschreibt das geistige Chaos, während ein Opfer verhext wird.«
    Horror-Haus, letzten Sommer. Die Markierungen dort, die Symbole hier, Zusammenhang offensichtlich.
    Das hieß: bei Celia/Gretchens Seiten handelte es sich um papierene Flüche und ein Voodoo-Toten-Buch.
    DOKUMENTENEINSCHUB : 29.01.69-08.02.69. Auszug aus dem Tagebuch von Marshall E. Bowen.
    Los Angeles
    Ein kleiner Messerkampf mit großen politischen Folgen für zwei unbedeutende politische Gruppierungen. Der jedoch von mir angezettelt wurde und am Tag der Einführung von Wayne Tedrow als mein Zwischenträger stattfand.
    Jomo hat kleinere Schnittwunden abbekommen, Leander Brustabschürfungen durch Jomos abgebrochene Messerklinge. Wayne hat Jomo ins Daniel-Freeman-Krankenhaus gefahren; dort wurde er innerhalb weniger Stunden genäht und wieder entlassen. Ich brachte Leander ins Morningside-Krankenhaus. Er irritierte die Ärzte, als er in der Notaufnahme einige haitianische Kräuterpillen zu sich nahm. Die Placebos beruhigten ihn ein wenig. Jomo gehört zur MMLF; Leander zur BTA Wie ich mich entscheiden werde? Mein ewiges persönliches Dilemma. Immer wieder dieselbe Diskrepanz, die mich in den Wahnsinn treibt: das praktikable Konstrukt einer schwarzen Identität, das auf dem zweifelhaften Konstrukt einer Revolte beruht, hinter der krimineller Abschaum nur darauf wartet, legitime gesellschaftliche Probleme und kulturelle Trends für seine eigenen Zwecke auszunutzen.
    Mein jetziges Gefühl: Mr. Holly wusste, dass ich bei der Infiltration erfolgreich sein würde, weil ich zu klug bin, um mich von revolutionärer Rhetorik hinreißen zu lassen, und zu versnobt, um plump reaktionär zu reagieren. Mr. Holly begreift, dass eine Darstellung auf Ambivalenz beruht und dass Schauspieler, letztlich, selbstbezogen und ausschließlich auf ihre Darstellung fixiert sind. Er lässt mich auf einem schmalen ideologischen Grat wandeln und riskiert sogar eine Konversion zur schwarzen Militanz, weil er weiß, wie selbstsüchtig ich im Grunde bin. Brillant, Mr. Holly. Eine Spürnase für Talente, die ihresgleichen sucht, mit einem ausgezeichneten Auge für Ensembles. Wayne Tedrow als meinen Zwischenträger zu besetzen hat meine und Wayne s Stärken optimal zur Geltung gebracht und sich umgehend ausgezahlt. Ein Ex-Bulle mit großen rassistischen Altlasten erhält die Oberaufsicht über Tiger-Taksi; die Brüder empfinden ihn als Renegaten und eigentlich ganz nett. Und keiner kommt auf die Idee, ihn für einen FBI-Operateur zu halten.
    Beide Männer setzen mich unter Druck: Wayne will, dass ich mich einseitig zur BTAoder MMLF bekenne; Mr. Holly, dass ich irgendwie die Drogenverschiebungsmöglichkeiten von OPERATION BÖÖÖÖSER BRUDER befördere, den Teil meiner Aufgaben, den Wayne mit fast calvinistischem Eifer ablehnt. Heroin tritt gegenwärtig nur spärlich in Erscheinung, was ich persönlich auf ein grundlegendes schwarzes Bewusstsein, wenn nicht auf schwarze Militanz zurückführe. Was auch heißt, dass ich in absehbarer Zeit keine BTA- oder MMLF-Mitglieder wegen des Besitzes oder Handels mit H verpfeifen werde. Es gab weitere Raubüberfälle auf Schnapsläden in der Southside, aber meine diesbezüglichen vorsichtigen Nachfragen müssen erst einmal Namen von Tatverdächtigen erbringen. Ich hoff e, dass die Jomo-Leander-Ausein andersetzung auf der Führungsebene der BTA/MMLF noch lange Nachwirkungen haben und einige Unzufriedenheit nach sich ziehen wird, die weitere Ansatzpunkte für mich ergibt. Bis dahin erobere ich die Szene.
    Ich bin uneingeladen auf einer Party aus politischen Selbstdarstellern erschienen, Eine armselige Neuauflage der New Yorker Cafe-Gesellschaft um 1930. Damals tr af man sich im El Mo rocco, im Stork Club und im 21; heute in Sultan Sam's Sandbox, der Scorpio Lounge und Rae's Rugburn Room. Die Hauttöne sind dunkler geworden, die kulturelle Messlatte tiefer gehängt und neu belebt. Diese Leute sehen sich gerne zu und produzieren sich gerne. Ezzard Donnell Jones, Joan Klein, Benny Boles, Joe McCarver und Claude Torrance ziehen fast jeden Abend von Klub zu Klub. Ich bin stets für ein

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