Blut soll fließen
Klippen waren felsig und mit braunem Gras bewachsen. Der Boulevard war halb Pflaster, halb Kies. »Wir werden hier gebraucht«, sagte Franzmännchen. »Wir werden unsere persönlichen Anliegen voranbringen und die Wirtschaft revitalisieren.«
Slums. Jede Menge Spooks und spookisch-kanakische Mischlinge. Wellblech-Dächer: alt und brandneu. Grelle Farbanstriche: knallrosa, limonengrün, kanariengelb.
Sie stiegen vor dem El Embajador aus der Limo. Eine Billigausgäbe des Fontainebleau über einer Billigausgabe von Miami. Ein Polofeld schloss sich an. Hellhäutige Bohnenfresser ritten auf weißen Pferden rum und schlugen weiße Bälle ab. Hellhäutige Frauen sahen sich das Geschehen von Golf-Karts aus an. Sie trugen Sommerkleider und schmierten sich mit Sonnenöl ein.
Beglückte Hotel-Sklaven schafften Mesplede und Crutch umgehend auf ihre Zimmer. Die Bar und Früchtekörbe waren bestens bestückt. Crutch hatte ein Zimmer mit Aussicht: pastellfarbene Häuser, schlammige Flüsse, Niedergang. Statuen und durchhängende Stromleitungen.
Kneif mich - ich bin da.
Er wechselte in einen gestreiften Leinenanzug. Er machte auf weißen Häuptling mit Edel-Uni-Abschluss. Er ging runter. Mesplede steckte in schicker schwarzer Kluft. Ivar Smith wartete in der Hotelhalle. Er schleckte ein likörgetränktes Wassereis. Das nach Creme de Menthe roch.
Sie stiegen wieder in die Großraumlimo und fuhren los. Crutch und Mesplede wechselten zu Büchsen-Martinis. Die Straßen waren eng und bis zum Erdboden abgewetzt. Die Fußgänger bestanden zu zwei Dritteln aus hellhäutigen Kanaken und Mulatten. Die echten Schwarzen hatten einen Voodoo-Einschlag. Crutch musste an Managua denken.
Das Code-Buch, das Adressbuch, die durchgestrichenen Voodoo-Symbole. Gute drei Wochen Codier-Arbeit. Er war mit Gret chen/Celias Zahlen und Buchstaben nicht weitergekommen.
Blechdach-Hütten und in der Hitze erschlaffte Slumbewohner. Calles und Avenidas, nach Zuckerbaronen benannt. Straßen mit Daten als Namen, ganz wie in Managua.
Mucho Baulücken. Alles potentielle Kasino-Baustellen. Zwei auf der Avenida Maximo Gömez, zwei auf der Calle 27 de Fe-brero. Die Eskorte zeigte, was sie draufhatte. Die Harleys waren nicht schallgedämpft. Die Motoren heulten laut auf.
»Ich stelle Arbeitstrupps zusammen«, sagte Smith. »Sie werden in Zelten an der Baustelle übernachten und in Zwölf-Stunden-Schichten arbeiten. Die Kubaner erwarten Sie heute Abend im Hotel. Sie wollen mit Ihnen an die Nordküste fahren und nach einem geeigneten Aufmarschgebiet für Ihre weiteren Angelegenheiten suchen.«
Sie fuhren über die Avenida San Carlos. Die Straße war voll asphaltiert. Der Palacio Nacional stieg vor ihnen auf. Er hatte eine hohe Kuppel und rosa Marmorwände. Ein pfirsicheisfarbenes Weißes Haus in Kleinausgabe.
Einige zerlumpte Jugendliche hockten auf der Straße. Sie hielten Plakate hoch, über denen rote Flaggen wehten. Hauptsächlich spookisch-kanakische Mischlinge á la Harry Belafonte.
Die Palasttore öffneten sich. Die Limousine bremste und verlangsamte die Fahrt. Smith ließ das Fenster herunter und gab ein Zeichen. Das eine Schlächterei auslöste.
Ein Kastenwagen parkt in der Nähe der Jugendlichen. Aufs Stichwort - vier hartgesottene Burschen steigen aus. Alle hellhäutig. Alle hatten Totschläger mit Stahldraht in der Hand.
Sie griffen an. Die Jugendlichen rannten weg. Sie wurden erwischt, die Angreifer trampelten auf ihnen rum und peitschten ihnen die Haut von den Beinen. Sie waren vom Stahldraht zu sehr verletzt und bluteten zu heftig, um aufstehen zu können. Sie rutschten und krochen auf Knien zu einer Seitenstraße. In maximal zehn Sekunden war alles vorbei.
Smith schleckte an seinem Eis. »Die Guten gehören zu La Banda. El Jefes private Leibgarde, die mit meinen Jungs zusammenarbeitet. Die Bösen zur Bewegung des Vierzehnten Juni. Die müssen noch lernen, dass Revoltieren seinen Preis hat.«
El Jefe war ein Liliputaner. Maximal eins fünfundfünfzig hoch. Sein mi casa es su casa klang nicht sehr überzeugend.
Balaguer kannte sie bereits mit Namen. Er sprach sie als Señor Mesplede und Señor Crutchfield an. Er schickte Señor Tedrow und seiner Investoren-Gruppe herzliche Grüße. Er sprach nicht von »Jungs«, »Gangstern« oder »Firma«. Smith nannte Balaguer »Jefe«. Balaguer machte ihm Aaaangst. Jefe schnupperte seine Fahne und verzog verächtlich den Mund. Smith warf sich heimlich Clorets ein.
Eine Palast-Besichtigung f olgte. Smith
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