Blut soll fließen
neuen Partner - die Apotheken-Mörder.
Der Brylcreem-Bursche hieß Wilton Morales. Der Ipana-Bur sche Chick Canestel. Clearasil - Cruz Saldivar. Vick's VapoRub -Felipe Gömez-Sloan.
Allgemeines Händeschütteln und Rückenklopfen. Die Burschen sahen alle gleich aus und verschwammen zu einem einzigen Ka-naken. Vier mittelgroße Männer. Alle in den Vierzigern, alle gut trainiert. Alle mit Ausbuchtungen von versteckten Waffen.
Es war 20:00. Sie sollten die Nacht durchfahren. Mesplede erwähnte Kaffee. Canestel schlug Speed vor.
Saldivar holte sechs Ampullen raus. Morales sagte, sie hätten eine Rexall-Filiale in Miami überfallen. Dürfen wir anbieten: Mollencrofts flüssiges Methedrin, gut gegen Narkolepsie.
Sie brachten sich in einem Parkplatz auf Touren. Der Stoff war sauer. Nachspülen mit Pepsi hielt ihn unten. Gomez-Sloan hatte einen 62er Impala. Mit Jeep-Reifen und geländetauglichem Differential. Sie quetschten sich rein und fuhren nach Norden.
Sie erreichten die Autopista Duarte. Zweispurig, ungetrennt. Die Stadt löste sich schnell in Buschland und Zuckerrohrfelder auf. Dunkelhäutige Arbeiter schnitten unter Bogenlampenbeleuchtung Zuckerrohr. Hellhäutige Burschen auf Pferderücken kommandierten sie herum. Die Scheinwerfer tauchten ganze Landstriche in gleißendes Licht.
Schilder kündigten die Plaine du Massacre an. Der Fluss bildete die nordwestliche Grenze zwischen der DOM und Haiti. In gehobenem Französisch bedeutete »Massacre« mehr als reine Ab-
Schlachtung. Franzmännchen genoss die Ironie, Trujillo hatte bis in die Sechzigerjahre beaucoup Haitianer massakriert.
Das Methedrin fing zu wirken an. Crutch fühlte sich am ganzen Körper ekstatisch. Auch die anderen spürten die Wirkung. Sie schwatzten sich die Seelen aus dem Leib. Alles auf Französisch und Spanisch. Crutch stellte die Ohren auf Durchzug und dachte an Frauengesichter. Ständig wiederkehrende Schleife: Dana Lund, Gretchen/Celia, Joan.
Es gab außer ihnen keinen Verkehr. Es war finster wie Dschungel. Gömez-Sloan ließ die Scheinwerfer ständig aufgeblendet. Die Landschaft veränderte sich. Es ging bergauf. Gebirgszüge rückten näher heran - die Cordillera Central und die Cordillera Oriental. Sie gewannen zügig an Höhe. Der Chevy hatte einen Riesentank voll Superbenzin. Sie durchquerten Städte: Bonao, Abajo, Jaraba-coa. Sie sahen, wie arme Teufel Müllhalden absuchten. Ausschließlich Schwarze. Mesplede bezeichnete sie als »haitianische Arrivisten«. Sie trugen Voodoo-Amulette um den Hals. Einer der Burschen hatte einen Kopfputz aus Flügeln. Einer ein mit Blut bemaltes Gesicht. Franzmännchen wechselte ins Englische und gab seinen Trujillo-Abschuss zum Besten.
Anfang 1961. Der Ziegenbock hatte aus dem Roten Trog gesoffen und an der Russischen Roten Titte gesuckelt. JFK fand, es reiche. Ebenso der dominikanische Armee-Chef und die DOM-Oberschicht. Terry Brundage engagierte die Truppe. Zwei Angriffswagen, ein Fluchtwagen, vier Schützen. Eine Zangenbewegung mit eingebautem Verkehrsunfall vor Santo Domingo. Der Schütze im Nahbereich erledigte die Leibwächter. Mesplede erledigte den Ziegenbock von einem Anstand abseits der Straße.
Der Chevy kam immer höher. Die Luft wurde dünn. Bei Moca bogen sie nach Westen ab. Bald würde im Westen der Rio Yaque del Norte erscheinen. Haitianische Illegale rannten mit pitschnassen Tennisschuhen und durchnässten Hosen über die Straße. Einer trug Handschellen. Ein Bulle zu Pferde verfolgte ihn. Weitere berittene Bullen stießen aus dem Busch. Der Schwarze schlug einen Haken und rannte genau in eine von der Leine gelassene Hundemeute. Die Hunde sprangen hoch und schnappten nach seinem Gesicht. Der Chevy überquerte einen Hügel. Crutch hörte Heulen und Schreien, dann wurde es still.
Sie fuhren nach Norden. Die Dämmerung brach an. Sie erreichten einen Küstenstreifen vor Puerto Plata. Immer noch: kein Scheiß-Strand, nur Felsen und Brandung. Mesplede wollte eine sichere Bucht. Wo wir unser Boot vertäuen können. Die Bucht muss in der Nähe von Haiti liegen, damit man Kuba erreichen kann. Zwischen Kuba und Haiti liegt die Passage der Winde. Zwischen Puerto Rico und der DOM liegt die Mona-Passage. Wir beschaffen uns in Puerto Rico Heroin und verkaufen es in Haiti. Wir stechen von der Nordküste zu Einfällen nach Kuba in See. Unsere Route liegt südlich der Patrouillen der US-Küstenwache. Die haitianische und dominikanische Marine liegen in der Karibik vor Anker. Uns steht die ganze
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