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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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nördliche Atlantikküste offen.
    Sie stiegen aus, stellten sich auf die Felsen und pinkelten in den Ozean. Sie hatten einen Wahnsinns-Speedrausch. Sie schnatterten wie wild gewordene Papageien in drei Sprachen. Crutch hielt die Klappe.
    »Der Crutchfield-Junge sagt kein Wort«, sagte Morales.
    »Nein«, sagte Mesplede, »aber er ist tüchtig und beharrlich.«
    Canestel zog sich den Hosenlatz zu. »Er ist ein pariguayo.«
    Crutch lachte. Die anderen lachten. Sie standen auf den Felsen und quasselten. Die Kubaner erzählten Schweinebucht-Geschichten. Crutch von Ehemännern, die er beim Seitensprung erwischt hatte. Mesplede erging sich in Tiger-Mystik.
    Der Ursprung: Tiger-Taksi in Miami. Schreiend bemalte Taxen und Castro-feindliche Unternehmungen. Die Gangster-Verbindungsachse Saigon-Vegas. Das Tiger-Kader/der Tiger-Trupp, ar-riba\ Einfälle aus den Florida Keys nach Kuba im guten Schiff Tiger-Klaue.
    Tiger-Taksi war jetzt in L. A. Als Kasino-Geldwasch-Anlage. Tiger sind wilde und schöne Geschöpfe. Wir müssen ihre makellose Würde ehren, wenn wir uns auf sie berufen.
    Saldivar stieß ein Tiger-Knurren aus und langte mit der Pfote nach Gomez-Sloan. Morales und Canestel fauchten wie Tiger.
    »Wir sind der neue Tiger-Trupp«, sagte Mesplede. »Unser PT-Boot wird die neue Tiger-Klaue. Wir werden sie mit Tigerstreifen bemalen und die Skalps von Castro-Freunden an der Antenne hissen. Es wird die Nummer PT-109 tragen, als ironischen Seitenhieb auf den Mann, den ich in Dallas getötet habe.«
    (Las Vegas, 03.03.69)
    Wayne kochte Kräuter. Baumfrosch-Drüsen und alkalische Lösungen. Ocimum basilicum. Tetrodotoxin-Gifte - ausschließlich haitianische Arten. Echsen-Pulver und Vielborster-Wurm.
    Er hantierte mit Glaskolben und kochte Puder zu Paste. Der Haitianer hatte ihm Kräuterbeutel mitgegeben. Er hatte ein paar Eidechsen in der Wüste gefangen und seziert. Er hatte ihnen Gallenblasen und Speicheldrüsen entnommen.
    Er ging den Spuren von Reginald Hazzard nach. Reginald hatte den Haitianer Ende '63 angesprochen. Er kannte sich ein bisschen mit haitianischen Kräutern aus. Er hatte wegen deren schmerzstillenden und flammenhemmenden Eigenschaften nachgefragt. Der Mann hatte Wayne dasselbe geraten wie Reginald. Wayne hatte sich an die Anweisungen des Mannes gehalten, ohne Ergebnis.
    Er hatte die Paste erzeugt. Sie verstärkte den Schmerz und brachte kleine Flammen erst recht zum Brennen. Das Feuer fraß sich schnell durch behandelte Stoffe hindurch. Das konnte auf einen ungenauen Rat oder allgemein mangelhaftes Wissen hinweisen. Reginald konnte zu den gleichen chemischen Ergebnissen gekommen oder erfolgreich gewesen sein. Der Haitianer konnte ein Spinner sein. Ein Mystiker war er jedenfalls. Der an Zombifizierung glaubte. Er war überzeugt, dass Voodoo chemische Wirkungen verstärkte.
    Wayne goss die Paste in ein Gefäß und machte sich wieder ans Lesen. Er hatte die Bibliotheksbücher ausgeliehen, die Reginald im Herbst '63 ausgeliehen hatte.
    Haitianische Chemie: Klerin-Schnaps, Kräuter, Kugelfischgift. Linke Theoretiker: Marx, Frantz Fanon, Herbert Marcuse. Sie wirkten unwissenschaftlich. Es gab keine gesicherten Erkenntnisse. Die von ihnen beschriebenen Einsichten lasen sich wie religiöser Wahn. Ihr Anliegen war die Revolution. Jede Theorie lief auf deren Zwangsläufigkeit hinaus. Reginald war neunzehn und auf der Suche nach Antworten. Er fand sie in der Politik und magischen Chemie.
    Eine Fixierung auf Haiti. Eine eigenartige Übereinstimmung. Das Vorauskommando befand sich gerade in der DOM.
    Wayne ging in seinen Aktenbereich und blätterte beliebige Notizzettel durch. Der Zeitablauf war unvollständig und endete abrupt.
    » Weiße holt R. H. aus dem Gefängnis, er wird nicht mehr gesehen. «
    Er starrte auf den Zeitablauf. Er kritzelte Fragezeichen daneben. Er schrieb: »Hat Marsh Bowen beim R. H.-Foto gezwinkert? Äußerst unwahrscheinlich.«
    Er stand auf und wusch sich in der Laborspüle die Hände. Krötenpartikel juckten auf seiner Haut.
    »Du willst mich verscheißern.« »Nein, tue ich nicht. Das hat Farlan Brown arrangiert.« »Jesus-Scheiß-Christus.« »Nein, Richard Milhous Nixon.«
    Dwights Abendessen bestand aus Bromo-Seltzer und Aspirin. Die Dunes Lounge war ein Museum. Jody and the Misfits spielten abgenudelte Oldies. Die Gäste schlurften immer wieder zu den Spielautomaten zurück.
    »Ein Schein-Geschäft«, sagte Wayne. »Du beruhigst den Präsidenten, ich beruhige die Jungs. Die DOM ist ein guter

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