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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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hielten sich raus, weil sie seine Fähigkeiten brauchten. Er verbringt Zeit mit ihnen. Er fraternisiert mit schwulen schwarzen Militanten. Er reitet den Zeitgeist mit fast ROTER Flagge durch seine Traumlandschaft.
    Marsh Bowen war vollständig verwanzt. Wayne überprüfte die Horchposten jeden dritten Tag. Marsh und seine Kumpel klopften revolutionäre Sprüche, ohne irgendwelchen Scheiß zu unternehmen, um die Revolution zu befördern. Sie können sich kein Heroin beschaffen. Die Hälfte von ihnen will sich gar kein Heroin beschaffen. Einige haben tiefsitzende moralische Skrupel. Die meisten einfach Schiss vor der Polente. Bullen in Chicago haben im Dezember zwei Panther umgelegt. Die Panther lieferten sich in ebendem Monat einen Schusswechsel mit dem LAPD. Ein nichttödlicher/Wut-Ablassen/hätte-sein-können Moment. Wow! Heroins 1 Bruder, ich weiß nicht recht.
    Das frustrierte Dwight. Das entzückte Wayne. Er hatte einmal mit Marsh Hasch geraucht. Sie hatten sich erneut über das Traumzustand-Konzept unterhalten. Marsh wusste nicht, dass er abgehört wurde. Marsh wusste nicht, dass das LAPD ihn mit einem Fußtritt rausbefördert hatte. Sie standen auf dem Tiger-Taksi-Parkplatz. Wayne hatte den verrückten Einfall: Ich sage ihm, dass ich Martin Luther King umgebracht habe, und sehe, wie er reagiert.
    Dwight traute Marsh nicht. Dwight hatte recht - er ist ein Zeitschinder und Einschmeichler, der sich in ausweichenden Intrigen verliert. Marsh hatte Ezzard Donneil Jones zweimal aus dem Knast geholt - aus den Wachen an der 77th und der University. Marsh hatte Angst vor MMLF-Rache und BTA-Attacken. Marshs Geisteshaltung beruhte auf Stillstand und Umsicht.
    Dwights Geisteszustand beruhte ausschließlich auf Machenschaften. Er verlor Gewicht. Er trank, um seine Nerven in den Griff und etwas Schlaf zu bekommen. Dwight sagte, Mr. Hoover setze ihm wegen Ergebnissen zu. »In welcher Hinsicht?«, fragte Wayne. Dwight machte einen Drogensüchtigen nach, der sich einen Schuss setzt.
    Die Pantomime war beängstigend. Wayne überlief es eiskalt. »Junge«, sagte Dwight, »da lass ich nicht mit mir spaßen.«
    Traumzustand.
    Er sagte Mary Beth nichts wegen seiner Zehntenspenden. Sie würde das als Diebstahl betrachten. Ihn wegen seines schlechten Gewissens kritisieren. Seine Kräuter-Trips missbilligen. Die Ex-perimental-Theorie als modischen Schnickschnack abtun. Ihre Verärgerung kam einer Anklage gleich. Die sie noch im Bett erhob. Er befeuerte und tröstete sich mit Bildern von Joan. Seine Suche nach ihrem Sohn erscheint ihr als prahlerische Selbstbespie-gelung. Das Ausmaß seiner Schuld kann sie nicht erfassen.
    ( Los Angeles, die Dominikanische Republik, 16.05.69-08.03.70)
    Sie ist weg.
    Sie hinterließ ihm neunzehn Karteikarten und keinen Abschiedsbrief. Sie hinterließ ihm einen Lippenstift-Abdruck auf ihrem Kissen.
    Die Karten enthielten Anzeigen über Vorgänge, die sie bei der
    BTA mitbekommen hatte. Joan gab sechs Raubüberfall-, zwei Entführungsbanden und elf linke Briefbomber preis. Dwight schrieb ihre Arbeit Marsh Bowen zu. Was dem Zeitschinder Zeit schenkte und bei Mr. Hoover einen guten Eindruck machte. Das alte Mädchen ordnete die FBI-Zugriffe persönlich an.
    Eine kurze Rückkehr zur alten Form, gefolgt von noch mehr Abbau.
    »Dwight, diese greif schwänzigen Kreaturen müssen Heroin verkaufen. Ich fürchte, das bringen sie in der kurzen Zeit, die mir noch bleibt, nicht mehr zustande.«
    Er beruhigte das alte Mädchen. Das alte Mädchen antwortete mit täglichen Telex-Breitseiten. Rassistische Verse und Hass-Karikaturen, mit interner FBI-Post verschickt.
    Pat Nixon lässt es sich von Archie Bell and the Drells von hinten besorgen. Ein Abbau, der an Zusammenbruch grenzt.
    Er wandte sich ab. Er versuchte, Joan zu finden.
    Telefonsuche, Aktensuche - nichts. Vorsichtige Nachfragen bei Karen - hoffnungslos. Wayne hatte den »Freedom-School-Hin-weis« gesichert. Der bewies, dass ihn Joan und Karen angelogen hatten. Wayne hatte Joans Akte bearbeitet. Er sagte Dwight, dass da ein winziger Erinnerungsblitz war, den er nie zu fassen bekam. Dwight wusste Bescheid. Wayne hatte Löschtinte weggeätzt und den Namen Thomas Frank Narduno lesen können. Der Mann hatte Joan gekannt. Sie waren Genossen gewesen. Dwight und Wayne und die anderen hatten Narduno in der Grapevine Tavern getötet. Das ließ die entscheidende Frage für sie beide unbeantwortet:
    Was will sie? Was weiß sie? Warum haben wir sie reingelassen?
    Dwight

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