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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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stand halb offen. Er roch Blut und Desinfektionsmittel und hörte einen unterdrückten Schrei.
    Joan erschien im Fenster. Sie sahen sich an. Sie sah seine Koffer und winkte jemandem drinnen. Die Tür ging auf. Wayne wandte sich um. Ein junger Mann griff sich die Koffer und rannte wieder rein.
    Wayne blickte durchs Fenster. Joan legte innen ihre Hand auf das Glas. Wayne legte seine Hand auf die ihre. Das Glas war warm. Ihre Blicke hielten stand. Joan ging als Erste.
    Ein Taxi brachte ihn zum Fluss. In der Morgendämmerung überquerte er die Brücke nach Haiti. Ein Tonton erkannte ihn - ca va, Chef.
    Wayne ging in ein Dorf. Maskierte Feiernde tanzten über einen Friedhof. Männer hockten auf Grabsteinen. Sie bewegten sich nicht. Le-poudre-zombie-Becher rollten ihnen vom Schoß.
    Die Feiernden trugen Macheten in Scheiden. Ihre Masken waren blutverschmiert. Die Luft stank nach Geflügel und Reptilienpuder.
    Wayne ging in eine Kneipe. Bizango-Sekten-Banner sorgten für Stimmung. Er zog eine Reihe von Blicken auf sich. Er wies auf Flaschen und stellte eine Mischung zusammen, die er noch nie versucht hatte. Der Barmann mixte ihm den Drink. Grüner Schaum brannte ihm in den Augen, als er ihn zu sich nahm. Er ließ zu viel Geld auf dem Tresen.
    Zwei Friedhöfe trennten ihn von der nächsten Tavernen-Strecke. Wayne ging über sie und las die französischen Grabstein-Inschriften. Seine Ahnen begruben sich ein zweites Mal unter seinen Füßen. Er sah, wie ein zombifizierter Mann zusammenzuckte. Er schmeckte das Schwarzpulver und die Baumfrosch-Leber im Getränk.
    Maskierte Feiernde folgten ihm. Ein Hund mit spitzem Hut biss ihn und rannte weg. Er verfolgte Sternbilder mit den Augen. Er zwinkerte und ließ Meteore stieben.
    Der Erinnerungsblitz nahm Gestalt an. Thomas Frank Nar-duno, im Grapevine zu Tode gekommen. Der bekannte Umgang von Joan. Ein Joan-Dwight-Motiv, das noch zum Tragen kommen musste.
    Er ging in die Taverne und bestellte eine Mischung. Sechs Bo-kurs sahen zu, wie er sie zu sich nahm. Zwei gaben ihm ihren Segen. Vier fuchtelten mit ihren Amuletten und verhexten ihn. Er ließ zu viel Geld auf dem Tresen.
    Er ging nach draußen. Der Himmel atmete. Er spürte die Oberflächengestalt des Mondes. Krater wurden zu Smaragdminen.
    Eine Seitenstraße erschien. Eine Brise trug ihn hinein. Blätter regten sich und ließen wirbelnde Regenbogen aufschimmern. Drei Männer entstiegen einem Mondstrahl. Sie trugen Lederscheiden vor der Brust. Anstelle ihres rechten Armes hatten sie einen Vogelflügel.
    »Friede«, sagte Wayne.
    Sie zogen ihre Macheten und hackten ihn an Ort und Stelle tot.
    (Los Angeles, 25.03.70)
    »Die BTA hat sich H beschafft. Alte Gefängniskumpanei. Von Ez-zard Jones arrangiert.« »Weiter«, sagte Dwight.
    »Ganz aus dem Nichts. Eine Panther-Gruppe ist wegen der Dezember-Geschichte nach Oakland abgehauen. Ein wichtiger Verbindungsmann wurde ausgeschaltet. Seine Leute sind bereit, der BTA den Stoff in Kommission zu geben.«
    Das Carolina Pines am Sunset Boulevard. Die 08:00-Klientel: schläfrige Nutten und Hollywood-High-Lehrer.
    Dwight zündete sich eine Zigarette an. »Weiter.«
    Marsh wirbelte mit seiner Gabel. »Die BTA hat anderthalb Pfund. Komisch ist nur, dass der Bursche, der das Zeug loswerden will, ebenso viel bei der MMLF untergebracht hat. Ich weiß nicht wie, aber man scheint sich stillschweigend einig geworden zu sein. »Veranstalten wir ein Pow-Wow, damit das Ganze nicht abschmiert, Bruder.< Ich soll nächste Woche ein »Gipfeltreffen arrangieren.«
    Typisch Joan. Scheiß-brillant. Sie verteilte den Stoff und verdoppelte die Anklagen.
    Dwight stieß einen Joan-Rauchring aus. Er geriet unscharf und verteilte sich zu schnell.
    »Dann los. Sehen Sie zu, dass Sie alles so schnell wie möglich über die Bühne kriegen.«
    Dwight ging zum Tarnbüro zurück. Es roch muffig. Er zog die Rollos hoch und öffnete die Fenster. Er riss ein Telex ab.
    D.H.,
    die Dominikanische Botschaft hat mich soeben informiert. Ich muss Ihnen zu meinem Bedauern mitteilen, dass Wayne Tedrow letzte Woche in Haiti ermordet wurde. Das Verbrechen scheint einen politischen und rassischen Hintergrund zu haben. Die Leiche wurde auf der dominikanischen Seite der Plaine du Massacre abgelegt. In den Taschen des Opfers wurden Zettel mit plumpen Symbolen und antiamerikanischen Slogans gefunden. Bitte überprüfen Sie den Vorfall im Hinblick auf die Verbindungen des Opfers zu RMN, Mr. Hughes und unseren italienischen Freunden etc.

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