Blut soll fließen
Rufen Sie mich bei Erhalt der Mitteilung an. JEH
Das dunkle Zimmer half. Die Mauern schützten ihn. Der Straßenlärm riss nicht ab. Er rannte zum Fenster und dämpfte das Brummen.
Er zog sich in enge Räume zurück. Im Schrank der kleinen Kammer mit dem Schreibtisch fühlte er sich sicher. Er zog die Beine an und hielt den Krampf aus. Er verhüllte sich den Kopf, um es noch dunkler zu haben. Er warf seine Waffe in einen Lüftungsschacht, damit er sich nicht erschoss. Sein Hemd war durchnässt, weil er zusammengekauert geschluchzt hatte.
Irgendwie verschaffte die Zeit ihm Luft. Er warf den Schnaps und die Pillen in den Schacht, um sich nicht in den Schlaf flüchten zu können. Das Telefon klingelte und klingelte. Wie Gewehrschüsse. Er kroch aus seinem Nest und warf das Telefon zu Boden. Der Hörer war nah, die Leitung knackte, er hörte ihre Stimme.
Er bekam mehr Luft. Er griff zum Telefon. Er brachte ein »Ja?« zustande und »Du hast mich nie zuvor angerufen«. Seine Stimme klang wie die von Wayne.
Die Leitung rauschte. Er verlor ihre Stimme. Die Leitung wurde wieder klar. Er hörte sie erneut.
»Balaguer lässt Leute verhaften und foltern. Wayne hat die Baustellen in die Luft gejagt. Balaguer will uns eine Lehre erteilen.«
Dwight hustete. Die Leitung kippte und brach ab. Er zog die Rollos hoch und konnte wieder sehen. Das Fokussieren fiel ihm schwer. Er rief seinen Telefonverbindungsmann in L.A. an. Eine Bandansage lief. Er bat um Rückruf: eine Minute mit dem Großen Mann.
Das Licht tat weh. Er zog die Rollos zu. Verdunkelungsvorhänge und Zeitreisen: Wayne mit seinem ersten Chemiebaukasten und dem aus Schottland eingewanderten Großvater.
Peru, Indiana. Frühling '48. Wayne mischt Puder und lässt einen Regenbogen erscheinen.
Das Telefon klingelte. Er schnappte den Hörer. Ein Mittelsmann sagte was. Dwight wischte sich die Augen. Die Leitung knackste. »Sie haben vielleicht Nerven, mich einfach aus dem Blauen heraus anzurufen«, sagte Richard Nixon.
»Wayne Tedrow ist tot. Balaguer dreht durch und lässt Leute wegen Blödsinn verhaften, den Wayne verzapft hat. Was Wayne gilt, gilt uns allen, Sir. Bei allem schuldigen Respekt, das muss umgehend aufhören.«
Nixon pfiff. »Klar, Dwight. Ich ruf beim kleinen Arschloch an. Jesus, die spinnen, die Scheiß-Nevada-Mormonen.«
(Santo Domingo, 26.03.70 )
Blick auf die Straße, Blick in den Spiegel. Er konnte nicht aufhören hinzuschauen.
Seine Suite hatte eine Penthouse-Aussicht. Man hatte einen guten Überblick. Die Polente hetzte rote Ärsche über einen riiiiiiesi-gen Platz. Eine Show, die seit einer Woche ununterbrochen auf dem Spielplan stand. Razzien, Schikanen, Schlägereien. Eine Klopperei an der anderen.
Die Fenster-Show setzte ihm zu. Dito sein gezeichneter Rücken. Die Vierzehn-Sechser-Brandmarkung würde ihm bleiben. Die Narbe war endgültig. Er fand das so weit cool. Es verblüffte ihn und brachte ihn dazu hinzugucken.
Crutch ging vom Spiegel zum Fenster. Mit blankem Oberkörper, er war verschwitzt. Herzklopfen - poch, poch, poch.
Ivar Smith hatte gerade angerufen. Die Verhexung hatte geklappt. Ein paar Voodoo-Nigger hatten den Nigger-liebenden Arsch Wayne Tedrow kaltgemacht.
Der Kopf tat ihm weh. Die Adern pochten. Ein Kopfweh der Stärke zehn. L.A. hatte ihn hierher gescheucht. L.A. war schlimmer. Er konnte die Zeichen lesen: Dwight Holly und Marsh B ow en hatten eine Scheiß-Drogen-Schmuggel-Aktion laufen.
Tiger-Truppen-Stoff. Sein Stoff. Mit verdammt naheliegender Schlussfolgerung.
Crutch starrte zum Fenster hinaus. Scheiße allerorten. Eine Ameisenshow. Die Straße als Ameisenhaufen. Bullen und Rote jagten hin und her.
Er ging zum Spiegel. Seine Narbe war rosa und verschrumpelt. 14/6, por vida.
Der Hinweis auf den Überfall gab ihm immer wieder zu denken: Leander James Jackson als Laurent-Jean Jacqueau. Er hatte Jackson in der Mohrenstadt gefunden und stichprobenweise beschattet. Buppkes Resultate. Er hatte Marsh Bowen stichprobenweise beschattet. Ins Schwarze getroffen: Marsh trifft Scotty Bennett in Tommy Tucker's Playroom.
Verhasste Rivalen - tres kumpelhaft. Wasnn das?
Crutch ging zum Fenster. Er hatte Kopfweh. Er schwitzte. Er keuchte und vernebelte das Fenster.
Er wischte es ab. Er zwinkerte und kniff die Augen zusammen. Die Ameisenshow war vorbei.
Kaffee schien eine gute Idee. Nach Gazeue rüber und einen Java schlürfen. Sich umorientieren und neu zurechtfinden. Die Verhexung genüsslich auskosten. Den Fall noch mal
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