Blut soll fließen
50/50-Zeichen. »Das kann lustig werden«, sagte Marsh.
(Los Angeles, 08.12.70)
Chick Weiss stand auf Neger-Kunst. Afro- und Insel-Produkte. Fruchtbarkeitsfetische und armlose Wächtergeister mit Flügeln.
Sie stellten sein Büro zu. Türstopper und Schreibtisch-Nippes. Geschnitztes Holz mit tiefliegenden Augen.
Crutch und Phil hatten sich Stühle hergeholt. Ein Zulu-Gott stand zwischen ihnen. In halber Lebensgröße. Mit dreiendigem Pimmel. Die Funkelsteinaugen wirkten billig.
Chick bereitete eine Panatela vor. Er hatte einen Zigarrenschneider in Form einer schwarzen Göttin. Er spreizte ihre Beine, steckte die Zigarre rein und schnitt die Spitze ab. Er drückte auf einen Knopf. Aus ihrem Mund schoss eine Flamme.
Phil fand das toll. Crutch sah weg. Chick räumte Platz frei und schwang die Füße auf den Schreibtisch.
»Kamera-Arbeit. Papa ist Reklametafel-König und Mama eine Flower-Power-Maid. Papa ist eng mit dem LAPD verbandelt. Einer seiner Kumpels hat ihm ein Überwachungsband vom Love-in im Griffith Park gezeigt. Mama beim Ringelpiez, während sie's einem Kerl mit dem Mund besorgt. Papa holt Clyde, damit der's ihm heimzahlt. Sie treiben's jeden zweiten Dienstag im Sunset Breeze Motel. Ich will, dass ihr vorsichtig reingeht. Richtiger Film, Bubbies. Keine Schnell-Schnappschüsse.«
Crutch stand auf. Phil, der einen Kater hatte, schwankte beim Aufstehen. Er stolperte in den Zulu-Gott. Der ein paar Pailletten von seinem Pimmel verlor.
»Raus mit euch, ihr Scheiß-Barbaren«, sagte Chick. »Was erlaubt ihr euch für Frivolitäten mit unbezahlbarer Kunst.«
Der Tag war heiß. Phil bestach den Mann am Empfang. Crutch verschaffte sich Zugang zum Fick-Zimmer und setzte die Klimaanlage außer Betrieb. Sie würden das Fenster aufmachen, um frische Luft zu bekommen. Die Kameralinse würde reinpassen. Phil zufolge stand Chick auf Überwachungsfilme. Er hatte eine ganze Bibliothek. Er sah gewöhnlichen Frauen und Männern liebend gern beim Ficken zu. Was illegal und unethisch war. Und Chick schnurz. Er hatte was zu melden. Er veranstaltete Intim-Film-Pa rt ys für die L.A.-Elite.
Sie überwachten das Haus aus dem Wagen. Phil quetschte Crutch wegen seiner jüngsten Abenteuer aus. Er hielt die Klappe. Bungalow 6 war ihr Ziel. Die Bungalows daneben waren Hippie-Buden. Die Leute spielten den ganzen Tag laute Rockmusik. Das bedeutete Zusatz-Deckung.
Crutch trank Kaffee. Phil 151er Rum. Sie tratschten und schwatzten über den Jungboxer Mando Ramos und dessen Siege im Olympia Freddy O. hatte Tiger-Taksi gekauft - ausgerechnet.
Phil lud die Kamera. Der Zielwagen erschien. Die Frau und ihr Hippie-Liebhaber gingen in Bungalow 6.
Crutch blitzte sie. Seine Kamera zeichnete Datum und Ankunftszeit auf. Phil schleppte die Filmkamera zum Fensterspalt.
Er steckte die Linse rein. Er ließ die Kamera laufen. Eine neue Filmrolle war eingelegt. Achtung, Aufnahme, mit Störenfried.
Die Kamera filmte lautlos. Das war cool. Bilder reichten bei einer kalifornischen Scheidung aus. Die Frau und der Hippie waren laut. Crutch hörte es trotz der gottverdammten Rockmusik. Kameramann Phil steckte sich Ohrstöpsel rein.
Crutch versuchte zu dösen. Das »fick-mich«, »fick-mich« störte. Chicks gottverdammte Statuen. Rote Augen aus Funkelstein-Kristall. Flügel, wo Arme sein sollten.
Die Tür des Liebesnests öffnete sich. Phil zog die Kamera raus und duckte sich. Die Frau und der Hippie bestiegen ihre Schlitten und machten, dass sie wegkamen. Phil trug die Kamera rüber.
»Sie haben Neunundsechzig gemacht. Ich habe das Scheidungsbild und die Nummer auf ein Take bekommen. Chick wird zufrieden sein.«
»Du bist ein Versager«, sagte Crutch.
Phil fasste sich an den Schritt und grinste.
Sie hatte ihre Karte früh geschickt. Weihnachten war erst in ein paar Wochen. Diesmal: Poststempel Amarillo, Texas.
Crutch steckte den Fünfer ein. Crutch legte die Karte in seine Aktenablage. Von '55 bis '70 - sechzehn Karten insgesamt. Margaret Woodard Crutchfield deckte die halbe USA ab.
Sein Kleiderschrank steckte voller Akten. Er hängte seine Kleider ins Badezimmer. Sein Fall füllte allein hier sechs Kisten. Er hatte neun Kisten in der Innenstadt verstaut.
Er sah zum Fenster hinaus. Die Weihnachtsdekorationen hingen bereits. Ja, es ist ein Ritual. Ja, du solltest gehen.
Er hatte die Rote Flagge aus Waynes Aktenablage gestohlen. Er hatte sie an sein Armaturenbrett geklebt. Er hatte seine Joan-Bil-der zerrissen. Um die Rücknahme der
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