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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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bereits diskreditiert. Seine Anti-King-Schimpfkanonaden waren ins öffentliche Bewusstsein gedrungen. Im Vergleich dazu waren sie unerheblich. Sie waren nicht schockierend genug. Das hier würde zum Großereignis werden. Auf das man mit ungläubigem Staunen reagieren würde, gefolgt von tragisch resignierter Akzeptanz.
    Mit ihm als entscheidendem Kronzeugen. Mit Vorladungen vor Untersuchungsausschüsse und Grand-Jurys. Er würde vor dem US-Senat Auskunft geben. Er würde beschreiben, wie er Marsh Bowen ausgenutzt hatte. Er würde seine eigene, mit rassistischen Vorurteilen belastete Biographie schildern, peinlich genau seine schwarz-militanten Fauxpas beschreiben und den menschlichen Preis veranschaulichen.
    Er würde seine Freundschaft mit Marsh offenlegen und den sich spiegelbildlich entsprechenden seelischen Druck eines weißen und eines schwarzen Mannes mit der gebotenen Eindringlichkeit schildern. Er würde Marsh nachsichtig mit der distanzierten Liebe beschreiben, die man für den eigenen Widergänger empfindet. Er würde die Geschichte des eigenen Zusammenbruchs ausführen. Er würde sich einer intensiven Überprüfung des eigenen Lebens stellen.
    Karens Haus lag einen Steinwurf entfernt. Dwight richtete den Feldstecher aus. Ella warf Bauklötze auf Dina. Die große Schwester lachte und rannte weg.
    Er hatte Joan von dem Plan erzählt. Sie lagen im Bett. Sie hatten ein Gästehaus bei Silver Hill gemietet. Sie zitterte, wie er sonst zu zittern pflegte. Er löste bei ihr die überwältigende Ehrfurcht aus, die sie immer bei ihm ausgelöst hatte.
    Er würde ins Gefängnis gehen. Vier bis sechs Jahre empfand er als passend. Schutzhaft, Tennisplätze, Annehmlichkeiten für FBI-Informanten. Vielleicht gab es sogar ein paar Tiere, um die er sich kümmern könnte.
    »Nimm die«, sagte Joan. »Die helfen dir beim Schlafen.« Zwei braune Kräuter-Kapseln.
    Sie betäubten nicht. Sie ließen ihn irgendwo dazwischen schweben. Joan leitete ihn an. Sie legte ihre Hände auf seine Brust und ließ ihn synchron mit ihr atmen. Sie begann auf Französisch und Spanisch. Er verstand das meiste. Cap Haitien, Cotui, Pico Du-arte. Puerto Plata, Saint-Raphael, El Guyabo.
    Atme durch, ich bin hier, jetzt bist du sicher. Ich sage dir, was wir mit Waynes Geschenken gemacht haben.
    Er war im Statler. Das wusste er. Sie hatten vom FBI bezahlte Unterkünfte. Joan deckte seine Augen zu und wies ihn an, sich dahin zu begeben, wohin sie ihn gehen hieß.
    Jeder Cent wurde für den Kampf verwandt. Wir rüsteten vier konspirative Häuser aus und kauften Schwarzmarkt-Medikamente. Celia bemalte die Wände. Balaguer plante, Tiger-Klaue in eine Vergnügungsjacht umzubauen. Vier Genossen sprengten den Rumpf im Trockendock in die Luft.
    Wir haben die Slums bei Dajabön aus der Luft mit Essen und medizinischen Kräutern versorgt. Eine kleine dortige Sekte hat Wayne Tedrow kanonisiert. Sie tragen Zeitungsfotos von ihm auf spitzen Hüten. Über Wayne ist ein Traummythos entstanden. Die Menschen glauben, dass Männer mit Flügeln ihn ermordet und zum Märtyrer gemacht haben.
    Sei du nur still, ich weiß, dass du es siehst, ich weiß, dass du ihn geliebt hast. Wir ehren die Toten dadurch, dass wir sie uns vorstellen. Der Glaube siegt.
    Celia hat einen Waffenschmuggel organisiert. Wir haben Waffen in Kuba gekauft und sie nach Port-au-Prince geschafft. Ich habe Insassen aus dem La-Victoria-Gefängnis ausgekauft und ihnen gefälschte Ausweise und Waffen besorgt. Geld ist auch an Konvertiten bei La Panda gegangen. Sie haben Gefängniszellen offen stehen lassen und Akten vernichtet. Ein junger Mann, den Wayne vor Schaden bewahrte, hat seine Schuld voll bezahlt. Er hat sechs La-Banda-Folterknechte in einem Hurenhaus in Borjo getötet. Celia hat die Folterkammer unter dem Golfplatz von El Presi-dente in die Luft gesprengt.
    Wir haben einige der Unsrigen verloren. Zufällige Strafaktionen waren unvermeidlich und sind uns teuer zu stehen gekommen. El Jefe ließ Berichte und Sendungen über unsere Unternehmungen unterdrücken. Die Nachrichten wurden über Druckblätter und geheime Radiofrequenzen verbreitet.
    Viele der Sklaven, die Wayne befreit hat, haben sich uns angeschlossen. Einige tragen sein Bild um ihren Hals. Es gab Scharmützel an der dominikanischen Nordküste. Ein Sprengtrupp des Vierzehnten Juni hat die Tiger-Bucht in die Luft gejagt. Viele Voodoo-Sekten betrachten die Baustellen als heiligen Grund. Viele Leute weigern sich, ihn zu betreten. Wir haben

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