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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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biete 23 cm. Was bietest du?«
    Sein Schreibtisch war aufgeräumt. Er arbeitete mit Gummihandschuhen. Er steckte die fertigen Stücke in Plastiktüten. Er dachte sich einen falschen Tagebucheintrag aus.
    Durchdenken. Reintippen. Du hast eine identische Underwood. Dran denken: das kleine c und j bearbeiten.
    Wenn die Konvergenz fällig wird, bist du da. Joan wird das falsche Tagebuch einschmuggeln.
    Das heißt mehr Einbrüche. Er könnte ein wirkliches Tagebuch haben.
    Dwight räumte Platz auf dem Schreibtisch frei. Er steckte die Bücher und Notizen weg und holte ein Notizbuch hervor. Das Foto aus Silver Hill lehnte an der Lampe. Karen, Dina, Ella. Ihre Adresse/Telefonnummer. »Wenn dieser Mann verloren wurde, geben Sie ihn bitte zurück.«
    Er deckte es mit einem Taschentuch zu. Er schrieb als falscher Marsh:
    »Mein Radikalisierungsprozess setzte an dem Punkt ein, an dem ich begriff, dass ich meine Wahrnehmungen nicht mehr beherrschen konnte. Körperliche Symptome zeigten sich umso deutlicher, je mehr ich versuchte, sie zu unterdrücken. Es war, als ob ein Virus von mir Besitz ergriffen hätte. Wesentlich erschreckender als die Panik, die mich ergriff, als ich mir vor zehn Jahren meiner Homosexualität voll bewusst wurde. Damals hat Selbsthass von mir Besitz ergriffen, heute ein politisch definiertes und nach außen gerichtetes Hassempfinden. Mein Hass fand unmittelbare Ziele - den brutalen Scotty Bennett, den undurchdringlich ausbeuterischen Agenten Holly und meine rassistische Alma Mater, das LAPD - und hat sich langsam und unausweichlich ins Zwanghafte gesteigert. Ich kann die Verbreitung des Virus nicht unterbinden, wenn ich mir nicht das Antitoxin verschaffe, das einzig aus JEHs Tod besteht.«
    Er las das noch einmal durch. Er deckte den Schreibtisch mit einem Staubtuch zu und ging auf die Terrasse.
    Wolken hingen über Silver Lake. Feiner Nebel umgab Karens Haus. Er musste an ihren Streit denken. Die Auseinandersetzung hatte Dina Angst gemacht. Ella schien über den Vorgang nachzudenken. Er sinnierte. Ella wusste Dinge, die er nicht wusste. Vielleicht hatte das Ella von Joan.
    Im Weltgeist war die Kacke am Dampfen. Karen erzählt Joan von ihm. Genosse Tommy war am Tag ihres Anschlags in Memphis. Karen deutete seine Träume und hielt ihn in ihren Armen, wenn der Alpdruck ihn quälte. Während Joan ganz einfach verstand.
    Ein Eichhörnchen kauerte auf dem Terrassenrand. Dwight warf ihm vorsichtig Eicheln zu. Es fasste sie mit seinen Pfötchen und verschwand.
    Die Türklingel schrillte. Dwight schaute durch ein Seitenfenster. Ella hüpfte auf der Veranda.
    Dwight rannte durchs Vorderzimmer und öffnete die Tür. Ella stürmte an seine Beine. Er hob sie mit einem Arm hoch. Ella biss ihn spielerisch in den Hals.
    Karen lehnte an einem Verandapfosten. »Du hättest einbrechen können«, sagte Dwight.
    »Das habe ich für Media reserviert.«
    »Danke.«
    »Nicht der Rede wert.«
    Ella zappelte. Dwight ließ sie runter. Sie rannte ins Vorderzimmer.
    »Wie hast du das gefunden?«
    Karen kam rein. »Ich bin dem Feldstecherblitzen nachgegangen. Ich glaubte eine voyeuristische Präsenz zu entdecken, der Rest war angewandte Trigonometrie.«
    Dwight lachte. Karen legte einen Arm um ihn. Er führte sie vom Schreibtisch weg. Ella schaute in eine Schachtel. Dwight nahm sie und schob sie weg.
    Sie befreite sich und zeigte mit dem Finger. Sie machte ihr fragendes Gesicht.
    »Das, Liebes«, sagte Dwight, »sind Belastungswaffen.«
    Karen ließ ihre Handtasche fallen und versetzte ihr einen Tritt. »Liebst du mich?«, fragte Dwight. »Ja, Gott verdamm dich«, sagte Karen.
    Einlagen:
    Er hatte in der Aktenabteilung gearbeitet. Drinnen bewegte er sich frei. Er war lässig und arbeitete heimlich spätnachts.
    Er holte Akten von der Sitte und Klatsch-Akten. Er fand Verhörkarten von Befragungen vor Ort und trug Marsh Bowens Namen ein. Marsh bei drei Schwuchtelbar-Razzien, Marsh bei einem Tuntenball, Marsh bei einem Hasst-die-Weißen-Fest.
    Er ging zum Subversiven-Depot. Er schmuggelte eine chemisch gealterte Akte ein.
    Von Joan verfasst. Er hatte dafür gesorgt, dass der Zusammenhang stimmte. Ein heute verstorbener Agent hatte die Akte Ende '65 geschrieben. Damals arbeitete Marsh für Clyde Duber. Eigentlich arbeitete Marsh gegen Clyde für die Black Muslims. Der Agent hatte Verdacht geschöpft. Was Clyde nie erfuhr.
    Er verkaufte Aktien. Er legte Bob Relyeas erste Abschlagzahlung beiseite. Er brauchte Mr. Hoovers Reisepläne. Morgen

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