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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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brachte sie am 24. März. Die New York Times und die Village Voice folgten. Mit sich steigernder Empörung. Karen schrieb die Weitergabe einem »Bürgerkomitee zur Untersuchung des FBI« zu. Herr Normalbürger konnte seine Nase in fade Überwachungsprotokolle stecken. Frau Normalbürgerin erfuhr, was es mit dem Begriff »COunterlNTELli-gence PROgram« und der Abkürzung »COINTELPRO« auf sich hatte. Mr. Hoover war außer sich. Der Präsident erleichtert. Die Akten enthüllten nur Schikanen aus der Zeit vor Nixons Präsidentschaft.
    Es war ein Erfolg. Das räumte Joan ein. Der Vorgang trat in und aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit. Linke Schreiberlinge wetzten ihre Zähne daran. COINTELPRO war untergründig Teil der öffentlichen Wahrnehmung geworden. Ihre Enthüllungen würden das Konzept blutig ins öffentliche Bewusstsein ätzen.
    Die Arbeit war hart. Die Operation hielt ihn ideologisch am Leben. Die Operation stachelte Joan zur wilden Rachsucht an. Sie verstand sie als Vendetta. Die Ursache ihrer Verletztheit wollte sie nicht preisgeben. Sie wirkte angespannt. Lionel Thorntons Tod setzte ihr zu. Er war schlimmstenfalls ein Geldwäscher und bestenfalls ein politischer Schwarzkassenwart gewesen. Joan war nicht bereit, darüber zu reden. Sie erklärte wie stets: »Das sag ich nicht.«
    Joan schlief mit ihm in Hotelsuiten und arbeitete mit ihm in der Notunterkunft zusammen. Die Nächte, in denen er mit Karen schlief, verbrachte sie in konspirativen Wohnungen. Sie machte sich Sorgen wegen Celia. Sie führte Telefongespräche und versuchte Celia in der DOM zu finden. Alle seine Hilfsangebote lehnte sie ab.
    Sie pflegte ganz allein auf der Terrasse zu sitzen. Sie trank Tee und nahm Kräuterkapseln. Er stahl ein paar und ließ sie analysieren. Haitianische Fruchtbarkeits-Zaubermittel. Joan war fast fünfundvierzig und versuchte schwanger zu werden. Ihr Kind, sein Kind - das verblüffte ihn. Empfängnis war absolut ausgeschlossen. Das war ihm klar. Er sagte es nie. Er erwähnte die Zaubermittel nie. Er beobachtete, wie sich ihr Gesicht veränderte, wenn sie ihrem Körper ihren Willen aufzuzwingen versuchte. Er genoss den Wahnsinn und bewunderte ihre Hartnäckigkeit.
    Karens Haus stand unten an einem steilen Abhang. Er richtete seinen Feldstecher darauf und beobachtete die Mädchen beim Spielen. Karen teilte ihm die Einzelheiten über Media mit und dann nichts mehr. Sie beendeten die Spitzelbeziehung formell. Was er akzeptierte. Karen bezeichnete Media als ihre Schuld gegenüber Joan und erklärte sie für quitt. Sie kam nie in die Notunterkunft zurück. Er hatte ein Bild von ihr und den Mädchen dabei. Sie schickte ihm verschlüsselte nächtliche Mitteilungen. Sie spürte, dass er auf der Terrasse saß, und ließ laut Beethoven-Streichquartette laufen. Sie schaltete das Licht in der Küche an, um ihm den genauen Standort der Klangquelle zu zeigen.
    Die Musik drang in seine Träume. Wayne ersetzte Dr. King. Krokodile und Flüsse in Haiti. Explosionen in der DOM und magere schwarze Männer mit Flügeln.
    Die Operation kam voran. Das eine Hindernis war die Konvergenz. Er flog viermal nach Mississippi. Bob Relyea war nach wie vor entschlossen. Bob trainierte. Bob würde den Mund halten. Bob würde das Ziel erst am Anschlagstag erfahren.
    Er war mehr als sechs Mal in Marsh Bowens Haus eingedrungen. Er hatte ein verstecktes Tagebuch gesucht und keines gefunden. Joan war sicher, dass Marsh ein freimütiges Tagebuch führte.
    Seine schauspielerische Selbstbezogenheit schrie geradezu danach. Das falsche Tagebuch war der Deus ex Machina ihrer Operation. Sie mussten sicherstellen, dass das wirkliche Tagebuch nicht gefunden wurde.
    Marsh arbeitete Nachtschicht und hielt motivierende Reden. Dwight brach heimlich bei ihm ein und durchsuchte alles: den Müll, den Schreibtisch und sämtliche Schubladen. Wandtäfelungen wurden auf Hohlräume abgeklopft. Zahlreiche Kunstbücher und haitianische Reiseprospekte. Noch kein Tagebuch.
    Die Aktenabteilung war nun stark gesichert. Eine nach Media erfolgte Sicherheitsmaßnahme. Für ihn unerheblich. Er war FBI-Agent. Er hatte Schlüssel zu den Aktenregalen. Marsh Bowen war nun tief in die Akten eingeschleust. Sergeant Bowen war unbedacht promisk. Sergeant Bowen war politisch unzuverlässig, und zwar seit Jahren.
    Er blieb bis spätnachts im FBI-Büro. Er plauderte mit dem sarkastischen Jack Leahy. Jack war auf den bestürzenden Niedergang des alten Mädchens fixiert. Er fand Media saukomisch.

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