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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Jack bezeichnete den Einbruch als vorhersehbar. Er hatte eine gute Pension und ein derbes Gemüt. Ihm schien das alles nicht das Geringste auszumachen.
    Dick Nixon kam nach zwei Highballs in Fahrt. Er rief zweimal im Monat bei Dwight an. Nixon war wegen Hoover irritiert. Hoover war wegen Nixon irritiert. Der Präsident war halb duhn und geriet ins Schimpfen. Hoover suchte unter geistigen Ausrutschern nach Bestätigung. Beide Männer empfanden den Eintrei-ber als tröstlich. Ein Revolverheld, der einen Zusammenbruch überwunden hatte.
    Sein Trost? Marshs Tagebuch.
    Er schuf eine äußerst gestörte Männerwelt. Marshs Diskurs wird durch seinen Diskurs mit Karen und Joan geprägt. Marshs Tagebuch wirkt geradezu utopisch. Es will von der Welt, wie sie ist, nichts wissen und prophezeit eine Welt, wie sie sein könnte. Die Eintragungen setzen zu Beginn von BÖÖÖÖSEM BRUDER ein und erstrecken sich bis zur Gegenwart. Marsh hat Schuldgefühle, weil er den »Schwarz-militanten Feuerwechsel« für sich benutzt hat. Er ist entschlossen, J. Edgar Hoover zu töten. Seine Bullen-Rolle hat ihm Ruhm gebracht und Menschenleben gekostet. Seine moralische Verwirrung steht in kontrapunktischem Gegensatz zu seinem gequälten Innenleben und seiner täglichen Schwelgerei in Perversionen.
    Er hat Einzelheiten aus seinem eigenen Zusammenbruch übernommen. Marshs Persönlichkeitsspaltung ist seine Persönlichkeitsspaltung, zum Äußersten getrieben. Er hat eine Holly-Bowen-Freundschaft erfunden, die es so nicht gab. Die beiden Männer unterhalten sich über geistigen Zusammenbruch als Auslöser gewaltsamer Waffentaten und als Mittel zur Überwindung einer selbstbezogenen Pathologie. Er stellt öffentliche Politik als privaten Albtraum und Mittel zu deren Sühne dar. Er beschreibt, was es heißt, etwas tun zu müssen, um nicht verrückt zu werden. Um zur eigenen Geschichte und Marshs Geschichte zurückzufinden.
    Er hat jetzt was für Marsh übrig. Umbringen wird er ihn trotzdem.
    (Los Angeles, 15.03.71-18.11.71)
    Frustration. Verdammt ständig, Tag für Tag.
    Die County Grand Jury erklärte die Bostitch-Brüder postum für schuldig. Worauf Scotty durchatmen konnte. Die Brüder hatten Herrn Saubermann umgelegt und einen Selbstmordpakt geschlossen. So weit, so gut, aber die Geldtransporter-Untersuchung war steckengeblieben.
    Wer ist die Frau?
    Sie war Thorntons Smaragd-Überbringerin und Zwischenträger. Eine Frau hatte bei der Jomo-Nummer im Mittelpunkt gestanden. Marsh zuckt zusammen, wenn er Frau hört. Marsh macht einen zweideutigen Eindruck. Solide und unzuverlässig.
    Wer ist die Frau? Sein Gefühl: Sie war bei OPERATION BÖÖÖÖ-SER BRUDER dabei. Klar, aber:
    Er kann nicht bei Dwight Holly nachfragen. Dwight ist ein scharfer Hund und geschickt und würde ihn auf der Stelle selber ausfragen. Er kann nicht bei Jack Leahy nachfragen. Jack weiß von OPERATION BÖÖÖÖSER BRUDER. Jack ist ein scharfer Hund und geschickt und würde ihn auf der Stelle selber ausfragen.
    Frustration. Zum Verrücktwerden, Nacht für Nacht.
    Sie hatten die Smaragd-Verteilungsakte und das verschlüsselte Kontenbuch gestohlen. Er hatte versucht, den Code zu knacken. Er hatte Monate damit zugebracht. Er hatte überlegt, einen Kryptographien hinzuzuziehen. Ein Fachmann konnte den Code möglicherweise knacken. Er hatte sich schließlich dagegen entschieden. Der Code-Knacker würde daraufbin Bescheid wissen. Ein weiteres loses Ende, um das man sich dann kümmern musste.
    FBI-Bankfachleute untersuchten die People's Bank. Scotty begleitete sie gemeinsam mit Jack Leahy. Sie rissen die Wände, Böden und das Dach in Stücke. Sie fanden den Tresor von Herrn Saubermanns Zeichnung. Darin: ein Rauschgifthort und 89 000 Dollar.
    Sicherheitsreserve. Für den Fall aller Fälle. Eine Absicherung gegen eventuelle Enthüllungen.
    Das Geld und die restlichen Edelsteine waren anderswo gebunkert. Thornton war klug. Er gab das Versteck nicht preis. Er spielte die »Ich-weiß-nichts«-Karte. Er wusste, dass er ohnehin tot war. Theorie: Das Geld und die Juwelen waren im Tresor. Die Leute, die den Überfall durchgezogen hatten, wussten Bescheid. Sie holten alles raus, bevor die Bankleute reinkamen.
    Wo ist Reggie? Wer ist die Frau? Wer wird die Smaragde verteilen, wenn Herr Saubermann tot ist?
    Frustration. Nächtliche Schweißausbrüche. Wuuuuuu, wirf die Decken ab.
    Marsh war frustriert. Er hatte alle ihre Akten gelesen. Er liest sie und geht die Einzelheiten penibel durch. Sie bilden

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