Blut soll fließen
an. »Schluss. Ich will nichts mehr davon wissen. «
Woodrell wurde rot im Gesicht und bekam Wackelknie. »Herrgott im Himmel«, sagte Fritsch. Dwight wies auf die beiden und dann auf die Tür. Sie kapierten und verschwanden. Dwight stand auf und riss Wayne aus dem Sessel. Dwight packte ihn am Kragen und versetzte ihm zwei Ohrfeigen.
Das tat weh. Das ließ Äderchen platzen. Wayne zerdrückte ein paar Schmerztränchen. Was Dwight Holly betraf, kam das einer Liebkosung gleich.
»Du tust es für Janice. Du tust es für uns beide und für alles, was du noch unternehmen möchtest. Du tust es, weil wir beide tief in der Scheiße stecken.«
Wayne wischte sich die Nase. Blut lief ihm in den Mund. Die Tränen trockneten rasch.
»Das muss jetzt sein, also lass der Sache ihren Lauf und mich nicht im Stich. Ich bin auf dich angewiesen und werde vielleicht beim Grapevine auf dich angewiesen sein. Otash ist nach St. Louis gegangen, wir werden uns mit ihm kurzschließen und an einem bestimmten Punkt möglicherweise eingreifen müssen.«
Das eigene Blut schmeckte eigenartig. Dwight hielt ihn aufrecht. Seine Beine waren weggesackt.
»Du musst jetzt durchhalten. Ich brauche die Abonnentenlisten deines Vaters, und wenn es im Grapevine hart auf hart geht, machst du gefälligst mit.«
Wayne nickte. Dwight ließ ihn los. Wayne schwankte und blieb stehen.
Die Leintücher waren durchgeschwitzt. Ihr Nachthemd feucht. Der Puls schwach bis normal. Wayne drehte am Einstellrädchen und mischte dem Beutel Stoff bei.
Heroin. Seine Mischung. Ein synthetisches Opiat auf Morphin-Basis.
Janice entspannte sich. Wayne wischte ihr die Stirn und versuchte die Leintücher mit einem Handtuch trocken zu kriegen. Die Nachtschwester schlief im Wohnzimmer. Janice war verschwitzt und fror.
Wayne fasste ihre Hände. »Es muss was unternommen werden, damit wir halbwegs sicher sind. Wenn du davon hörst, wirst du Bescheid wissen. Es war nicht meine Idee, lässt sich aber nicht vermeiden.«
Janice schloss die Augen. Tränen liefen. Sie riss die Hände frei. Die sich gewichtslos anfühlten, nur noch Haut, Adern und Knochen.
Wayne drehte am Einstellrädchen. Stoff floss aus dem Beutel in die Vene. Janice verlor schaudernd das Bewusstsein.
Der Puls war schwach bis normal. Wayne legte ihr das Haar auf dem Kissen zurecht. Mit dem Telefon vom Nachttisch rief er Mesplede in Miami an.
Es klingelte dreimal. Ein schläfriges »Ouif«.
»Ich bin's, Wayne.«
»Ja, klar. Mein in Schwierigkeiten steckender amerikanischer Freund.«
»Kannst du mir einen Gefallen tun?« »Klar.«
»In Miami hat mich ein junger Bursche verfolgt. Ich weiß nicht, worum es geht, aber es bedeutet Ärger.« »Ja? Und der Gefallen?«
»Anfang zwanzig, mittelgroß, Bürstenschnitt. Er fährt einen gemieteten Avis-Wagen. Nummernschild GQV-881.« »Ja? Und der Gefallen?« »Krieg raus, was er will, und leg ihn um.«
Der Bunker befand sich zwanzig Kilometer östlich von Vegas. Wayne Senior hatte ihn »Führer-Bunker« getauft. Ein mit Buschwerk bestandener Betonblock in einer Sanddüne. Direkt von der Interstate 15 aus erreichbar.
Wayne hatte eine Taschenlampe, einen Benzinkanister und ein Zippo-Feuerzeug mit. Der Bunker lag anderthalb Kilometer von der Interstate entfernt. Sämtliche Hasstraktate und Abonnentenlisten von Senior waren dort eingelagert.
Wayne parkte auf einem Wendeplatz in der Nähe einer Chevron-Tankstelle und ging in die Wüste. Es war Mitternacht und 41 Grad heiß. Der Sand sog an den Füßen und ließ ihn nur mühsam stapfen. Er war in eine zwanghafte Zeitlupe versetzt. Er musste ständig an Dallas denken.
Er gelangte ans Ziel. Er riss Buschwerk ab, schloss die Tür auf und schaffte Hass-Literatur nach draußen. Die Umschlagtitel sprangen ihm ins Auge. Generation Rassensalat und Judengrillen: ein Rezeptbuch. Papst Pontius: Wie Papisten die Verjudeten Nationen beherrschen. Er sah entstellte Bilder von Dr. King und kleinen Negerkindern. Er sah Faksimile-Ausgaben von antiken Klan-Kode-Büchern.
Er räumte die Gestelle leer. Er schleppte viel Gedrucktes und bekam Tintenflecke auf die Arme. Er sah Hass-Schlagzeilen. Er sah pornografische Hass-Karikaturen. Er sah mit launigen Sprüchen versehene Fotos von Lynchmorden.
Er errichtete einen riesigen Hass-Scheiterhaufen. Zweieinhalb Meter hoch. Den er mit Benzin tränkte. Worauf er das Zippo Funken schlagen ließ und die Flamme unten ran hielt.
Der Scheiterhaufen flammte hoch und breit empor. Der weite schwarze Himmel
Weitere Kostenlose Bücher