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Blut und Harz

Blut und Harz

Titel: Blut und Harz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Leibig
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nicht genauer wissen. Er wollte nur, dass seine Platzwunde aufhörte zu bluten und dass sie so schnell wie möglich Natalja befreien konnten.
    »Setz dich«, sagte Ruppert und deutete auf einen ledernen Behandlungsstuhl. »Ich werde die Wunde zuerst säubern und dann nähen. Entspann dich einfach.«
    Plastikhandschuhe quietschten leise, als sich Ruppert frische überstreifte. Dann begann er seine blutige Arbeit.
    Alexander trat währenddessen an den offen stehenden Schrank heran und starrte hinein.
    Als Ruppert ein stechend riechendes Desinfektionsmittel auftrug, schloss Erik stöhnend die Augen. Der feurige Schmerz auf seiner Stirn schien direkt bis in seine Augäpfel zu schießen.
    »Was soll das?« hörte er Ruppert empört rufen.
    Als Erik die Augen wieder öffnete, stand Alexander neben ihnen und tränkte einen weißen Stofflappen mit dem Desinfektionsmittel.
    »Sie machen Ihre Arbeit, ich mache die meine«, war alles, was der Rabe antwortete. Ohne weitere Erklärungen trat er anschließend an einen Spiegel, der an der gegenüberliegenden Wand hing und begann, seine Wunden im Gesicht zu säubern.
    Ruppert schüttelte den Kopf und setzte den ersten Stich – Verdammte Scheiße!
    Unter zusammengekniffenen Augen sah Erik, wie Alexander den Ärmel seines Pullis anschließend nach oben krempelte. Ein dunkelroter Riss zog sich quer über den Unterarm, die Quelle für seine blutigen Hände.
    Der zweite Stich – Fuck!
    Alexander reinigte gewissenhaft die Wunde.
    Stich Nummer drei – Tut das weh!
    Trotz der Schmerzen konzentrierte sich Erik auf Alexander. Er wollte gar nicht sehen, was Ruppert mit ihm anstellte. Er sah blinzelnd, wie der Rabe abschließend einen sauberen Verband anlegte, der unter dem blutverschmierten, schwarzen Stoff verschwand.
    Der vierte Stich – So muss sich die pure Hölle anfühlen!
    »Fertig!« meinte Ruppert, während er mit zufriedenem Gesichtsausdruck sein Werk begutachtete. »Was deine anderen Schmerzen angeht, kann ich ohne genaue Untersuchungen gar nichts sagen. Du müsstest eigentlich ins Krankenhaus.« Der Vorwurf in seiner Stimme war unüberhörbar.
    »Ich weiß. Trotzdem danke, Ruppert.« Erik nickte und erhob sich. »Nun bist du dran, Alexander. Setz dich!«
    Der Rabe sah entgeistert auf. »Wir haben keine Zeit. Wir müssen weiter!«
    Erik schüttelte entschieden den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Vorher wirst du dich von Ruppert anschauen lassen. Du siehst nicht gut aus. Streit es gar nicht ab! Und was bringst du Natalja, wenn du nicht richtig arbeiten kannst?«
    Die Worte saßen. Alexander knirschte hörbar mit den Zähnen, seufzte, streifte mit einer fließenden Bewegung seine Ausrüstung ab und hängte sie über einen weiteren Stuhl, der neben ihm an der Wand stand.
    Dann trat er zu Ruppert herüber und nahm auf dem Behandlungsstuhl Platz.
    »Diese Rippe«, sagte er und deutete darauf, »scheint gebrochen oder geprellt zu sein.«
    Hawelka nickte. »Machen Sie sich bitte frei.«
    Alexander streifte sich den schwarzen Stoff vom Leib und entblößte seinen gestählten Oberkörper. Erik hätte beinahe vor Anerkennung gepfiffen, doch er verkniff sich seinen Kommentar.
    Ruppert hingegen schien der Anblick nicht im Geringsten zu beeindrucken. Mit fachmännischen Fingern tastete er die Rippen ab, eine nach der anderen.
    An manchen Stellen blinzelte Alexander und der Hauch von nach unten gezogenen Mundwinkeln erschien in seinem Gesicht, doch mehr Reaktion zeigte er nicht.
    Nach eingehender Untersuchung zog Ruppert seine Hände zurück und seufzte.
    »Sie haben Glück. Nur geprellt«, sagte er fachmännisch. »Sie sollten sich aber die nächsten Tage schonen, aber das wissen Sie wohl selbst.«
    »Haben Sie etwas gegen die Schmerzen?«
    Ruppert wölbte kritisch die Augenbrauen, griff aber kommentarlos über den Schreibtisch zu einer Sammlung von Verpackungen. Suchend kreiste seine Hand wie ein Adler darüber, dann schnappte er sich ein Päckchen und reichte es Alexander.
    »Davon zwei Tabletten dämpfen Ihre Schmerzen. Nehmen Sie vier, spüren Sie nichts mehr, aber dann sehen Sie auch rosa Elefanten fliegen.«
    Der Rabe musterte nachdenklich die Packung, dann nickte er, scheinbar zufrieden. Ruppert stand derweilen auf und trat zu Erik herüber, um sich seine Nähkünste nochmals anzusehen.
    Alexander streifte sich den Pullover wieder über.
    Noch bevor Erik wusste was geschah, war Ruppert an ihm vorbeigehuscht, hatte Alexanders Ausrüstung erreicht und zog hastig eine

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