Blut und Harz
der beiden Pistolen aus dem Holster.
Mit bebenden Fingern richtete er den Lauf der Waffe direkt auf Alexander. Der Schalldämpfer vibrierte deutlich.
»Hände hoch!« schrie Ruppert Hawelka schrill.
Kapitel 22
»Ein grünes Herz?« keuchte Natalja fragend, während sie sich in seinen Armen wie ein Wurm wand.
Reimund starrte noch kurz in ihre grün gesprenkelten Augen, dann blickte er wieder zu Bruder Johannes auf.
»Wo hast du sie aufgegabelt?«
Johannes presste kurz die Lippen zusammen, bevor er antwortete: »Du wirst es nicht glauben, aber sie war mit Erik Ritter und diesem Vogel in einem Wohnwagen auf dem Waldcampingplatz.«
Reimund fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht, während er Natalja weiterhin mit der anderen fest gepackt hielt. »Und was ist mit Erik und dem Raben?« fragte er. »Ich hoffe, sie sind tot.«
Natalja spuckte ihm unerwartet ins Gesicht. Der warme Speichel traf ihn klebrig und zäh.
Verärgert wischte er ihn sich mit dem Handrücken von der Wange.
»Wenn du noch einen Mucks von dir gibst, Mädel, dann bringe ich dich zum Schweigen und das wird dir nicht gefallen! Haben wir uns verstanden?«
Natalja erwiderte nichts darauf. Stattdessen funkelte sie ihn streitsüchtig an.
»Also nochmal Johannes!« knüpfte Reimund an seine Unterhaltung an, grimmiger dieses Mal. »Was ist mit den beiden?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte der Mönch kühl. »Als ich sie einfing, lag Erik Ritter unter einem gewaltigen Ast begraben und blutete wie ein Schwein auf der Schlachtbank. Wahrscheinlich ist er längst tot.« Er grinste breit. »Und den lustigen Vogel habe ich in eine Falle gelockt, als er uns durch den Wald verfolgte. Er ist tief gefallen und eine kleine Überraschung hat ihn dort erwartet. Er ist mit Sicherheit nicht mehr am Leben.«
Reimund spürte, wie die junge Frau in seinen Armen heftig zu Zittern begann.
»Was ist? Ist der Killer ein Bekannter?«
Natalja schüttelte vehement den Kopf.
Ist ja auch egal, dachte Reimund resignierend. Der Rabe würde heute Nacht seinen letzten Flügelschlag machen. Er schloss für einen Moment die Augen. Sein Kopf dröhnte und er musste erst Ordnung in sein Gedankenchaos bringen.
Dann sagte er: »Du hast also von beiden keine Leichen gesehen? Verstehe ich dich richtig?«
Bruder Johannes zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Ich war damit beschäftigt sie zu bändigen. Alles andere war mir in diesem Moment egal.«
Langsam ließ Reimund pfeifend die Luft aus seinen Lungen entweichen. Sein Schädel pochte und am liebsten hätte er seinen Stellvertreter angeschrien, doch dieser hatte Recht. Ein grünes Herz war weitaus wichtiger als Erik und der Killer zusammen.
»Dann leben sie noch«, sagte Reimund leise. »Ich spüre es. Das gefällt mir hinten und vorne nicht. Ein entschlossener Schwiegervater in Spe und ein Berufskiller. Was für ein Duo! Und was zur Hölle haben sie auf einem Campingplatz gemacht? Sicher keinen Ringelpiez mit Anfassen!«
Sein Blick traf Natalja. »Sag schon! Was habt ihr dort getrieben?«
»Nichts, was Sie etwas angeht, Herr Schell!« knurrte Natalja biestig.
Beinahe hätte Reimund laut losgelacht. Sie befand sich in einer ausweglosen Lage und trotzdem keifte sie herum und versuchte auszuteilen. Sie hatte Biss. Das gefiel ihm.
»Erik hat also geplaudert. Noch ein Grund, warum er und alle Mitwisser so schnell wie möglichst sterben müssen.«
»Dann tötet mich doch!« feixte Natalja. »Ich weiß alles!«
»Das bezweifle ich. Aber du hast Recht. Vielleicht sollten wir dich auf der Stelle unter die Erde bringen, wäre da nicht diese Kleinigkeit.« Reimund tippte ihr mit der freien Hand zwischen die Brüste. Seine Fingerspitze traf auf das harte Brustbein. Sie zuckte bei der Berührung zusammen.
»Aber neben deinem grünen Herz wirst du uns schon noch alles verraten, was du weißt. Und ich an deiner Stelle würde trällern wie ein Vögelchen.« Sein Gesichtsausdruck wurde eine Spur härter. Er spürte selbst wie sich seine Muskeln spannten. »Glaube mir, meine Liebe, wenn ich dich in die Hände meiner Brüder gebe, hast du nichts mehr zu lachen.«
»Dann foltert mich doch! Ich verrate euch nichts!« Ihre Augen sprühten vor Hass.
Eigentlich empfand Reimund Loyalität als eine gute Eigenschaft. Doch gerade ging ihm Natalja einfach auf die Nerven. Er verstärkte seinen Griff. Dann seufzte er nur. »Warum sollten wir dir Qualen bereiten? Für dich ist ein ganz anderes Schicksal vorgesehen. Du weißt nur nichts
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