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Blut und Harz

Blut und Harz

Titel: Blut und Harz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Leibig
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Hand?«
    Erik schüttelte den Kopf. »Sellerieallergie.«
    Er erntete einen verständnislosen Blick des Raben.
    Erik seufzte. »Ich habe eine ausgeprägte Sellerieallergie.«
    »Und was hat das mit Pistolen zu tun?«
    »Indirekt eine ganze Menge. Mit Sellerieallergie wirst du bei der Bundeswehr ausgemustert. Ich kam nie in den Genuss, für mein Vaterland zu dienen und eine Waffe zu tragen.«
    Alexander verdrehte die Augen, griff nach einer der Pistolen und drückte sie ihm in die Hand.
    »Dann wirst du es ohne Üben können müssen. Hier entsicherst du die Pistole - so wird das Magazin getauscht - und so lädst du sie - Zielen, abdrücken, Bumm . Einfach, oder?«
    Erik nickte, starrte jedoch entgeistert auf das schwarze Metall in seinen Händen, das ihm gerade vorgeführt worden war. Der Griff war geriffelt und kühl. Er spürte die machtvolle Aura, die von der Waffe ausstrahlte wie die Hitze eines Kaminfeuers. Er hätte nie gedacht, dass er bei einer Pistole so empfinden würde, doch er fühlte sich schlagartig stärker, mächtiger. Überlegen.
    Er schluckte die angsteinflößenden Gedanken hinunter und sagte zweifelnd: »Du meinst, das reicht als Crashkurs?«
    »Solange du dich nicht selbst erschießt oder auf mich zielst, muss es einfach genügen. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.«
    Er griff nochmals ins Regal und schnappte sich eine der beiden AKs. Etliche Magazine wanderten in einen Rucksack, den er irgendwoher aus dem Schrank zauberte.
    Beim Anblick der Kalaschnikow, die Erik sonst nur in den Nachrichten sah, wenn geisteskranke Taliban durchs Bild flitzten oder Terroristen ein Attentat auf sich nahmen oder die Nationalflagge Simbabwes gezeigt wurde, wurde ihm mulmig im Magen.
    »Was willst du mit der Maschinenpistole?« fragte er vorsichtig.
    Alexander prüfte fachmännisch das Gewehr, dann sah er zu ihm auf. Seine Augen waren kalt, klar und gnadenlos wie die Wahrheit.
    »Wer bei den Wölfen sein will, muss mit ihnen heulen. Wenn diese Mönche meinen, sie können es mit einem Profikiller aufnehmen, dann will ich sehen, wie sie mit diesem Heulen zurechtkommen.« Liebevoll tätschelte er bei seinen Worten den Rumpf der Waffe.
    Erik konnte nur nachgiebig seufzen. »Ist das eine Weisheit, die du von deinem Onkel gelernt hast?« fragte er. »Ich meine den Spruch mit den Wölfen?«
    Alexander Kowalski schüttelte den Kopf. »Nein, das hat ein anderer weiser Mann gesagt.«
    »Wer?«
    Der Rabe grinste wieder grimmig. »Martin Luther.«
    ***
    Das Klimpern eines Schlüsselbundes drang gedämpft zu Natalja herein. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, während sie sich vom Bett erhob.
    Egal, was nun geschehen würde, sie wollte sich erbittert wehren. Sie hatte sich in den letzten zehn Minuten eine simple Taktik überlegt: Zuerst die Nase, dann die Eier.
    Ein Schlag auf eine bereits gebrochene Nase würde Johannes hoffentlich soweit außer Gefecht setzen, dass sie ihm mit einem wuchtigen Stoß in die Weichteile ins Reich der Ohnmacht schicken konnte. Soweit zumindest die Theorie.
    Die Tür glitt auf.
    Natalja straffte ihre Schultern.
    Bruder Johannes trat ein. In Händen hielt er einen etwa eineinhalb Meter langen Holzstab, glatt poliert und unverziert.
    »Die Stunde der Wahrheit ist gekommen, Schätzchen«, sagte er. Die Tür schlug hinter ihm krachend ins Schloss. Er sperrte ab. Als Natalja sein Gesicht sah, nachdem er sich wieder zu ihr gedreht hatte, wich sie verblüfft einen Schritt zurück.
    Seine schiefe Nase war korrigiert worden und das Blut war verschwunden. Nicht mal eine Rötung der Haut war zu sehen.
    Nur seine Augen loderten in kaltem Feuer.
    Mit etwa zwei Metern Abstand blieb er vor ihr im Zimmer stehen.
    »Dir ist hoffentlich bewusst, dass du vorhin mein Wohlwollen leichtfertig verspielt hast.« Prüfend sah er sich das Ende des Holzstabes an. »Und während nun Bruder Raphael Erik Ritter und diesen Vogel endgültig aus der Welt schafft, werde ich dich aus der Welt schaffen - grünes Herz hin oder her.«
    Er lächelte ohne Freude.
    »Weißt du Schätzchen, wir haben geschworen, alle mit einem grünen Herzen zu beschützen und in unsere Reihen aufzunehmen. Aber du bringst nichts als Ärger. Ein junges Ding in unserem Kloster.« Bruder Johannes schnaubte herablassend. »Das gab es noch nie! Es kann nur in den Abgrund führen.«
    Natalja fehlten die Worte. Sie war entführt worden, weil man sie im Kloster aufnehmen wollte?
    »Ich soll eine Nonne werden?« fragte sie ungläubig. Das wollte sie einfach nicht

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