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Blut und Harz

Blut und Harz

Titel: Blut und Harz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Leibig
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Aufgussgetränk in zwei ockerfarbene Tassen goss. Sein Blick glitt dabei zu dem scharfen Messer, mit dem er vorher den Ingwer geschnitten hatte. Sollte er vielleicht? Mit einem gezielten Wurf konnte er einiges anrichten … nein, den Gedanken verwarf er sofort wieder. Der Mann war nur zum Reden gekommen, das spürte er.
    Mit seiner warmen Last trat er an den Esstisch heran. Er nahm dem Mönch gegenüber Platz.
    »Was wollen Sie hier?« fragte der Rabe nun übergangslos. Smalltalk konnte er sich sparen.
    »Sie können sich doch denken, warum ich hier bin.« Ja, das konnte er. Das freundliche Lächeln erlosch. Es machte einem ausdruckslosen Pokerface Platz. »Sie haben heute Morgen versagt. Na na … verstehen Sie mich nicht falsch, ich kreide es Ihnen nicht einmal an. Mir ist durchaus bewusst, dass Unfälle nicht so planbar sind. Trotzdem steht das gewünschte Ergebnis noch aus. Erik Ritter lebt.« Vorsichtig nippte der Mönch von seinem bleichen Tee. Für einen kurzen Moment huschte Zufriedenheit über sein Gesicht, dann kehrte die Ausdruckslosigkeit zurück.
    »Ich konnte nichts dafür«, verteidigte sich Alexander. »Ein junger Mann hat sich in einem Anflug von Dummheit oder sozialem Engagement mir in den Weg geschmissen und Herrn Ritter im letzten Moment das Leben gerettet. Ich konnte nicht anders reagieren.«
    Mit einem Nicken wurde seine Erklärung quittiert. »Ich weiß, dass Sie nichts daran ändern konnten. Im Übrigen war dieser aufopferungsvolle Junge Ritters Sohn Elias. Er liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Sein Leben hängt am seidenen Faden. Die nächsten Stunden werden wohl über Leben oder Tod entscheiden. Aber es geht um Erik Ritter und das Problem daran ist, dass ich keine weiteren 96 Stunden mehr warten kann. Er ist eine enorme Gefahr für meine Geschäfte.« Kowalski zog stumm die Augenbraue nach oben. Welche Geschäfte mochte wohl ein Mönch betreiben, denen ein Hotelinvestor gefährlich werden konnte, dass man ihn gleich um die Ecke bringen musste? Er behielt die Frage aber für sich. Fragen gehörten nicht zu seinem Geschäft.
    »Sie wissen selbst, dass ein Unfall seine Zeit braucht. Wenn Erik Ritter durch ein Missgeschick sterben soll, geht es nicht von heute auf morgen.«
    Der Mönch nippte erneut von seinem Tee, bevor er antwortete. »Dieser Umstand ist mir durchaus bewusst. Ich schlage deshalb vor, dass wir einen weiteren Unfall vergessen. In den letzten Stunden haben sich sowieso weitere besorgniserregende Entwicklungen ergeben. Ich würde meinen Auftrag gerne etwas modifizieren.«
    Alexander hatte gerade selbst von seinem Tee genippt, doch er konnte sich in diesem Moment wenig an der prickelnden Schärfe auf seiner Zunge und dem duftenden Aroma erfreuen. Er stellte die heiße Tasse zurück auf den Tisch.
    »Inwiefern modifizieren?« Er dehnte die Worte lange aus.
    »Erik Ritter hat nach meinen Kenntnissen weitere Personen in sein Vertrauen gezogen, was seine Geschäfte mit mir betrifft. Dies wollte ich eigentlich um jeden Preis vermeiden.« Der Mönch seufzte tief. »Aber das kann man nun auch nicht mehr ändern.« Die dunklen Pupillen fixierten Alexander. Sie waren klar und durchdringlich. Der Mann erkundete sein Wesen, seine persönlichen Gedanken, zumindest hatte Alexander diesen bohrenden Eindruck.
    Ohne den Augenkontakt zu unterbrechen, sagte der Mönch: »Deshalb möchte ich, dass Sie Erik Ritter aufsuchen und aus ihm herausbekommen, wen er alles informiert hat.«
    »Über was informiert?«
    »Über das Kloster im Wald. Die kleine Waldabtei.«
    Fragend runzelte Alexander die Stirn. »Ich soll aus Herrn Ritter herausprügeln, wen er alles von der Waldabtei in Kenntnis gesetzt hat? Von welcher Waldabtei sprechen Sie eigentlich?«
    »Das spielt keine Rolle. Herr Ritter wird wissen, um was es geht. Sie sollen die Informationen besorgen und ihn danach erledigen. Machen Sie es, wie Sie wollen, Hauptsache er ist danach tot!«
    Alexander schwieg. Diese Aufgabe war jederzeit machbar. Er musste nur zu Ritter fahren und ihn interviewen. Mit den richtigen Hilfsmitteln würde er jede Information aus ihm herausbekommen.
    »Was soll ich danach mit den Namen der Mitwisser anfangen?«
    »Das können Sie sich doch denken, Herr Kowalski, oder nicht?«
    Eine dunkle Vorahnung beschlich ihn.
    »Ja«, sagte er. »Aber ich möchte es aus Ihrem Mund hören.«
    Alexander hatte das Gefühl, dass die Augen des Mannes düsterer wurden, fast schwarz. Er hatte immer gedacht, dass dies eine reine Erfindung von

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