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Blut und Harz

Blut und Harz

Titel: Blut und Harz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Leibig
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nicht.
    »Niemand erfuhr damals davon. Es war auch mehr ein Unfall. Aber spielt das eine Rolle? Laura ist tot und tot ist nun mal tot.« Erik schüttelte sich angesichts der eisigen Erinnerungen. Leise fuhr er fort: »Das Ganze ist nun 33 Jahre her. Der Mord wurde niemals aufgeklärt. Reimund verschwand danach und floh in die USA. Ich blieb hier.
    Vor wenigen Tagen traf ich Reimund zum ersten Mal wieder. Unser Gespräch verlief nicht gerade freundlich. Sie müssen wissen, dass das Waldkloster meinem Hotelprojekt im Wege steht, genauso wie der Waldbauer Kühnle es tat. Sie hatten ja mit ihm bereits zu tun. Ich drohte Reimund, dass ich trotzdem bauen würde und mir sein scheiß beschissenes Kloster egal wäre. Doch er verhöhnte mich nur. Er meinte, ich sei sowieso machtlos und ich könnte weder sein Kloster anzünden, noch eine ganze Bruderschaft umbringen lassen. Wir trennten uns daraufhin im Streit.«
    Die Augen des Raben verengten sich zu schmalen Schlitzen und erinnerten Erik an Münzeinwürfe von Automaten. Der Rabe sah dabei noch mehr wie eine Tötungsmaschine aus. »Sie wollen damit sagen, dass dieser Mann wusste, dass Sie jemanden mit dem Brand beauftragt haben.«
    Erik nickte. »Ja, er wusste davon. Woher ist mir aber vollkommen unerklärlich. Ich habe nie über unser … Geschäftsverhältnis gesprochen. Mit niemanden. Er konnte es nicht wissen. Etwas stimmt hier nicht. Und keine drei Tage später versuchen Sie mich umzubringen. Lassen Sie mich raten, er hat Ihnen am Mittwoch den Auftrag erteilt. Habe ich Recht?«
    Der Killer schwieg. Dann nickte er zaghaft. Erik spürte, dass die Situation sich zuspitzte, einer Entscheidung entgegen rannte. Die Geduld des Mannes war fast aufgebraucht. Seine fünf Minuten neigten sich dem Ende entgegen. Er war hoffentlich auf dem richtigen Weg.
    »Am selben Tag also, nach dem Streit mit Reimund«, sagte Erik mehr zu sich selbst. »Das ist seltsam. Seit Reimund wieder in mein Leben getreten ist, passieren komische Dinge. Ich fühle mich beobachtet. Alles läuft aus dem Ruder.« Erik seufzte tief. Jetzt war sein Auftritt gekommen. »Was hat er Ihnen geboten? Sie sind doch ein geborener Geschäftsmann, genauso wie ich. Sein Angebot muss wahrlich lukrativ gewesen sein, wenn Sie mich als guten Klienten aus dem Weg räumen. Sonst würden Sie niemals ihre Cashcow – wie man so schön sagt – schlachten. Wahrscheinlich spielt es aber auch gar keine Rolle. Ich biete ihnen das Doppelte von Reimunds Gebot. Egal wie viel es ist.«
    Der Rabe starrte gedankenversunken auf den gefliesten Boden, die geladene, entsicherte Waffe weiterhin in der behandschuhten Hand. Erik wartete gespannt. Sein Herz pochte. Seine Wange brannte entsetzlich, hatte jedoch zu bluten aufgehört. Er spürte, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Der Killer rang sichtlich mit sich selbst. Kostbare Sekunden verstrichen, die Erik wie eine Ewigkeit vorkamen. Doch dann nickte der Mann zustimmend.
    »Dieser Mann, Bruder Raphael, bot mir den zehnfachen Preis als gewöhnlich. Ich konnte das Angebot deshalb schon nicht ablehnen. Aber Sie haben Recht. Es geschehen seltsame Dinge.« Er betonte das Wort, als würde es den Tod bedeuten. »Dieser Reimund – Raphael – rief am Mittwochabend bei mir an, erteilte mir den Auftrag. Er rief nur auf meinem privaten Telefon an! Verstehen Sie? Nicht wie bei Ihnen auf einem speziell von mir arrangierten Telefon, sondern privat. Er wusste, dass ich der Rabe bin. Dieses Wissen konnte er aber einfach nicht haben. Vollkommen unmöglich. Aber es geht noch weiter. Er wusste auch, dass ich für Sie arbeite. Ich dachte bisher, dass bei Ihnen eine undichte Stelle wäre. Insofern musste ich den Auftrag annehmen und Sie beseitigen, aber wenn ihre Geschichte stimmt, dann haben wir nun alle ein ganz anderes Problem.«
    Erik starrte den Killer fragend an. Sein Herz wummerte, das Blut rauschte laut in seinen Ohren. Er spürte, dass ihm die nächsten Worte nicht gefallen würden. Der Rabe hingegen schnaufte verächtlich.
    »Wissen Sie, wie mein genauer Auftrag lautet, nachdem der Unfall schief gelaufen war?«
Erik schüttelte verneinend den Kopf. Das Atmen machte ihm Probleme, seine Brust schmerzte stechend.
    »Ich soll von Ihnen jeden Mitwisser in Erfahrung bringen, den Sie bezüglich des Klosters informiert haben. Alle genannten Personen sollte ich dann eliminieren. Sofort. Daran gibt es nur einen Haken, den ich leider übersehen habe.«
    Erik erkannte den Haken. Als der Mörder seinen Auftrag

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