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Blut und Harz

Blut und Harz

Titel: Blut und Harz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Leibig
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Falle. Vielleicht Gift, Feuer oder eine installierte Selbstschussanlage. In Gedanken schalt sie sich eine Närrin. Der Mönch hatte hier sicher keine Fallen aufgestellt und Erik sowieso nicht. Der Mönch wollte etwas. Ob er es gefunden hatte, war seinem Gesicht aber nicht anzusehen gewesen.
    Das langgezogene Foyer erstreckte sich einsam vor ihr. Kein Licht brannte. Es herrschte bereits drückende Düsternis. Die sandfarbenen Kacheln des Bodens schimmerten als einziges hell, trotz des Halbdunkels. Natalja konnte nichts Auffälliges entdecken. Alles sah so aus, wie es sein sollte. Mit höchster Anspannung drang sie tiefer in die Räumlichkeiten vor, achtete auf jede Kleinigkeit. Alles war sauber und ordentlich aufgeräumt - bis sie den Arbeitsplatz von Eriks Sekretärin erreichte.
    Vollkommenes Chaos offenbarte sich ihr. Nichts war dort, wo es sein sollte. Dokumente, Akten und lose Blätter lagen auf dem Boden verstreut herum, achtlos hingeworfen. Zerknüllt. Zerrissen. Dazwischen kullerten Stifte und ein Edelstahlbecher hin und her. Die Schränke hinter dem Schreibtisch standen offen, Aktenordner waren über die Fliesen verstreut. Einige standen offen, andere waren halb zerfetzt. Kein Ordner war mehr auf seinem Platz. Sogar der Mülleimer war entleert worden. Ein Glaszwischenboden war herausgerutscht und auf den Kacheln zersplittert. Glasscherben lagen weit verstreut in alle Richtungen. Einige waren zertreten, zermalmt unter grobem Schuhwerk.
    Das einzige, was noch an seinem Platz war, stellte der PC samt Monitor dar. Fahles, bläuliches Licht des Flatscreens beleuchtete den durchwühlten Schreibtisch, doch die Anzeigefläche befand sich auf der von Natalja abgewandten Seite. Das leise Rauschen der Computerlüfter erfüllte die gespenstische Stille.
    Wie auf Stelzen umrundete Natalja den Schreibtisch. Das angezeigte Bild auf dem Monitor kannte sie von ihrem eigenen Laptop.
     
    Bitte warten Sie, bis die Partition C: Windows 114463 (31234 MB frei) auf 114471 MB Festplatte 0, ID=0, Bus=0 (an atapi) [MBR] formatiert wurde.
     
    Datenträger wird formatiert… 37%
     
    Der gelbe Balken war zu einem guten Drittel fortgeschritten.
    Ihre Vorahnung bestätigte sich. Der Mönch hatte Informationen gesucht. Ob er sie gefunden hatte, war anzunehmen. Wahrscheinlich wurden sie gerade vernichtet. Nach der Formatierung würden zumindest die digitalen Daten hinüber sein.
    Natalja schluckte schwer, dann setzte sie ihren Weg fort. Die massive Holztür zu Eriks Büro stand sperrangelweit offen. Drinnen herrschte noch weniger Licht.
    Ihre Schritte knirschten auf dem mit Scherben übersäten Boden. Als sie Eriks privates Zimmer betrat, schlugen ihr der Geruch nach kaltem Zigarrenrauch und ein noch chaotischeres Bild entgegen.
    Natalja war sich sicher, dass hier ein Orkan getobt haben musste. Alle Schränke standen offen, die Verschlossenen gewalttätig aufgebrochen. Holzsplitter und Glasscherben lagen herum. Die unzählbaren Akten hatte das gleiche Schicksal ereilt, wie im Vorraum. Die Trümmer eines Besprechungstisches waren verstreut worden.
    Hier hatte man nicht nur nach Daten gesucht, sondern auch mutwillig zerstört, stellte sie nüchtern fest. Natalja trat weiter ins Zimmer hinein.
    Eriks Computer verbreitete ebenfalls einen leichten Schimmer. Das Bild auf dem Monitor war identisch mit dem vorherigen, nur war die Formatierung bereits zu 84 Prozent abgeschlossen.
    Natalja blieb stehen und seufzte. Sie hatte genug gesehen. Hier konnte sie nichts mehr tun. Sie musste schleunigst zu Eriks Wohnhaus. Wie lange würde sie unterwegs sein? Vielleicht zwanzig Minuten mit dem Fahrrad? Wenn sie die Abkürzung durch den Park fand, die ihr Elias gezeigt hatte, würde sie vielleicht nur fünfzehn Minuten brauchen. Sie musste sich sputen. Hoffentlich war es noch nicht zu spät.
    Das Knirschen von Glas auf Stein ließ sie in ihrer Bewegung erstarren. Die feinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Das Geräusch kam aus dem Vorraum. Jemand war hier. Der Mönch! Er war umgekehrt! Hatte er etwas vergessen?
    Fieberhaft sah sich Natalja nach einem Versteck um. Es gab keines. Nur die drei umgestürzten Ledersessel würden sie vor einem ersten Blick schützen.
    Auf Zehenspitzen, damit sie keine verräterischen Geräusche auf den Trümmern verursachte, huschte sie zu dem am weitesten entfernten Sessel. Erneut drang das knirschende Geräusch ins Zimmer.
    Mit pochendem Herzen kauerte sich Natalja auf den kühlen Boden, machte sich so klein wie sie nur

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