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Blut und Harz

Blut und Harz

Titel: Blut und Harz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Leibig
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leise:
    »Wo müssen Sie hin? Vielleicht stören Sie ja unseren Einsatz nicht.«
    Ein dünnes Lächeln umspielte für einen Moment Alexanders Lippen, doch er blickte unauffällig zu Erik herüber. Sie hatten sich vorher nicht abgesprochen. Es konnte ja keiner mit einem Feuerwehreinsatz rechnen. Und Erik Ritters Büro als Ziel zu nennen, wäre keine weise Entscheidung; die Polizei könnte zu schnell eins und eins zusammenzählen.
    Erik verstand zum Glück die knappe Geste seines Beifahrers und beugte sich ein wenig näher über den Schalthebel herüber. Sein Gesicht lag aber immer noch im Halbdunkel des Wagens.
    »Wir arbeiten für den Spediteur Mack. Er hat seine Räumlichkeiten im zweiten Gebäudeflügel; im ersten hat Erik Ritter sein Büro.«
    »Investment Ritter?« Der Feuerwehrmann schüttelte erneut den Kopf, heftiger dieses Mal. »Dann kann ich Sie unmöglich durchlassen. Das Bürogebäude von diesem Erik Ritter steht vollkommen in Flammen. Wahrscheinlich Brandstiftung. Wir sind erst vor wenigen Minuten eingetroffen und das Feuer ist nicht mal ansatzweise unter Kontrolle, im Gegenteil. Es tut mir leid.«
    Alexander ballte innerlich fluchend die Linke zur Faust. Seine Vorahnung hatte sich bestätigt. Scheiße!
    Aber zumindest hatte der Mann Erik nicht erkannt. Wahrscheinlich interessierte er sich auch nicht für Firmen und Investoren, sondern für schnelle Autos, kurvige Weiber, Fußball und Kneipen. Aus dem Augenwinkel sah Alexander wie Erik bei den Worten wie unter einem Stromschlag zusammenzuckte. Er hoffte, dass Ritter die Nerven behalten würde.
    »Brandstiftung, sagen Sie?« sagte Alexander schnell mit gespielter Entrüstung. Er musste das Gespräch wieder auf sich lenken. Nicht das Ritter sich noch verriet. »Warum das? Investment Ritter ist doch als vertrauenswürdige Adresse bekannt! Was ist denn überhaupt passiert? Und wann können wir wieder in die Spedition?« Er drückte dabei dem Jüngling den Fünfziger in die behandschuhten Finger.
    Sie benötigten dringend Informationen. Ein Brand in Eriks Büro am heutigen Tag konnte kein Zufall sein.
    Der Feuerwehrmann zuckte daraufhin nur mit den Schultern, der Schein verschwand unauffällig in einer Jackentasche.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, aber ich denke, dass Sie vor morgen Vormittag nicht rein können. Der erste Polizeiwagen ist keine drei Minuten vor Ihnen hier durchgefahren, sie ermitteln wegen Brandstiftung. Die Spurensicherung müsste auch jeden Moment hier eintreffen. Man hat einen gelben Benzinkanister gefunden, wenige Meter vom Gebäude entfernt und zusätzlich hat eine junge Frau angerufen und die Brandstiftung gemeldet. Sie habe einen Mann mit gelbem Kanister gesehen. Wahrscheinlich war es der Waldbauer Kühnle, ihrem Notruf nach. Sie habe ihn erkannt. Aber das sind alles nur Vermutungen. Nichts ist bisher bestätigt. Mehr weiß ich auch nicht.«
    Alexander nickte. Der Bursche wusste nicht mehr. Man sah es ihm an. »Okay. Trotzdem Danke.« Die Scheibe glitt summend wieder nach oben, während der Mann ihnen zum Abschied zunickte. Als das Glas quietschend im Dichtgummi verschwunden war, begann Erik jammernd zu fluchen:
    »Scheiße, scheiße, scheiße! Mein Büro! Die ganzen Daten! Diesen Kühnle bringe ich um!« Wütend schlug er aufs Lenkrad.
    Der Rabe musterte ihn durchdringend, zog die Augenbraue kritisch nach oben. »Werden von Ihren digitalen Daten keine Sicherungen gemacht? Backups? Können wir nicht von wo anders zugreifen? «
    »Jein«, brummte Erik. »Ich habe eine IT-Firma beauftragt, die regelmäßig Backups durchführen. Wenn ich etwas brauche, rufe ich dort an, aber Samstagabend können wir das vergessen. Da ist niemand mehr erreichbar. Was aber noch viel schlimmer ist, sind meine Akten und Dokumente, die NICHT digitalisiert wurden. Davon wäre ein Großteil zerstört, ein unermesslicher Verlust!«
    Alexander schwieg für einen Moment. Ganze Firmen waren wegen eines Datenverlustes schon zugrunde gegangen. Bei nicht wenigen hatte er im Laufe seiner Berufslaufbahn mit einem Feuer oder einer Explosion nachgeholfen. Trotzdem waren die Dokumente nebensächlich. Sie brauchten erstmals nur die Kontaktdaten des Heraldikers. Wer für den Brand verantwortlich war, würde sich schon klären.
    »Herr Ritter, Sie haben doch ihre Sekretärin mit dem Heraldiker beauftragt. Von ihr werden Sie ja wohl eine Nummer in Ihrem Handy haben.«
    »Ja, das Telefon haben Sie aber in Ihrer Tasche.« Er klang plötzlich niedergeschlagen und müde. Seine

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