Blut Und Knochen: Thriller
beiden Nasenlöchern steckten, aber er tat sein Bestes. Die Kollegin vom Opferschutz konnte den Blick nicht von Logans Nase wenden. »Sie haben nicht zufällig 'ne Ibuprofen da? Sechs Stunden auf einem Besucherstuhl im Krankenhaus - mein Rücken bringt mich echt um.« Logan deutete auf einen Schreibtisch in der hinteren Ecke. »Obere linge Schublade, bedienen Sie sich.« Er hatte schon vier genommen. Laut dem Bericht der Opferschutzabteilung war Valerie Leith ein Gewohnheitstier gewesen: Jeden Samstag hatte sie bei Sainsbury's eingekauft, jeden Dienstag bei Debenhams; sie hatte in einer Anwaltskanzlei gearbeitet und mit Hausverkäufen zu tun gehabt; enge Freunde hatte sie nicht gehabt, aber es hatte eine Reihe von Leuten gegeben, mit denen sie sich regelmäßig unterhalten hatte. Es würde eine Weile dauern, aber die Kollegen vom Opferschutz würden noch mit jedem und jeder Einzelnen sprechen. Logan nahm den provisorischen Familienstammbaum heraus, den sie zusammengestellt hatten - neben dem Ehemann, William, gab es noch einen Bruder in Kanada und eine Tante in Methil. Das half auch nicht viel weiter.
Also blätterte er in der Beschreibung ihres Alltags und versuchte herauszufinden, was genau an Valerie Leith in Wiseman den Wunsch geweckt hatte, sie in kleine Stücke zu zerlegen. Zehn Jahre hatten sie Wiseman in Peterhead gehabt, und noch immer konnte niemand erklären, was ihn dazu bewegte, ein potenzielles Opfer dem anderen vorzuziehen.
»Übrigens, ich glaube, er steht immer noch unter Schock.« »Ber?« Logan brauchte einen Moment, um zu kapieren, von wem die Opferschutzbeamtin redete. »Ach, der Ehemann. Gein Wunder.« »Armer Kerl. Körperlich geht es ihm so weit gut; die Ärzte sagen, es sieht schlimmer aus, als es ist - aber psychisch ... « Sie warf zwei Tabletten ein. »Wir hatten alle Hände voll zu tun, um ihm die verdammte Presse vom Leib zu halten. Können Sie sich vorstellen, dass sie einer Krankenschwester zweitausend Pfund geboten haben, damit sie eine Videokamera in sein Zimmer schmuggelt und ihn filmt, wie er über seine Frau spricht? Das ist doch total krank, oder?« »Bas ist mit dem Zeidschema?«
»Wir arbeiten noch dran. Bis jetzt haben wir keine Vorläuferereignisse identifizieren können. Die beiden scheinen eine gute Ehe geführt zu haben, fünfzehn Jahre verheiratet - und dann plötzlich: PENG - Wiseman.« Sie streckte sich, blies die Backen auf, sackte wieder in sich zusammen ... »Na, dann mach ich mich besser mal wieder auf den Weg. Ich will Norman nicht zu lange mit den ganzen hübschen Krankenschwestern allein lassen. Sie kennen ihn ja.« Logan kannte ihn nicht, nickte aber trotzdem und legte den Bericht der Opferschutzbeamtin zu denen über die Familie aus Fittie. Einer für jedes Opfer. So, wie es im Moment lief, würden noch einige dazukommen, bis sie Ken Wiseman endlich fassten. »Sechshundertzwanzig, sechshundertdreißig, sechshundertvierzig ... « Rennie zählte die Zehnpfundscheine in Logans ausgestreckte Hand ab. » ... sechs fünfzig und noch einer macht sechs sechzig. Und ich sag immer noch, du hast geschummelt.« Logan fuhr mit dem Finger an der Kante des Bargeldbündels entlang. »Jetzt sei mal nicht so ein schlechter Verlierer.«
»Genau an dem Tag, auf den du gesetzt hast, bringst du ihn dazu, dir eine reinzuhauen. Du solltest dich was schämen.« Der Constable knüllte den braunen Umschlag zusammen, in dem das Geld gewesen war, und warf ihn in hohem Bogen nach dem Papierkorb. »Tor!« Er blieb stehen und beäugte demonstrativ das Bündel Zehnpfundnoten in Logans Hand. »Na, da ist heute Abend aber eine Runde fällig, oder?«
» Vergiss es. Mein Kopf fühlt sich an wie ein Backstein in einem Zementmixer.« Ganz vorsichtig zog er sich einen der bei den Papierpfropfen aus der Nase. Wenigstens hatte die Blutung aufgehört. »Heim, Badewanne, Bett.«
»Tja - aber ich hab jedenfalls ein heißes Date für heute Abend: wieder mit Laura. Wir gehen Pizza essen, und dann nehme ich sie mit zu mir, und wir treiben's wieder die ganze Nacht wie die Tiere!« Er senkte die Stimme zu einem vernehmlichen Flüstern. »Nach Feierabend besorge ich mir im Erotikladen noch einen Eimer von dieser Schoko-Körpermalfarbe. Wir werden-«
»Du bist pervers, weißt du das?«
»Du bist ja bloß eifersüchtig, weil ich wilden, leidenschaftlichen Sex mit einer scharfen Braut habe und du bis Weihnachten auf Handbetrieb bist.« Rennie drehte sich um und fuhr sich theatralisch mit dem Handrücken über die
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