Blut Und Knochen: Thriller
Hinweis, der die Polizei zu dem verfallenen Metzgerladen in der Palmerston Road führte, nur einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt. Das Rattern der vorbeifahrenden Güterzüge ließ den Boden unter den Füßen der Beamten erbeben, als sie sich ihren Weg durch das Trümmerfeld bahnten. Ratten huschten über die Haufen von abgebröckeltem Putz und die kaputten Möbel. Fußboden und Wände waren voller Kotspritzer - die Spuren der Tauben, die so ihr Urteil über einen Laden gefällt hatten, der vor achtzehn Jahren geschlossen und danach als Lager genutzt worden war.Heute steht auf dem Schild am Eingang »Hausverwaltung«, doch im Januar 1988 war dies die letzte Ruhestätte meiner Eltern. Oder vielmehr: Es wäre ihre letzte Ruhestätte geworden, hätte es da nicht mitten in der Nacht diesen anonymen Anruf gegeben.
Logan blätterte die Akte durch und fand einen Hinweis auf einen Anruf aus einer öffentlichen Telefonzelle in Torry. Die Notiz vermerkte, dass es sich um die Stimme einer Frau gehandelt hatte: betrunken und verängstigt. Man nahm an, dass die Anruferin eine Prostituierte war, die sich mit ihrem Freier in das leerstehende Gebäude zurückgezogen hatte. Oder vielleicht gehörte sie auch zum wachsenden Heer der Obdachlosen dieser Stadt, immer auf der Suche nach einem Unterschlupf, wo sie sich ungestört in den Schlaf trinken konnten. Brooks hatte die üblichen Aufrufe an die Bevölkerung ergehen lassen, aber es hatte sich niemand gemeldet. Die Kühlkammern hinter den Geschäftsräumen waren ausgeräumt worden, der Schutt im Ladenbereich aufgehäuft. Hier drin waren die Wände dreckverschmiert, und Schimmel wuchs aus den Ecken - ein unauslöschlicher Schatten, den nicht einmal die Scheinwerfer der Rechtsmediziner vertreiben konnten. Meine Eltern hingen an Haken an der Decke.
Das klingt dramatischer, als es tatsächlich war. Der Gestank war zwar entsetzlich (der Strom war schon vor langer Zeit ausgefallen, und in den Kühlkammern herrschte Zimmertemperatur), aber kaum etwas deutete darauf hin, dass die Fleischstücke, die dort hingen, einmal jemandes Mutter und Vater gewesen waren. Meine Mutter und mein Vater. Jetzt nur noch Fleisch.
Und an diesen schmutzigen Wänden standen jene Worte, die sich für immer in meine Seele einbrennen sollten. Eine Botschaft des Mannes, der als »der Fleischer« bekannt werden sollte.
»From ancient times, our origins we draw,
When priests were cons'crate to keep God's law,
When sacerdotal sacrifice and feasts,
Made altars smoak with blood of slaughter'd beasts ... e< Eine Botschaft, geschrieben mit Blut. Dem Blut meiner Eltern.
Nachdem er eine Zeitlang gründlich nachgedacht und sich dabei eine Biskuitrolle mit Vanillesauce einverleibt hatte, holte Logan sich noch einen Becher Tee und machte sich auf den Weg zum Dokumentationsbüro. In der Akte stand, Brooks habe das Zitat, das an die Wand der Metzgerei geschmiert worden war, zur Trinity Hall zurückverfolgen können, dem Sitz der Sieben Zünfte von Aberdeen - einem prätentiösen Betonklotz aus den 1960er Jahren in der Holburn Street, nicht weit von McFarlanes Metzgerei ... »Smoak with blood« - ein Zitat von einem Gemälde im Besitz der Metzgerinnung, auch bekannt als »Edle Zunft der Fleischer«. So war er also zu seinem Namen gekommen. Logans Tee war eiskalt, als er mit der Lektüre der Vernehmungsprotokolle fertig war: Brooks hatte sämtliche Metzger der Stadt einkassiert, ob sie Mitglieder der Innung waren oder nicht. Das war der Beginn seiner Fixierung auf Wiseman gewesen. »Hallo, aufwachen!« DI Steel kam hereingeschlendert und brachte eine Wolke von kaltem Tabakrauch mit. »Halb drei - sind Sie bereit, sich sagen zu lassen, was für ein cleveres Bürschchen Sie sind?« Logan blickte von dem Bericht auf, der Wisemans erste Begegnung mit der Polizei dokumentierte. »Einen Moment noch, ich he!«
Steel riss ihm das Protokoll aus der Hand. »Lassen Sie doch mal sehen, was Sie da Wichtiges haben ... « Ihre Lippen bewegten sich, während sie las. »Meine Fresse ... « Sie drehte das Blatt um und versuchte die mit Kugelschreiber auf die Rückseite gekritzelten Kommentare zu entziffern. »Wieder mal typisch Rambo Brooks. Sehen Sie das? >Hat ganz offensichtlich etwas zu verbergen.<>Verschlagen.< - >Weicht ständig aus.< - >Die Schuld steht ihm ins Gesicht geschrieben ... < Also, Unvoreingenommenheit sieht ein bisschen anders aus.« Sie legte das Blatt zurück auf Logans Schreibtisch. »Na, egal, jetzt
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