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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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mein Plan aufgehen. Ihr müsst nur zusehen, dass Ihr den Vertrag dem Herzog oder seiner Gattin vorlegt. Elisabeth scheint mir eine wahrhaft fromme und aufrichtige Person zu sein.«
    »Das ist … Ich weiß nicht …« Verzweifelt stand Marie auf und strich über die Scagliola-Tafel. »Erzähl uns endlich dein Geheimnis!«
    »Es wird geschehen, liebes Kind, seid dessen versichert. Jetzt tut, worum ich Euch bitte, und es wird Euch kein Leid geschehen.«
    Die bunte Scagliola-Tafel schimmerte im Morgenlicht. Der doppelköpfige Jüngling lächelte mysteriös, in der einen Hand das Ei und in der anderen den Spiegel, dessen Oberfläche das Licht zu bündeln schien, aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein.

XXII
    • •
    Im Falkenturm

    Der Lysimachus gleicht dem rhodischen Marmor
    und hat goldene Adern.
    Caius Plinius Secundus, »Naturgeschichte«,
    XXXVII. Buch, »Von den Edelsteinen«

    S ecretarius Stoll schwätzte während der gesamten Fahrt ohne Unterlass. Er kommentierte vorbeiziehende Wagen, Landstreicher, wies auf mögliche Gefahren durch Gesetzlose hin, die sich in den Wäldern versteckten, und erklärte gleichzeitig alle Arten von Gesetzesübertretungen, bis er zu seinem Lieblingsthema, den neu erlassenen Mandaten, kam. Da es derer unzählige gab, riss der Redefluss des beleibten Beamten nur ab, wenn sie anhielten, um ihre Notdurft zu verrichten oder einen Imbiss einzunehmen.
    »Zum Münzverruf gab es bereits das vierte Mandat innerhalb von drei Jahren, auch das Verbot der Getreideausfuhr war von eminenter Bedeutung, genau wie die Regelung von Anbau und Verkauf des Getreides, die Instruktion über den Wein- und Bieraufschlag, das Verbot des Auswechselns der guten Münzsorten, das Verbot der Ruckkrämerei und der Winkelwirtschaften, die Branntweinordnung, die Pestmandate wegen des Pestausbruchs in Österreich. Es kann nicht angehen, dass weiter Güter aus Ländern eingeführt werden, in denen die Pest ausgebrochen ist. Das sagt einem ja schon der gesunde …«
    Die Worte perlten wie eine endlose Kette an Marie vorüber, die aus dem Fenster sah und ihren Gedanken nachhing. Immer wieder rekapitulierte sie den Tag von Aras’ Tod und fragte sich, ob Einhard wirklich der Initiator des Anschlags gewesen war. Natürlich wies alles in seine Richtung, doch etwas störte Marie daran, und jedes Mal, wenn sie an diesem Punkt angelangt war, kam Berthe ins Spiel. Berthe, die Nonne, deren Herkunft niemand bestimmen konnte und die sich als Unruhestifterin, Diebin und möglicherweise als Giftmischerin hervorgetan hatte. Dann war da Pater Hauchegger, auf dessen Empfehlung Berthe angeblich gekommen war. Hauchegger war mit Zeiner befreundet. Alles deutete auf den Geheimrat und damit auf den Herzog. Und dennoch …
    »Bekämpfung der Wilderei und ein Mandat wider die Gotteslästerung und den Aberglauben«, gab Secretarius Stoll seine Kenntnisse der Gesetzgebung zum Besten. Überhaupt schienen Paragraphen und Statuten sein Leben zu bestimmen, denn von seiner Familie sprach er nicht. »Der Aberglaube ist eine wahrlich schlimme Sache, welche unter weiten Teilen der niederen Stände verbreitet ist und heidnische Bräuche am Leben hält, die unserer heiligen römisch-katholischen Kirche ein Dorn im Auge sind. Das bringt mich auf einen Bericht, der diesem Mandat vorausgegangen ist. Äußerst diffizile Sache das, denn der Bericht war eine schriftliche Niederlegung von heimlichen Beratungen derer, welche die Hexenverfolgung in unserem Herzogtum befürworten.«
    Die Erwähnung des Aberglaubens hatte Maries Aufmerksamkeit erregt. Vielleicht gab es eine gesetzliche Maßnahme gegen Leute wie Einhard.
    Stoll schien kein unrechter Mensch zu sein, denn er behandelte sie respektvoll und nicht wie eine Angeklagte, die sie ja auch nicht war, denn eine Vorladung musste nicht zwangsläufig eine Anklage sein. Er bot ihr von seinem Naschwerk an, kandierte Aprikosen.
    »Danke.« Sie steckte sich die süße Trockenfrucht in den Mund. »Warum heimliche Beratungen?«
    Die Kutsche ruckelte bedenklich hin und her, doch der beleibte Mann saß in der Mitte der gut gepolsterten Bank, glich die Schwankungen geschickt aus und setzte eine gewichtige Miene auf. »Nun, also, ich merke, Ihr seid eine gar verständige Person und bei der durchlauchtigsten Frau Herzogin wohlgelitten, wie man hört.«
    Erstaunt hob Marie die Brauen.
    »Bevor ich Befehle ausführe, mache ich mich kundig.«
    »Eh, Stoll, du verweichlichter Popanz. Was schwätzt du da die ganze Zeit

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