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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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zittern.
    »Das war der Name. Ihr kanntet ihn?«
    »Flüchtig, aber er schien mir ein warmherziger und von seinem Glauben durchdrungener junger Mann zu sein.« Sie dachte an Anselms freundliches Gesicht mit den hellen Augen, in denen sie kein Arg gesehen hatte, doch jener schreckliche Abend bei Tulechow hatte dem Pater sein Gottvertrauen genommen und seine heile Welt zerstört. »Wie ist es dazu gekommen, war es ein Unfall?«
    Es schien ihr, als lauerte der Geheimrat förmlich auf jede ihrer Regungen. Er wirkte enttäuscht. »Schwer zu sagen. Der Fall wird noch untersucht. Doch kommen wir zum eigentlichen Grund unseres Gesprächs. Ihr habt es bereits erraten?«
    Verärgert hob sie die Schultern.
    »Der Kapuzinermönch lässt mich nicht los. Es sind einfach zu viele Fragen offen. Und nun taucht da der Hinweis auf ein Buch auf, das im Besitz dieses Ambrosius gewesen sein soll.«
    Marie verbarg ihr Erschrecken und strich sich eine Locke hinters Ohr. »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht.«
    »Nein? Ich hätte darauf schwören können, wo Ihr doch eine lange Unterhaltung mit dem Abt des Klosters hattet.«
    Der Pförtner konnte nicht davon wissen, aber dem argwöhnischen Bruder Thomas traute sie zu, geredet zu haben. Doch wie hätte er von dem Buch erfahren sollen? »Abt Jacobus ist ein freundlicher Mensch, der mich nach dem Schock über das plötzliche Ableben von Bruder Ambrosius getröstet hat.«
    »So war das, natürlich. Womit wir bei meiner zweiten Frage wären. Wann trennt sich Euer Oheim von seiner Tafel? Der Herzog hat mich mit Nachdruck zum Kauf aufgefordert.«
    Eilfertig zog Marie den Kaufvertrag aus ihrem Beutel und beobachtete Zeiner beim Lesen.
    Schließlich faltete er das Papier lächelnd zusammen und steckte es in sein Wams. »In gewisser Hinsicht erfreulich, gleichzeitig exzentrisch und anmaßend. Ich werde mit Seiner Durchlaucht sprechen.«
    Es klopfte, und Stoll schaute herein. »Das Wasser wäre da.«
    »Gut. Danke, Frau von Langenau. Nehmt Euch Zeit zum Reinigen, dann wird der Secretarius Euch in Euer Quartier begleiten.«
    »Deswegen musste ich den langen Weg von Kraiberg hierher machen? Hätte ich diese Fragen nicht ebenso gut dem Secretarius beantworten können?«, entrüstete sich Marie.
    »Wie und wo ich meine Befragungen durchführe, liegt in meinem Ermessen, und ich vergaß zu erwähnen, dass Ihr Euch zur Verfügung zu halten habt, falls die Untersuchung weitere Fragen aufwirft«, sagte Zeiner scharf, drehte sich auf dem Absatz um und ging hinaus.
    »Ei, ei, reizt den Herrn Geheimrat nicht, meine Gnädigste. Möchtet Ihr das Wasser jetzt haben?«
    Marie nickte. »Danach bringt mich bitte ins Ridlerkloster, und wäre es möglich, meinem Bruder eine Nachricht zu übermitteln?«
    »Selbstverständlich«, meinte Stoll beflissen.

XXIII
    • •
    Der Tote in der Isar

    Der Lycophthalmos hat vier Farben, die Grundfarben sind braunroth und blutroth, in der Mitte ist schwarz umgeben von weiß und dadurch wird eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Wolfsauge hervorgebracht.
    Caius Plinius Secundus, »Naturgeschichte«,
    XXXVII. Buch, »Von den Edelsteinen«

    Z u angespannt, um Erschöpfung zu fühlen, kam Marie den äußerlichen Notwendigkeiten nach, badete, kleidete sich um und aß nebenbei getrocknete Früchte und Gerstengrütze. Stoll mochte Zeiner ergeben sein, doch der Secretarius hatte keinen Grund, ihre Nachricht an Georg zurückzuhalten, und sie hoffte, dass ihr Bruder bereits auf dem Weg zu ihr war. Von einer Zelle in die andere, dachte Marie und sah zu dem vergitterten Fenster hinauf, durch das sie den Falkenturm auszumachen glaubte. Die Glocken hatten zur Sext geläutet, doch Marie hatte sich die Freiheit genommen, dem Gebet fernzubleiben. Die Novizin, die man ihr zugeteilt hatte, verrichtete die aufgetragenen Arbeiten schweigend und wich jedem Blickkontakt aus.
    »Wie geht es Schwester Gisla?«, fragte Marie, als die Novizin das Tablett mit den Schüsseln aufnahm.
    »Sie ist wohlauf.« Nach diesen drei Worten verschwand die Novizin.
    Marie, deren noch feuchte Haare ihr offen über den Rücken fielen, folgte der jungen Frau kopfschüttelnd auf den Korridor, wo sie auf die Oberin traf.
    »Gott segne Euch, meine Liebe. Schön, dass Ihr wieder bei uns seid«, begrüßte sie Marie freundlich.
    »Mutter Oberin, ich möchte nicht unhöflich sein, aber mein Aufenthalt in München wurde erzwungen, und ich bin äußerst beunruhigt.« Der Oberin ihr Vertrauen zu schenken kam Marie nicht in den Sinn, denn

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