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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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und schnaubte verächtlich. »Was du nicht sagst …«
    »Tulechow reist zu den Krönungsfeierlichkeiten nach Prag. Soll die Hochzeit sofort nach seiner Rückkehr stattfinden?«
    »Ja.«
    »Anfang Juli ist er zurück. Bis dahin kann sich vieles ändern.« Als es erneut an der Tür kratzte, zog er sie an sich und küsste sie kurz und leidenschaftlich. Dann hob er ihren Umhang auf und legte ihn ihr um die Schultern. »Zieh die Kapuze über. Im Ridlerkloster bist du gut aufgehoben, aber nur, solange dein Ruf untadelig ist.«
    »Gisla hat auch gedacht, dass sie im Kloster sicher wäre …«, murrte Marie.
    Er öffnete die Tür. »Du weißt, warum sie sterben musste. Vertrau mir, Marie.«
    Seufzend trat sie in den dunklen Gang hinaus und wäre fast mit einem jungen Mann zusammengeprallt, der an einen Pfeiler gelehnt auf sie wartete. Die beiden Männer führten einen schnellen Wortwechsel auf Italienisch, von dem Marie nur Bruchteile verstand. Ruben begleitete sie die Treppe hinunter und durch den dicht besetzten Schankraum. Vor dem Wirtshaus warteten zwei Träger neben einer Sänfte.
    »Ich lasse dir Nachricht durch Leander zukommen, Marie.« Er drückte ihre Hand und half ihr in den Sessel. Dann klopfte er auf das Dach, und die Träger machten sich mit ihrer Fracht auf den Weg.

XXVIII
    • •
    Die Lauscherin am Pegasustempel

    Der Crocias hat die Farbe des Safrans.
    Caius Plinius Secundus, »Naturgeschichte«,
    XXXVII. Buch, »Von den Edelsteinen«

    A uf dem Rückweg wurde Marie von den widersprüchlichsten Gefühlen und Gedanken umgetrieben. Sie wurde nicht schlau aus Ruben Sandracce und hatte den Verdacht, dass er genau das beabsichtigte. Wieder und wieder ging sie die Gesichter der Hofgesellschaft durch, die sich ihr und Gisla aus dem Kreuzgang zugewandt hatten. Doktor Mändl mit seiner neureichen Gattin kam nicht in Frage, und von Donnersberg und Wagnereck hatten nachweisliche Karrieren gemacht. Nein, der durchtriebene Charvat war jemand, der sich neu erfunden hatte, einer, der nicht in vorderster Reihe agierte. Ein Sekretär oder ein Lakai, und da blieb nur Jais. Oder Hauchegger! Die Patres legten ihre weltlichen Leben ab, wenn sie dem Orden beitraten. Hauchegger und Zeiner hatten sie gesehen, da war sie ganz sicher. Pater Hauchegger? War er der Wolf im Schafspelz? Er kannte sich gut auf dem Gut aus und hatte überall Zutritt. Niemand verdächtigte ihn, wenn er Fragen stellte und in Büchern herumstöberte, weil ein Pater gelehrt war und man das von ihm erwartete. Sie musste Remigius sofort einen Brief schreiben!
    Marie hatte die Träger gebeten, sie vor dem Spitalseingang des Klosters abzusetzen. Die Kirche war um diese Zeit bereits geschlossen, und die Wachen der Residenz würden sie mit Fragen bedrängen oder gar nach Zeiner schicken. Aus ihrem notdürftig am Gürtel befestigten Beutel kramte Marie zwei Pfennige, welche die Träger kommentarlos einsteckten. Ruben schien sie angemessen entlohnt zu haben. Geheimniskrämer, geliebter Fremder, der ihr keine Hoffnungen machen wollte und es dennoch getan hatte. In Gedanken an seinen letzten Kuss, der mehr über seine Gefühle für sie sagte als jedes seiner Worte, zog sie die Klosterglocke und schrak bei dem lauten Klang zusammen.
    Eine mürrische Schwester öffnete das vergitterte Guckloch auf Kopfhöhe und entriegelte die eisenbeschlagene Tür. »Ihr seid spät! Die Mutter Oberin hat nach Euch suchen lassen.«
    Marie nahm den nassen Umhang ab. »Ich bin in das Unwetter geraten und von Straßendieben überfallen worden.«
    »Oh?« Müde schlurfte die Schwester zu ihrem Tisch, an dem sie wahrscheinlich eingenickt gewesen war, als Marie sie geweckt hatte. »Bevor Ihr in Eure Zelle geht, müsst Ihr Euch melden.«
    Die Kammer der Oberin lag gleich neben dem Aufgang zu den Zellen der Nonnen. Obwohl Marie in ihren feuchten Kleidern fröstelte und ihre Prellungen schmerzten, folgte sie der Order der Nonne. Marie tröstete sich mit dem Gedanken, dass auch die Zeit im Kloster ein Ende finden würde. Langsam erklomm sie die letzten Stufen zum Refektorium und erblickte die Novizin Katharina, die aus der Kammer der Oberin trat, Marie einen schuldbewussten Blick zuwarf und mit gesenktem Kopf verschwand. Verschwinde nur, dachte Marie, du hast Iris und mich bei Gisla beobachtet und nichts Besseres zu tun, als dich damit bei der Oberin einzuschmeicheln. Mit der ihr verbliebenen Kraft nahm Marie die Schultern zurück und klopfte an die Tür der Klostervorsteherin.
    »Bitte.«
    Die

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