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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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Hof aufbauten, auf denen mehrere Brüstungsfelder mit bereits eingelegter Farbe lagen. Einer der Männer pfiff anzüglich, andere lachten, und Marie hörte, wie sich die Handwerker in einem Sprachgemisch aus Italienisch, böhmischen Dialekten und Deutsch austauschten.
    »Was ist da los?«, rief es aus der Werkstatt, und Wilhelm Fistulator trat mit ungekämmter blonder Mähne nach draußen. Er blinzelte, rieb sich die Stirn und wirkte in seinem halboffenen fleckigen Hemd und mit einem ungeschnürten Hosenbein, als sei er gerade erst von einer durchzechten Nacht aufgestanden. Er grinste Marie zu und winkte sie zum Eingang.
    »Guten Morgen, Wilhelm. Ich wollte Euch nicht stören, aber es ist eine dringliche Angelegenheit, die mich zu Euch führt.«
    Wilhelm runzelte die Stirn, ging zur Hausmauer, an der ein Wasserfass stand, und tauchte den Kopf in das kalte Nass. Schnaubend schüttelte er die blonde Mähne, suchte nach einem Tuch und rieb sich grob trocken. »So, jetzt kann ich meinen Kopf wieder gebrauchen.«
    Einer seiner Stuckateure grinste. Er sprach mit einem Akzent, der dem von Ruben ähnelte. »Wie viele Rote waren es denn, Wilhelm?«
    Wilhelm winkte gutmütig ab. »Tretet ein, Marie. Wie geht es Eurem Bruder?«
    Sie folgte ihm durch eine niedrige Tür in einen kargen Raum, an dessen Stirnwand eine Pritsche mit aufgeschlagener Wolldecke stand. Regale, gefüllt mit Gipsformen, Werkzeugen, Büchern und farbigen Stuckmustern, zeigten, dass es sich um Wilhelms Arbeitszimmer handelte. Er zog einen Schemel unter einem Tisch hervor. »Bitte, mehr kann ich nicht bieten.«
    Marie ordnete ihre Röcke und setzte sich. »Georg ist schwer verwundet. Die Genesung wird lange Zeit in Anspruch nehmen, aber ich vertraue diesem Doktor Zacharias. Er scheint zu wissen, was er tut.«
    »Das freut mich zu hören! Welcher Wahnsinn hat Georg bloß überkommen, als er Tulechow zum Duell forderte? Jeder hier weiß, dass der Mann eine tödliche Klinge führt!« Wilhelm nahm einen Wasserkrug und trank direkt aus dem großen Gefäß in gierigen Zügen.
    »Ihr seid mit meinem Bruder befreundet?«, fragte Marie zaghaft.
    »Ich behaupte, das sagen zu können.« Lautstark setzte Wilhelm den Krug ab und rülpste. »Verzeihung. Ihr seht mich in desolatem Zustand.«
    »Ich bin mit Brüdern aufgewachsen.« Sie holte tief Luft und erklärte Wilhelm ihr Anliegen, wobei sie es so darlegte, dass Remigius die Tafel untersucht und unabsichtlich beschädigt hatte. »Wenn der Herzog das erfährt! Er ist ein besessener Sammler und hat die Tafel bereits bezahlt. Er wäre außer sich vor Wut und wird Albrecht das Gut nehmen und Georg …« Sie hob hilflos die Hände und schwieg.
    Aller Übermut war aus Wilhelms Miene gewichen. »Wenn der Herzog herausfindet, dass ich ihn betrogen habe, kann ich mich entweder von meinem Vater totschlagen oder gleich in den Falkenturm sperren lassen! Das könnt Ihr nicht von mir verlangen!«
    Marie stand auf, trat an eines der Regale und nahm eine rote Stuckmarmortafel heraus. »Schön, aber die Tafel meines Oheims ist von einer Feinheit, dass man glaubt, ein Gemälde vor sich zu haben. Tulechow hatte eine der vier Tafeln. Sie ist ihm gestohlen worden, genau wie die anderen Tafeln gestohlen wurden, und man schreckte nicht davor zurück, die Besitzer zu ermorden. Die Tafeln sind einzigartig, wundervoll!« Sie wusste endlich, wie sie den Kunsthandwerker überzeugen konnte. »Wollt Ihr Euch diese einmalige Möglichkeit entgehen lassen herauszufinden, wie da Pescia die Tafel gemacht hat?«
    »Da Pescias Tafeln. Gnädigste, haltet Ihr mich für einen Idioten? Georgs Oheim kratzt an der Tafel herum, weil er hinter dem Geheimnis her ist, um das sich die absonderlichsten Legenden ranken. Natürlich will ich wissen, wie da Pescia gearbeitet hat – er war ein großer Meister!« Er räusperte sich und spuckte über die Türschwelle. »Aber verkauft mich nicht für dumm!«
    Draußen fiel ein schwerer Gegenstand mit lautem Getöse zu Boden, und Wilhelm rannte ärgerlich hinaus. »Zum Teufel, Pietro!«
    »Nichts passiert, Meister. Die Felder sind ganz geblieben!«, versicherte der Italiener.
    Wilhelm brummte Unverständliches und trat unter dem niedrigen Balken hindurch. »Der Alte wird gleich kommen. Ich werde darüber nachdenken.« Er kratzte sich hinter einem Ohr. »Wo soll ich die Tafel verstecken? Wie groß ist die beschädigte Stelle? Welches Material würde ich fürs Ausflicken benötigen? Das macht sich nicht so einfach!«
    »Ein

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