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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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nicht unverwundbar oder unsterblich oder …«, sprach Marie mit Skepsis in der Stimme.
    »Es gibt keine reine Magie. Wo Licht ist, ist auch Schatten«, sagte Remigius. »Wer einen magischen Stein unrechtmäßig erwirbt, auf den kehren sich die heilenden Kräfte in negativer Weise.«
    »Was wollt Ihr dann mit diesem Monstrum?«, entfuhr es Marie hitzig. »Werft es in die Isar. Dann verschluckt es eine Forelle, und irgendwann landet es bei einem Lumpensammler auf dem Teller und macht ihn zu einem reichen Mann.«
    Remigius verzog verärgert das Gesicht und starrte auf den verlockend glimmenden Karfunkel.
    »Komm, Marie, ich bringe dich hinunter und rufe dir eine Sänfte.« Ruben nahm ihre Hand und brachte sie hinaus.
    »Aber er kann doch nicht allein …«, hob Marie an und hielt inne, als sie Bertuccio aus dem Schatten treten sah.
    »Wir sind unter Freunden.« Ruben nickte dem Komödianten zu. Vor der Treppe, die in den Schankraum hinunterführte, aus dem Gelächter, Bratengeruch und der Duft von Kanincheneintopf aufstiegen, blieb Ruben stehen. Er führte ihre Hand an seine Lippen. »Dein Oheim ist noch am Leben. Er hat eine Botschaft erhalten. Bevor du fragst – Remigius hat mir nur gesagt, dass der Briefschreiber ihm eine Frist bis Ende des Monats gegeben hat.«
    »Zum Teufel mit den Tafeln, dem Stein, soll er ihn doch fortgeben! Sind nicht bereits genug Menschen seinetwegen gestorben?«
    »Du sprichst von einem Wissen, das Königshäuser stürzen und die Welt verändern könnte. Bist du nicht neugierig?«
    Marie sah ihm in die Augen. »Nicht, wenn es unschuldige Leben kostet. Ich will nicht noch mehr Menschen verlieren, die ich liebe.«
    »Eh, was macht ihr Turteltäubchen denn da oben?«, grölte ein Gast und schwenkte seinen Bierkrug.
    »Am Ende des Monats, wenn die Delegation aus Prag zurück ist, wird sich alles entscheiden.« Falls er Zuversicht in seine Worte hatte legen wollen, so war es ihm nicht gelungen.
    »So oder so.« Marie hob ihren Rocksaum an und schritt würdevoll die Treppe hinab, obwohl die Angst vor der Zukunft ihr die Knie zittern ließ.
    Ruben entlohnte die Träger und half ihr in die Sänfte.
    »Wird es etwas ändern, wenn du Jais tötest? Das ist es doch, was du willst?«, fragte sie und ordnete ihre Röcke.
    »Jais ist nur das Schwert, das den Streich vollzieht. Ich will den Kopf, der den Befehl gibt. Einer wie Jais verdingt sich, wo es am profitabelsten ist. Tulechow ist nicht unser Mann, Marie.«
    »Etwa der Vater des Herzogs?« Sie dachte an das Verhör durch Maximilian und Wilhelm.
    »Marie, verhalte dich allen gegenüber wie immer. Ach ja, und gib Wilhelm Fistulator diese Nachricht von mir.«
    Seufzend steckte sie das Brieflein ein. Die Dämmerung tauchte die engen Gassen in diffuses Licht, und die Zeit des Gesindels brach an. Die Träger waren mit Dolchen und einer Pistole bewaffnet. Ob sie im Notfall Partei für ihren Passagier ergreifen oder das Heil in der Flucht suchen würden, war eine andere Frage. Am Färbergraben setzten sie die Sänfte ab, weil direkt vor ihnen eine Schlägerei die Straße blockierte.
    »Lutherischer Hundsfott!«, brüllte einer der Männer in reinstem Bayerisch.
    Ein Pfälzer schrie zurück: »Verlogenes Papistengeschmeiß!«
    »Hoheit, wir machen jetzt einen Umweg«, sagte einer der Träger, ein muskulöser Kerl mit kurzgeschorenen Haaren und mehrfach gebrochener Nase. »Die Hatz auf Protestanten ist derzeit hochgekocht. Weil doch der Habsburger König von Böhmen wird, der wird denen drüben schon die rechte Religion einbläuen!«
    »Du hast vergessen, dass Kaiser Rudolf den Böhmen Religionsfreiheit im Majestätsbrief zugesichert hat«, rief Marie durch den Vorhang.
    »Ha, Papier ist geduldig!« Schaukelnd setzten sie ihren Weg fort und überließen Marie ihren Grübeleien.
    Sie ließ sich vor dem Haupteingang der Residenz absetzen, um sich bei der Oberin für ihre Verspätung damit herausreden zu können, dass sie im Schloss aufgehalten worden sei. Ihre Hoffnungen zerbröckelten wie morsches Holz, als sie Doktor Kranz im Gespräch mit Zeiner erblickte. Da die beiden Männer sie bereits entdeckt hatten, marschierte sie mit einem Gruß an den Wachen vorbei, bekreuzigte sich vor der Kapelle und wollte mit einem Nicken an den verhassten Beamten vorbeigehen, doch Kranz stellte sich ihr in den Weg.
    »So spät noch unterwegs, Gnädigste?«
    Sie ignorierte Kranz und wandte sich an den Geheimrat. »Diesem Herrn habe ich nichts zu sagen. Er hat mich auf übelste

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