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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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Weise und absichtlich auf der Landstraße ausgesetzt und mich meinem Schicksal überlassen.«
    »Ganz so war es nicht.« Der anzügliche Unterton des Advokaten zeugte von einer Selbstsicherheit, die Marie stutzig machte. »Ihr scheint ein unerhört selbstständiges Frauenzimmer zu sein.«
    Zeiner strich sich über seinen mächtigen Schnauzer und klopfte Kranz auf die Schulter. »Gut, gut, geh Er jetzt. Wir sprechen uns noch. Frau von Langenau, wenn Ihr die Freundlichkeit hättet, mich zu begleiten!«
    Mit einem triumphierenden Grinsen ging der Advokat seines Weges, und Zeiner dirigierte Marie am Grottenhof entlang auf den Residenzgarten zu.
    »Wie geht es Eurem Oheim?«, fragte Zeiner ohne Umschweife.
    »Ich habe meinen Bruder Georg besucht! Wie es um meinen Oheim bestellt ist, weiß ich nicht.« Ein beklemmendes Gefühl stieg in ihr auf. Sie warf dem Hofbeamten einen raschen Seitenblick zu und sah sich nach möglichen Wachen um, die sie eventuell festnehmen sollten, doch sie traten ohne sichtbare Begleitung auf die Terrasse, von der aus man den Pegasustempel sehen konnte. Fackeln und bunte Lampen waren entzündet worden, und der Tempel mutete wie ein märchenhaft paradiesischer Ort inmitten der verschlungenen Hecken und Blumenbeete an. Trügerischer Schein, dachte Marie und fröstelte trotz der warmen Abendluft.
    »Herr Albrecht von Kraiberg ist heute in Begleitung Eures Oheims in München eingetroffen. Bitte, verschwendet nicht meine Zeit mit dummen kleinen Lügen. In der Residenz weiß man über jeden Bescheid, der die Stadt betritt. Ist es nicht seltsam, dass Eure Familie auf eine geradezu unheimliche Weise Unglücksfälle anzuziehen scheint? Habt Ihr dafür eine Erklärung?«
    Marie schwieg, denn Zeiner schien genau zu wissen, worauf er hinauswollte.
    »Nun, ich werde Euch auf die Sprünge helfen. Es sind die Tafeln, die Unglück über Euch und Eure Familie gebracht haben. Ts, ts, Euer Oheim hätte seine Tafel gleich dem Herzog übereignen sollen.« Mit auf dem Rücken verschränkten Händen stand der Geheimrat neben Marie und betrachtete die flackernden Lichter des Gartens. »Ist das nicht hübsch? Die Herzogin liebt diesen Garten. Eine gottesfürchtige Frau. Hättet Ihr doch nur etwas mehr Demut an den Tag gelegt. Es wäre Euch viel erspart geblieben.«
    »Ich beklage mich nicht.«
    »Oh, Ihr wisst es sicher noch nicht. Gräfin von Larding, mit der Ihr bekannt seid, ist heute früh ganz plötzlich verstorben. Tragisch, wirklich tragisch.« Er schüttelte den Kopf in gespieltem Mitleid und musterte Marie.
    Bis ins Mark erschüttert starrte Marie den Geheimrat an. »Sie war doch vollkommen gesund! Aber wie ist sie denn zu Tode gekommen?«
    »Die höfische Gerüchteküche brodelt!« Er machte eine vage Handbewegung und hielt ihr den Arm hin, um die Stufen hinabzusteigen. »Gift, heißt es immer wieder. Ist das nicht verabscheuenswert? So eine schöne Frau, in der Blüte ihres Lebens. Als risse man eine Rosenknospe von einem Strauch, grausam und sinnlos!«
    Maries Kleid streifte einen Weißdorn und verfing sich in den Dornen des bereits verblühten Strauches. Nervös zog sie an dem dünnen Stoff, der mit einem knackenden Geräusch zerriss. »Verflucht!«
    »Habt Ihr Euch verletzt? Ich wollte Euch nicht erschrecken.« Scheinheilig sah Zeiner sie an. Er machte keinerlei Anstalten, ihr zu Hilfe zu kommen.
    Als sie an diesem Abend auf der schmalen klösterlichen Bettstatt lag, konnte sie nicht einschlafen, sondern starrte auf das Holzkreuz an der weißen Stirnwand. Wie kurz und fragil das Leben war, hatte Zeiner ihr auf brutale Weise vor Augen gehalten. Auch wenn Sibylle Gräfin von Larding alles andere als liebenswert gewesen war, einen qualvollen Tod durch Gift wünschte man seinem ärgsten Feind nicht. Sie hatte die Eifersucht im Gesicht des Grafen gesehen. Sollte er seine Frau ermordet haben? Etwas Entscheidendes war heute geschehen. Das spürte Marie in jeder Faser ihres angespannten Körpers. Sie konnte die Fäden nur noch nicht zusammenbringen. Aber Ruben und Remigius würden es wissen. Wenn es ihr möglich gewesen wäre, sie hätte sich angekleidet und wäre sofort zum Höllerbräu gelaufen. Dass sie es nicht tat, erwies sich als schwerer Fehler.

XXXI
    • •
    Der falsche Bote

    Nach Theophrastus soll man auch zu Orchomenum in Arcadien und auf Chios Carbunkeln finden, jene schwärzer und dienten unter andern zu Spiegeln.
    Caius Plinius Secundus, »Naturgeschichte«,
    XXXVII. Buch, »Von den Edelsteinen«

    D

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