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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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auch über deinen Vetter gesagt?«
    Ich dachte nach, um eine möglichst ehrliche Antwort zu geben. Dann sagte ich: »Nein.«
    »Deine Story klingt gut«, sagte Carinna. »Aber einen großen Haken sehe ich noch. Ich habe eine Zeit lang als Fallanalytikerin gearbeitet, ich kann mich gut in den Kopf eines Täters hineinversetzen.«
    Ich nickte. »Ich weiß, darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Du spielst auf die Hunde an, oder?«
    »Nach allem, was wir wissen, waren sie sein Ein und Alles.«
    »Das kann ich sogar bestätigen. Für sie wäre er durch die Hölle gegangen.«
    »Wieso hat er also zugelassen, dass sie qualvoll in ihren Zwingern verbrannt sind?«
    Am Morgen des Tages vor dem Eröffnungsabend war ich aus einem Albtraum aufgewacht. Ich hatte geträumt, Maria und Rolf hätten Luna hereingetragen. Auf einem großen Tablett. Sie lag tot darauf, geröstet und angerichtet, aber immer noch als Luna erkennbar. Ihre dunkelbraunen Haselnussaugen blickten mich traurig an, so als wollte sie sagen: »Das habe ich dir zu verdanken.« Man hatte ihr eine Wurst ins Maul gesteckt. Ein Zipfel schaute heraus. Als ich daran zog, wurde die Wurst immer länger und länger, und plötzlich schaute ein Arm heraus. Ich zog weiter an der Wurst, bis schließlich Steffi zu erkennen war. Sie hatte in Luna gesteckt ...
    »Können wir jetzt endlich anfangen zu essen?«, beschwerte sich einer der Gäste.
    Maria und Rolf waren schon weitergegangen und luden das Tablett auf einem der Tische ab.
    Bevor ich hilflos zusehen musste, wie Luna verspeist wurde, war ich schreiend aus dem Albtraum hochgeschreckt.
    Ich war nassgeschwitzt. Mir wurde bewusst, dass die Wirklichkeit kaum besser aussah als mein Traum. Ich wankte ins Bad. Auf dem Weg dorthin fiel mein Blick auf den Radiowecker. Es war fast zehn Uhr. Ich hatte gnadenlos verschlafen. Der Radiowecker war zwar angesprungen, aber ich war nicht wach geworden. Ich wusste, was gefehlt hatte: Steffis so nervige Stimme.
    Nachdem ich geduscht hatte, fühlte ich mich besser. Ich schaute aus dem Fenster. Mehrere Lieferwagen standen draußen. Männer waren damit beschäftigt, Tische und Stühle ins Haupthaus zu tragen. Ich beeilte mich, nach unten zu kommen und ihnen zu helfen.
    Duffy und Ollie waren schon dabei, in der »großen Halle«, wie sie genannt wurde, die Tische aufzustellen. Die Gräfin stand daneben und dirigierte lautstark.
    »Ah, der Herr Langschläfer«, begrüßte Duffy mich boshaft.
    »Eigentlich war ich es doch, der zu viel getrunken hat, oder?« Ollie zwinkerte mir zu.
    Ich konnte nicht mehr tun, als mich zu entschuldigen. Dann ließ ich mich von der Gräfin aufklären, wie weit die Vorbereitungen gediehen waren.
    »Wir sind exakt im Zeitplan«, dozierte sie wie ein General vor der Schlacht. »Der Große Saal ist so gut wie fertig. Danach nehmen wir uns die anderen Räume vor.«
    Selbst der Große Saal hätte nie und nimmer fünfzig Gäste aufnehmen können. Daher hatten wir uns überlegt, auch noch zwei der angrenzenden Zimmer in ein Restaurant umzuwandeln. Eines davon hatte sogar einen Kamin und würde sich für zukünftige intimere Feiern sehr gut eignen.
    Ich schaute mich im Großen Saal um. Er hatte seinen ursprünglichen Charme behalten. Die Stofftapeten und der Stuck an der Decke verliehen ihm einen fast herrschaftlichen Charakter. Nur wenige der ursprünglichen Möbel hatte die Gräfin in den Keller bringen lassen müssen. Die Schränke waren an die Wand gerückt worden, ein langer Tisch, zwei behagliche Sofas und einige der alten Stühle waren geblieben. Das meiste machte sich sehr gut als Kontrast zwischen den neuen, modernen und zweckmäßigen Tischen und Stühlen.
    »Wo sind die her?«, fragte ich die Gräfin.
    »Eine Maria hat angerufen. Ich soll Ihnen einen schönen Gruß ausrichten. Und sie hätte die Tische und Stühle gern bis zum Sommer zurück – für ihre Terrasse.«
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. Damit war zumindest dieser Punkt geregelt.
    »Um zwölf kommen meine Freundinnen vom Landfrauenklub. Ich werde sie für den Abwasch einteilen. Außerdem können sie dem Koch zur Hand gehen.«
    Eigentlich lief alles auch ohne mich ganz gut. Ich wusste nicht, ob ich darüber froh oder besorgt sein sollte. Aber dann entschied ich, dass es ganz gut so war. Ich durfte mich nicht allzu sehr auf die Eröffnungsvorbereitungen konzentrieren. Die waren bei der Gräfin in guten Händen.
    Meine Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass Luna und Steffi wieder freikamen.
    »Ich

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