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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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gab ich auf.
    »Bei ...«
    »Sind Sie das?«, fragte eine kleinlaute Steffi.
    »Nein, der, den Sie sprechen wollen, ist außer Haus.« Ich beschloss, der lieben Steffi endgültig einen Korb zu geben und sie Ollies Obhut zu überantworten.
    »Ich habe die Nummer von Herrn Dickens nicht. Ebenso wenig bin ich sein Sekretär. Dennoch werde ich eine Ausnahme machen. Eine einzige. Aber nur, wenn Sie mir versprechen, mich nie wieder anzurufen.«
    »Selten fiel mir ein Versprechen so leicht.«
    »Sagen Sie mir, wo Sie zu erreichen sind, und ich werde Herrn Dickens Ihre Telefonnummer geben.«
    Sie nannte mir eine Nummer. Ich notierte sie auf dem Unterarm.
    »Auf Nimmerwiedersehen«, beendete ich das Gespräch.
    »Dito«, erwiderte sie knapp und legte auf.
    Es gibt Tage, die schon dermaßen beschissen anfangen, dass man sie am liebsten gleich runterspülen sollte. Das war so ein Tag. Anstatt mich mit Luna möglichst unauffällig aus dem Haus zu schleichen und die lippische Natur zu genießen, lockte mich der ungewohnte Geruch von gebratenem Speck in die Küche. Der Major war strikter Vegetarier gewesen. Die Gräfin begnügte sich des Morgens mit einer winzigen Toastecke, die sie mit Orangenmarmelade bestrich. Duffy frühstückte nie. Insofern musste etwas Außergewöhnliches passiert sein.
    Ich folgte dem Duft und stellte fest, dass das Außergewöhnliche einen Namen hatte: Oliver Dylan Dickens. Das heißt, zunächst lief mir Duffy über den Weg. Ich stolperte fast über ihn. Er kam gerade aus der Küche. Er balancierte ein silbernes Tablett mit einer Warmhalteglocke übers Parkett. In letzter Sekunde machte ich einen Schlenker, um nicht mit ihm zusammenzustoßen.
    »Sie können das Frühstück gleich hier an Ort und Stelle servieren. Ich habe Hunger!«, sagte ich zu ihm.
    »Es gibt Menschen, die sterben daran. Machen Sie keinen Ärger, das Frühstück ist für den jungen Herrn.«
    »Fein, das trifft sich gut. Gehen Sie voraus, ich habe Ollie sowieso etwas mitzuteilen.«
    Der alte Griesgram marschierte mit heruntergezogenen Mundwinkeln in den Salon.
    »Duffy, Sie sehen aus wie auf Ihrer eigenen Beerdigung«, hörte ich die Gräfin erschreckt ausrufen. »Schenken Sie dem Tag ein Lächeln, und er wird zurücklächeln.«
    Dann erblickte sie auch mich. »Ah, Moritz, sehr schön, dass Sie hier sind. Wir haben eben von Ihnen gesprochen. Sie glauben nicht, wer unseren Ollie gerade angerufen hat!«
    »Steffi Klug von Teuto Eins«, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen.«
    »Sie sind ein Hellseher! Wie konnten Sie das wissen?«
    »Berufsgeheimnis«, lächelte ich. »Ein Rest von Geheimnis muss jeden Mann umgeben, finde ich.«
    »Sie hat eine wunderbare Stimme«, ergänzte Ollie. »Wer solch eine himmlische Stimme hat, muss ein Engel sein.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Wir sprechen doch von ein und derselben Dame, oder?«
    »Sie nannte sich Steffi Klug.«
    Ich nickte.
    »Ich wollte Sie bitten, mich in die Redaktion von Teuto Eins zu begleiten.«
    Ich sackte auf einen Stuhl.
    »Nicht um alles Geld der Welt! Das Date werden Sie wohl oder übel allein überstehen müssen. Ich glaube an Sie, Ollie! Immerhin sind Sie volljährig, haben bereits einen Führerschein und dürfen in Ihrem Heimatland wählen.«
    »Ach was, ich glaube, Sie haben Angst vor Frauen. Müssen Sie aber nicht. Immerhin möchte Miss Klug nicht Sie, sondern mich interviewen.«
    »Sag ich ja. Also? Was soll ich dabei?«
    Duffy hatte das Silbertablett inzwischen in die Mitte des Tisches gestellt. Jetzt lüftete er die Glocke. Der Anblick war überwältigend, der Duft nicht minder.
    »Ein full breakfest , wie Sie es wünschten, Sir!«, verkündete Duffy nicht ohne Stolz.
    Neben kross gebratenem Frühstücksspeck schmückten Würstchen und Rührei das kulinarische Stillleben. Es war dekorativ garniert mit gebratenen Tomatenhälften und Champignons.
    »Tee oder Kaffee?«, erkundigte sich Duffy.
    »Earl Grey«, erwiderte Ollie mit der selbstverständlich herablassenden Miene eines jungen Lords. Sogar den Prince Charles hätte ich ihm in dem Moment abgekauft. Wahrscheinlich bekamen junge Engländer schon mit der Muttermilch beigebracht, wie man sich gegenüber einem Butler verhält: Man ignorierte ihn.
    Duffy schien zufrieden zu sein. Mit stoischer Miene goss er seinem Herrn aus einem Art Deco-Silberkännchen die gewünschte Flüssigkeit in die dünnwandige Porzellantasse. Die Gräfin trank wie jeden Morgen nur ein Glas heißes Wasser für die Verdauung.
    »Wissen

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