Blut und Rüben
von Radio Hermann gehört?«
Ich erinnerte mich an die kleinen Aufkleber, die mir überall übel aufgestoßen waren. »Bestimmt kein Heimatfunk, oder?«
»Ein rechter Internetsender, der seine rechtsradikalen Parolen übers Internet verbreitet. Wir ermitteln in mehreren Bundesländern und standen kurz davor, die ganze Bagage auffliegen zu lassen. Dann kam der Mord dazwischen. Vor allen Dingen die Wolfsangel, mit der der Kopf des Opfers befestigt worden war, lässt ebenfalls auf politisch motivierte Hintergründe schließen. Wir vermuten einen Zusammenhang, daher beschränken wir uns, was das Internet-Radio betrifft, weiterhin auf Beobachtung.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe es schon mehreren Leuten gesagt, aber ich glaube einfach nicht, dass Ludwig das Opfer von rechten Gewalttätern ist. Dazu war er, seitdem er hier sesshaft geworden ist, zu unpolitisch.«
»Seine Vergangenheit spricht eine andere Sprache.«
»Ich weiß, aber ich kann dir versichern, dass er die Vergangenheit hinter sich gelassen hat. Habt ihr mal in Richtung BT NATURE ermittelt?«
»Nein, nicht unsere Aufgabe. Wenn du mich fragst, ist das eh eine heikle Angelegenheit. Dahinter stecken zu viele politische Interessen.«
»Eben«, betonte ich.
Sie nahm einen weiteren großen Schluck und rekelte sich. »Sag mal, was hältst du davon, wenn wir das Geschäftliche ein andermal besprechen. Hast du anständige Musik?«
»Was hörst du denn gern?«
»Soul, Rock ... Hauptsache keinen Schmusesound.«
Ich erhob mich und ging zum Plattenspieler.
»Du hast tatsächlich noch so ein altmodisches Ding?«
»Mein Vetter hat mich irgendwann mal überzeugt, dass der angebliche Fortschritt keiner ist. Zumindest nicht, was CDs betrifft.« Ich schaute meine bescheidene Plattensammlung durch. Zufällig fielen mir die HIT GIGANTEN in die Hände. Irgendjemand hatte sie mir vor Urzeiten mal zum Geburtstag geschenkt. Ich legte sie auf den Plattenteller, ließ das erste Lied von den Supremes aber aus und fing gleich mit dem zweiten an: James Browns Sex Machine.
Carinna wippte gleich bei den ersten Takten mit. »Du legst ein ganz schönes Tempo vor«, sagte sie.
Ich schenkte Wein nach und setzte mich wieder zu ihr. Ihr Körper verströmte eine verlockende Wärme. Ich musste an Maren denken.
»Was hast du?«, fragte Carinna.
»Nichts«, log ich und schaute auf Luna. Sie hatte es sich vor dem Wohnzimmertisch bequem gemacht und beobachtete uns aus ihren dunklen, unergründlich tiefen Augen. »Mir fällt gerade ein: Wolltest du nicht noch meine Playmobilsammlung sehen?«
Ihre Stirn legte sich in Falten. »Du hast sie wohl nicht mehr alle!«
Sie legte den Arm um mich und zog mich an sich. Ihre Lippen waren weich und feucht. Während Marvin Gaye sein Sexual Healing versprach, nahm sie meine linke Hand und führte sie an ihre Brust. Ich fühlte zarte, weiche Spitzenwäsche. Sie stöhnte leicht auf.
In dem Moment klopfte es.
Ich befreite mich aus Carinnas Armen und ging zur Tür. Luna jaulte. Wenn es ein Fremder gewesen wäre, hätte sie gebellt. Vielleicht suchte Duffy ja wieder den Zucker.
Als ich öffnete, stand Maren vor der Tür. In der einen Hand trug sie eine Flasche Sekt, in der anderen zwei Pizza-Schachteln. Sie lächelte mich an. »Tut mir leid, aber ich habe in letzter Zeit einfach zu viel zu tun gehabt. Ich würde es gern wiedergutmachen. Was schaust du denn so?«
Dann sah sie an mir vorbei und erblickte Carinna, die sich soeben den Träger ihres BHs zurechtrückte.
»Ah, ich sehe, du hast schon Damenbesuch.«
»Nicht direkt. Also, das ist Frau Leisenscheidt.«
Maren wirkte plötzlich eisig. »Dann will ich nicht weiter stören.«
»Es ist nicht so, wie du denkst«, sagte ich. Dabei war genau das der Fall. Zumindest, wenn man Carinna gefragt hätte.
»Verarsch mich nicht!«, zischte sie und wandte sich um.
»Maren, du ...«
Sie hielt inne und drehte sich noch einmal zu mir um. »Sorry, dass ich nicht bedacht habe, dass ihr Männer nicht mal eine Woche ohne Frau auskommen könnt.« Tränen standen in ihren Augen. Sie schaute auf die Pizza. »Die schenk ich euch. Guten Appetit!« Sie schleuderte die beiden Schachteln wütend zu Boden, dann raste sie die Treppe hinunter.
14.
Wir waren wieder einmal in Ollies Morgan unterwegs. Ich hatte mich breitschlagen lassen, ihn dorthin zu begleiten, wo der Major sein Leben gelassen hatte. Zu den Externsteinen.
Ich hatte seine Einladung angenommen, weil sie mich ablenkte. Ansonsten hätte ich doch nur
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