Blut und Rüben
Maria.« Maria war die Geschäftsführerin des Lipper Hofes .
»Ach komm«, sagte ich. »Du weißt genau, worauf ich anspiele.«
»Wenn du deine beiden Tischpartner meinst: Wir haben nichts zu verbergen. Im Gegenteil: Im Zeichen der Krise nehmen wir jeden Gast, selbst wenn’s das BKA ist. Immerhin haben die noch genügend Geld, ihre Leute in Häusern wie dem unseren absteigen zu lassen.«
Ich trank einen Schluck Kaffee und spülte damit ein Stück Brötchen mit Erdbeer-Schoko-Marmelade hinunter.
»Die beiden scheinen ihre Profession an jede Wand zu schreiben.«
»Mitnichten«, antwortete Rolf. »Vor allen Dingen der Blondschopf ist ziemlich verschwiegen. Am Anfang habe ich eher auf Drogen- oder Menschenhandel getippt. Aber die Frau ist nicht so übel, wie es auf den ersten Blick scheint. Steht öfters abends an der Bar und trinkt Caipiriňhas. Lässt aber alle abblitzen.«
»Woher weißt du dann, was die beiden so machen?«
Er grinste. »Gegenüber einem verständnisvollen Barkeeper tauen selbst Eisblöcke etwas auf. Zugegeben, bei ihr war es besonders schwer.«
Auf dem Rückweg besuchte ich Ludwigs Grab. Die Beerdigung hatte stattgefunden, während ich im Krankenhaus gelegen hatte. Noch waren die Kränze und verwelkenden Blumen aufgehäuft. Ein leichter Nieselregen hatte eingesetzt. Es war eine deprimierende Atmosphäre, und ich war froh, als ich bereits kurze Zeit später wieder im Wagen saß und nach Hause fuhr.
Ich hantierte in der Küche herum, während Luna mir aufmerksam zusah und hoffte, das eine oder andere Leckerli würde auch für sie abfallen. Vor allen Dingen von dem Steinbeißer.
Ihre Chancen standen schlecht.
Rolf war zwar nicht mit der Sprache herausgerückt, aber dafür hatte er sich herabgelassen, mir die Zutaten für ein überzeugendes Abendgericht einzupacken. Ich war weniger Gourmet als Gourmand. Ich wusste, was mir schmeckte und ob es gute Zutaten waren, die man mir vorsetzte, aber als Koch sah ich mich als ewigen Anfänger. Rolf war so gnädig, mir auch noch das Rezept zu verraten. Und so gab es an diesem Abend atlantisches Steinbeißerfilet auf heimischen Steckrüben. Die Kartoffeln hatte ich bereits gekocht. Jetzt schnitt ich den Fenchel in Streifen und gab ihn für fünf Minuten ins Salzwasser, damit er garte.
Gleichzeitig kochte ich die bereits in Stifte geschnittenen Steckrüben bissfest und schwitzte sie mit Butter in einer Pfanne an. Sie würden meine Gemüsebeilage werden.
Ich suchte nach dem Kartoffelstampfer. Es war noch nicht alles wieder an dem Platz, an dem es vor dem Einbruch gewesen war. Ich fand ihn schließlich zwischen den Töpfen im Schrank wieder. Anschließend stampfte ich Kartoffeln und Fenchel zu einem cremigen Püree, verfeinerte dieses mit Sahne und schmeckte mit Muskat ab.
Ich schaute auf die Uhr. Mein Besuch ließ sich Zeit. Ich begann mit dem Salat und hatte gerade das Dressing fertig, als es schellte.
Luna schlug sofort an. Ich befahl ihr, ruhig zu sein, aber sie gebärdete sich wie verrückt.
Ich ging zur Tür und öffnete.
Sie trug denselben Hosenanzug wie am Vormittag. Luna bellte freudig und sprang an ihr hoch.
»Guten Abend, bin ich zu spät?«
Schöne Frauen kommen nie zu spät, wollte ich sagen, aber ich biss mir auf die Zunge. Das hätte sie mir nicht abgenommen. Stattdessen sagte ich: »Es ist alles vorbereitet. Ich muss nur noch den Fisch braten. Entschuldigen Sie den Hund ...«
Sie lächelte, sprach beruhigend auf Luna ein und gab ihr ein Leckerli. Weiß der Himmel, wo sie es so plötzlich herausgefischt hatte.
»Ich habe auch einen Hund. Leider sehe ich ihn viel zu selten. Genau wie meinen Sohn.«
Ich bat sie herein. Neugierig sah sie sich um. Schließlich sagte sie: »Ich habe mir Ihr Refugium irgendwie – anders vorgestellt.«
»Sie haben tatsächlich Gedanken an mich verschwendet?« Immerhin hatte sie gewusst, dass ich mir die Wohnung mit einer Hündin teilte. Oder trugen BKA-Beamte seit Neuestem immer Leckerli bei sich?
»Dienstlich. Wir haben natürlich auch von Ihnen ein Profil erstellt.«
»Und wie, dachten Sie, hause ich?«
»Wie ein ehemaliger Journalist. Mit Haufen von Zeitungen und vielen Büchern.«
»Tja, wie Sie sehen, muss ich Sie enttäuschen. Ich habe noch nicht einmal meine eigenen Artikel aufbewahrt.«
Ich fragte sie, was sie trinken wollte. Sie entschied sich für Mineralwasser.
»Ich mag Männer mit Schürze«, sagte sie, als ich mit einer Flasche zurückkehrte. Sie hatte im Wohnzimmer auf dem Sofa
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