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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Schaft.
    »Wo ist der Feldscher?«, fragte er verwundert.
    »Nicht aufzufinden«, sagte die Landgräfin, müde und zornig zugleich. »Wie es aussieht, hat er sich heimlich von der Burg gestohlen – mitsamt seinen Instrumenten.«
    Sie strich mit dem Handgelenk eine Haarsträhne zurück, die sich aus ihrem Gebende gestohlen hatte. Allein diese kleine Geste sagte Friedrich, wie müde und besorgt sie war.
    »Am besten, wir durchtrennen den Pfeil dicht über der Wunde, bevor wir ihn herausziehen«, meinte sie.
    »Wirst du das aushalten?«, fragte sie den verletzten Markgrafensohn.
    »Mir bleibt wohl keine Wahl«, entgegnete dieser mit gequältem Lächeln und zuckte scheinbar gleichgültig die Schultern.
    »Gib mir Mohnsaft!«, herrschte Elisabeth eine der Kammerfrauen an, die mehr oder weniger bleich ein paar Schritte entfernt standen.
    »Du musst das nicht selbst tun«, redete Friedrich ihr zu. »Sibylla ist geschickt in derlei Dingen.«
    Dann jedoch fiel ihm ein, dass die Nachhut und auch Ulrichs Geliebte noch nicht zurückgekommen waren.
    »Jemand soll einen Trupp zur Frauenburg schicken. Wir brauchen Ulrich und Sibylla. Sofort!«, befahl er einer der Hofdamen, die knickste und hinaushastete.
    »So lange können wir nicht warten«, entschied Elisabeth, nachdem sie sorgfältig zehn Tropfen Mohnsaft abgezählt und in einen Becher Wein geträufelt hatte.
    »Wir werden wohl meine erste Vorführung mit dem Schwert vor Euren Augen um ein paar Tage verschieben müssen, Vater«, meinte der junge Friedrich beklommen, während er den Becher entgegennahm.
    Sein Vater legte ihm aufmunternd die Hand auf die Schulter und lächelte. »Wenn es sein muss, bin ich ein geduldiger Mann.«
    Der verletzte Knappe setzte sich auf, um zu trinken.
    »Warum haben die Eisenacher das getan? Warum hassen sie uns?«, fragte er nach dem zweiten Schluck und richtete die Augen auf seinen Vater.
    »Sie hassen nicht dich, sondern vor allem deinen Großvater«, erklärte Friedrich. Es hatte kein Sinn, darum herumzureden. »In früheren Jahren war er ein tapferer Kämpfer. Er hat viele Gefechte geführt, um das Land von Raubgesindel zu befreien. Doch dass er Thüringen verkauft hat, können sie ihm nicht verzeihen.«
    »Außerdem hat der König den Eisenachern Reichsfreiheit versprochen. Dem können sie nicht widerstehen«, ergänzte Elisabeth kühl. »Mühlhausen und Nordhausen haben als reichsfreie Städte gute Geschäfte gemacht und sind zu so viel Wohlstand gekommen, dass sie sogar dem König Geld leihen konnten.«
    »Ist es etwa besser für sie, nur einen Herrn zu haben?«, fragte der junge Friedrich zweifelnd, bevor er den Becher austrank.
    »Das kommt auf den Herrn an«, erwiderte sein Vater sarkastisch. »Die Leipziger dachten auch, es ginge ihnen besser als reichsfreie Stadt. Inzwischen sehnen sie sich zurück nach dem Schutz des Hauses Wettin.«
    Elisabeth beobachtete, wie der Mohnsaft bei ihrem Patienten seine Wirkung tat; dem Jungen fielen die Augen zu. Sie warf einen kritischen Blick auf ihre Hofdamen, befand keine für tapfer genug, das zu tun, was nun bevorstand, und sah zu Friedrich.
    »Hilfst du mir?«, bat sie. Vor Sorge bemerkte sie nicht, dass sie auf die höfische Anrede verzichtete, obwohl sie nicht allein in der Kammer waren.
    Friedrich wusste sofort, was zu tun war.
    Er sprach ein stummes Gebet, dann umklammerte er beide Enden des Pfeils mit festem Griff, damit sich der Schaft so wenig wie möglich bewegte, während Elisabeth ihn mit der Schere aus ihrem Nähkorb dicht über der Wunde abschnitt. Die obere Hälfte ließ sie achtlos zu Boden fallen, den anderen Teil zog Friedrich mit einem Ruck aus der Wunde, die sofort wieder zu bluten begann. Der Verletzte ächzte und verlor das letzte bisschen Farbe aus dem Gesicht. Rasch legte ihm Elisabeth ein nasses Tuch auf die Stirn und schob ihm die Hand in den Rücken, um ihn aufzurichten und ihm noch mehr Wein einzuflößen. Dann ließ sie ihn vorsichtig zurücksinken und wartete, dass er einschlief. Unbewusst griff Friedrich nach der Hand seines Sohnes.
    »Das Schlimmste hat er überstanden«, flüsterte Elisabeth, als sie sicher war, dass ihr Patient schlief. »Hauptsache, die Wunde entzündet sich nicht.«
    Sie drehte sich zu ihren Kammerfrauen um. »Lasst uns allein und findet endlich diese Sibylla!«, befahl sie ungeduldig.
    Erst als die Frauen nach einer Verbeugung hinausgehastet waren, gestand sie ihre Ratlosigkeit ein.
    »Ich bin mir nicht sicher, welches Mittel das beste gegen

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