Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
selbst seid fast tausend. Das mag nicht viel klingen angesichts der Größe des Heeres, das da draußen bereits den nächsten Angriff vorbereitet.«
    Gedämpfte Rufe kamen auf.
    »Aber Freibergs Mauern sind stark«, fuhr Ulrich ungerührt fort. »Ihr müsst darauf vertrauen – und auf eure Entschlossenheit. Kein Zweifel darf euch schwächen, weil ihr euch dem König widersetzt.«
    Mit hartem Blick sah er auf die kaum kampferprobten Männer vor sich.
    »Ja, er ist der König. Aber dieser König hat heute Nacht gezeigt, was ihr von ihm zu erwarten habt: weder Gnade noch Erbarmen! Das Gesetz sagt, niemand ist einem Herrscher zu Gefolgschaft verpflichtet, der grausam und ungerecht regiert. Meine Ritter, allesamt tapfere und in der Schlacht erprobte Männer, werden mit dem Schwert jeden Angreifer zurückschlagen, der sich an die Mauern heranwagt. Helft uns, Freiberg zu verteidigen! Kämpft um das Leben eurer Frauen und Kinder! Vertraut auf Gott, denn Gott steht den Tapferen bei. Lasst uns darum beten.«
    Die Ritter hinter ihm knieten nieder, jeder das Schwert vor sich auf das Erdreich gestützt. Nach und nach sanken auch die mit Armbrüsten und Spießen bewaffneten Bürger auf die Knie.
    Pater Clemens, der für sein Amt noch junge Priester von St. Marien, sprach ein Gebet um Gottes Beistand in der Not für die bedrängte Stadt.
    »Und jetzt: Jeder an seinen Platz!«, rief Ulrich, erneut das Schwert emporreckend. »Lasst sie nicht herein!«
    »Ja, lasst sie nicht herein!«, wiederholte Markus laut hinter ihm.
    Der Ruf pflanzte sich fort; zuerst in der Ritterschaft, dann unter den Stadtbürgern.
    »Lasst sie nicht herein!«, erscholl es schließlich aus dreizehnhundert Kehlen.
    Schwerter und Armbrüste wurden in die Höhe gereckt, Spieße geschüttelt, Fäuste gen Himmel gestoßen.
    Zufrieden blickte Ulrich auf die Männer vor sich, die nun deutlich entschlossener wirkten.
    Mit erhobenem Schwert ließ er seinen Fuchshengst steigen, weil er wusste, dass sich dieses Bild den einfachen Menschen vor ihm einbrennen würde, von denen die meisten noch nie hatten kämpfen müssen.
    Jubel brandete auf.
    Ulrich verständigte sich durch einen kurzen Blick mit Niklas. »Die Verteidiger der Burg – mit mir! Die Verteidiger der Stadt – folgt Niklas von Haubitz, dem Heerführer des Markgrafen!«
    Dann wendete er den Hengst und ritt zurück zur Burg, begleitet von Rittern, Bogenschützen und Reisigen, während Niklas die übrigen Kämpfer einteilte, um die Türme, Tore und Wehrgänge entlang der Stadtmauer zu besetzen.
     
    Links und rechts des kurzen Weges zur Burg drängten sich Menschen, um den Kämpfern Gottes Segen zu wünschen. Eine alte Frau zwängte sich zu Ulrich durch. Das rauhe Tuch um die Schultern raffend, lief sie neben seinem Pferd her und streckte ihre knochige Hand aus, um ihm einen Rosenkranz zu geben. »Hier, Herr, nehmt das! Gott schütze Euch!«
    Die Frau sah nicht so aus, als ob sie etwas zu verschenken hätte. Umso mehr bewegte ihn diese Geste.
    »Wie ist dein Name?« Er musste laut sprechen, beinahe schreien, um das Getöse um sich herum zu übertönen.
    »Grete. Eine Korbmacherwitwe.«
    »Gott schütze dich und dein Haus, Grete!«
    Im nächsten Moment hatte er sie in dem Gewimmel aus den Augen verloren.
    Auf dem Burghof angekommen, verteilten sich die Kämpfer auf die zugewiesenen Plätze.
    Dabei lief Ulrich der Rotschopf vor die Füße. »Habt Ihr einen Auftrag für mich, Herr?«, fragte er mit vor Aufregung leuchtenden Augen.
    »Trägst du inzwischen einen richtigen Namen?«
    »Ja, Herr! Christian. Aber der Hauptmann meint, den muss ich mir erst im Kampf verdienen.«
    Ulrich war in Eile, doch die Hartnäckigkeit des Burschen gefiel ihm. »Bleib in meiner Nähe, aber in Deckung. Du bist mein Bote, falls ich dringende Nachricht an den Heerführer habe.«
    Wenn jemand heil durch eine Stadt kam, die unter Beschuss stand, dann bestimmt dieser gewitzte Gassenjunge.
    »Ich bin schnell, und ich kenne jeden Schleichweg in dieser Stadt«, empfahl sich Christian prahlerisch.
    Aufgeregt folgte er Ulrich, während dieser zusammen mit Reinhard und Markus wieder den Turm hinaufstieg.
    »Du bleibst hier und wartest!«, wies Maltitz den Burschen an, als sie den letzten Absatz vor der obersten Ebene erreicht hatten.
     
    Die Dämmerung brach an. Der dunkle Ring des königlichen Heerlagers war nun mit hellen, leuchtenden Punkten durchsetzt, den Feuern, die sich gegen die hereinbrechende Nacht abzeichneten.
    Plötzlich kam

Weitere Kostenlose Bücher