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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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fort.
     
    Je mehr sie sich dem Heerlager des Königs näherten, umso mehr Furcht verspürte Hans – und Verachtung für diejenigen hinter den Stadtmauern, die glaubten, einer solchen Übermacht trotzen zu können.
    Er hatte noch nie so viele Menschen auf einmal gesehen. So weit man blicken konnte, wimmelte es von Kämpfern. Und sie alle sahen furchterregend aus, einer schlimmer als der andere: bis an die Zähne bewaffnet und mit dem Ausdruck wilder Entschlossenheit in den Augen. Linker Hand legten etliche gerade die Rüstung an, während jemand lauthals Befehle brüllte, eine Gruppe rechts von ihm war in eine wilde Schlägerei verwickelt und wurde dabei von zwei Dutzend Zuschauern lautstark angefeuert, vor ihm gingen zwei Männer mit dem Messer aufeinander los. Der Erste griff an und verfehlte den anderen nur knapp, der trat ihm das Messer aus der Hand, warf ihn zu Boden und schnitt ihm zur Belustigung der Umherstehenden ein Ohr ab.
    Schaudernd wandte Hans sich ab und würgte.
    Sie gingen auf ein großes Zelt zu, vor dem ein rot-weißes Banner aufgepflanzt war.
    Der Kleinere von seinen Bewachern sagte etwas zu dem Wachposten vor dem Zelt, dann verschwand er hinter der Leinwand, um kurz darauf zurückzukehren und seinen Kumpan zufrieden grinsend heranzuwinken.
    »Rein mit dir!« Er stieß den Gefangenen hinein und drückte ihn auf die Knie.
    »Der Bursche hier kann uns den Weg in die Stadt zeigen«, verkündete der andere freudig. »Er kennt einen Durchschlupf. Genau da haben wir ihn geschnappt, als er sich davonstehlen wollte.«
    Der Bannerführer – ein hellbärtiger Mann mit breitem, kantigem Gesicht, in einem teuren Kettenpanzer und einem Wappenrock aus gutem rot-weiß gestreiften Tuch – sagte kein Wort, sondern sah ihn nur durchdringend an. Hinter ihm standen vier Ritter, die nicht minder interessiert auf den Gefangenen starrten.
    »Mich schicken die Ratsherren, die die Stadt dem König übergeben wollen«, beteuerte Hans hastig. »Wirklich, edler Herr! Ich schwör’s! Ich soll dem König Nachricht bringen und einen Weg zeigen, wie er die Stadt einnehmen kann.«
    »
Du
willst zum König?«, knurrte der Bannerführer verächtlich. »Was bildest du Ratte dir ein? Und wer sagt mir, dass das nicht eine Falle ist? Nein, Bürschlein, du wirst auf der Stelle mit meinen Männern zurück zu diesem Loch gehen, aus dem du gekrochen kamst, und ihnen selbst den Weg zeigen. Sonst lasse ich dich aufknüpfen.«
    Hans zuckte zusammen. So hatte er sich das nicht vorgestellt. »Das kann ich nicht, edler Herr, ich hab mich in der Grube verirrt«, flehte er. »Aber ich habe Silber! Ich gebe Euch alles, was ich habe, wenn Ihr mich laufen lasst.«
    Mit zitternden Händen zog er die schmalen Barren seines Onkels hervor, die er in einem Beutel unter seinem Kittel versteckt hatte. Vor Angst und Aufregung fielen ihm die Stücke mehrmals zu Boden, bis er sie schließlich dem Anführer des Banners entgegenstreckte.
    Einer der beiden Männer, die ihn gefangen genommen hatten, gab einen grunzenden Laut von sich – wohl aus Ärger darüber, den Burschen nicht gleich durchsucht und das Silber an sich genommen zu haben.
    Der Bannerführer gab dem Kleineren einen Wink, ihm das Silber zu bringen. Prüfend drehte er die Barren und begutachtete den Prägestempel.
    »Freiberger Silber, tatsächlich.«
    Der Hellbärtige hatte eine tiefe Stimme. Ruhelos forschte Hans in seinem Gesicht nach irgendeinem Zeichen von Zufriedenheit oder gar Freundlichkeit. Vergebens.
    Der Mann nahm sechs der Barren an sich, die übrigen zwei warf er den Söldnern zu, die Hans gefasst hatten.
    »Für euch.«
    Die Männer bedankten sich unterwürfig, doch ihr Anführer schnitt ihnen mit einer Handbewegung das Wort ab.
    »Jetzt zeig uns den Weg in die Stadt, Bursche!«
    Hans erschrak. »Verzeiht, hoher Herr …! Ich sagte doch, ich hab mich verirrt. Außerdem ist der Durchlass viel zu schmal für Eure Männer. Seht doch, ich bin ja selbst kaum durchgekommen!«
    Verzweifelt streckte er seine zerschürften Hände vor.
    »Dann schneidet ihm die Kehle durch«, meinte der Bannerführer gelangweilt. »Draußen!«, fuhr er den Söldner an, der sofort sein Messer zog. »Ich will diese Sudelei nicht in meinem Zelt.«
    Der Apothekergeselle schrie auf, während er an den Armen gepackt und fortgezerrt wurde. »Nein, wartet! Ich kann Euch helfen, in die Stadt zu gelangen!«
    Auf einen Wink des Befehlshabers ließen die beiden Männer ihn los und stießen ihn zu Boden.
    »Der

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