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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Streit geraten war, dass in der Stadt auch dreihundert Juden Zuflucht gefunden hatten, die sicher ihr ganzes Vermögen bei sich trugen … und von jenem kleinen, fast vergessenen Bachlauf unter dem Oberen Wasserrechenturm, von dem anscheinend weder der Heerführer des Markgrafen noch der neue Burgkommandant etwas wussten.
     
    Mit unbewegtem Gesicht hörte der Bannerführer zu.
    Als Hans alles verraten hatte, sah er unterwürfig zu ihm auf. Da war sie wieder, die Hoffnung, der Tag würde sich doch noch zum Guten wenden. Vielleicht würde man ihn sogar belohnen.
    Die nächsten Worte des Anführers nährten diese Hoffnung.
    »Du hast dich wirklich als nützlich erwiesen«, sagte dieser mit seiner tiefen Stimme. »Das soll dir gebührend gelohnt werden.« Er nickte dem dunkelhaarigen Ritter zu.
    »Komm mit nach draußen, Bursche!«, befahl dieser, und Hans stemmte sich eifrig hoch, unterwürfig Dankesworte stammelnd.
    Gespannt sah er sich um, wohin ihn der Ritter wohl bringen würde. Zur Koppel? Würde man ihm vielleicht sogar ein Pferd schenken, damit er Meißen schneller erreichte?
    Was dann kam, traf ihn auch im wörtlichen Sinne völlig unerwartet. Mit unbewegter Miene zückte der Mann seinen Dolch und schnitt Hans die Kehle durch. Jäh griff der Sterbende mit beiden Händen an seinen Hals, um den Blutstrom aufzuhalten, dann stürzte er vornüber in den Schnee.
    »Dreckiges Verräterpack.« Verächtlich stieg der Ritter über den Leichnam hinweg. »Räumt den Unrat beiseite!«, befahl er.
    Beflissen trat der Größere der beiden Söldner, die den Jungen gefangen genommen hatten, auf den Ritter zu.
    »Soll ich ihm den Kopf abschlagen, Herr, damit wir ihn in die Stadt schießen können?«
    »Nein«, erhielt er zur Antwort. »Niemand innerhalb der Mauern darf erfahren, dass uns ein Vögelchen etwas gepfiffen hat. Sie müssen völlig ahnungslos sein, wenn wir in ihre Stadt einfallen.«
    Dann ging er zusammen mit den drei anderen und seinem Bannerführer zum Marschall des Königs.
     
    Der Marschall zeigte sich zunächst skeptisch. »Ein Bächlein, das unter einem der Türme durchfließt, und niemand bewacht es? Das klingt mir sehr nach einer List.«
    »Wenn Ihr diesen Burschen gesehen hättet, würdet Ihr ihm glauben. Der hat sich vor Angst beinahe bepisst. Er sagt, der Bachlauf sei nicht sichtbar, schon gar nicht unter dem Schnee, und regelrecht vergessen worden. Weder der Maltitzer noch von Haubitz wüssten davon.«
    Diese Auskunft stimmte den Marschall sehr zufrieden.
    »Es wird auch allerhöchste Zeit, dass wir diesen Hort von Widersetzlichkeit in die Knie zwingen.«
    Mit einer für seinen Körperumfang erstaunlichen Schnelligkeit stand er auf, ging zum Ausgang des Zeltes und schlug eine Bahn zurück, um nach draußen zu schauen. Mittlerweile fielen wieder große Flocken, die kaum mehr Sicht als auf ein paar Schritte erlaubten.
    »Das Wetter kommt uns zupass – und auch, dass morgen Sonntag ist. Die Sonntagsmesse wird unser König morgen in Freiberg feiern.«
    »Wir sollen am Sonntag kämpfen?«, wandte der Bannerführer mit sichtlichem Unbehagen ein. »Das ist gegen Gottes Gebot.«
    »Sich dem von Gott erwählten König zu widersetzen,
das
ist gegen Gottes Gebot!«, wies ihn der Marschall schroff zurecht. »Schickt heimlich jemanden aus, der sich unbemerkt an den Turm heranschleicht und prüft, ob das stimmt, was der Kerl gesagt hat. In der Nacht sollen Mineure das Mauerwerk herausbrechen und den Durchlass vergrößern. Dann töten unsere Leute lautlos die Besatzung des Turmes. Ist das geschehen, folgen unsere Männer mit Leitern an den Seiten des Turmes hinauf, um von dort aus die Mannschaft der nächsten Türme unschädlich zu machen. Sie öffnen das Erlwinsche Tor, und unsere Truppen strömen in die Stadt und lehren das verfluchte Pack das Fürchten.«
    Der Marschall gab einem Knappen ein Zeichen, zwei Becher zu füllen, und reichte einen dem Bannerführer.
    »Euch gebührt die Ehre, den ersten Angriff zu führen. Ich wünsche Euch Erfolg!«
    Krachend ließen die beiden Männer die zinnernen Becher zusammenstoßen.
    »Auf den König!«
    »Auf den König – und Freiberg niedergeworfen zu seinen Füßen!«

Der Sturm
    M an sieht die Hand vor Augen kaum.«
    Fröstelnd zog der Wachposten vom Oberen Wasserrechenturm die Schultern hoch.
    Sein Nachbar, mit dem er sich die Wache teilte, kam nicht mehr dazu, zu antworten. Ein gut gezielter Dolchstich in die Nieren hatte soeben sein Leben ausgelöscht.
    Der Mann, der

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