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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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links und rechts in die Erlwinsche Gasse zu zerren, um sie abzuriegeln. Ihnen allen war klar gewesen, dass die Angreifer durch das Erlwinsche Tor kommen würden, sollte die Stadt je genommen werden – das einzige, das nicht zugemauert war.
    Schon brannte das Stroh. Rasch drängten sich Niklas und die anderen Verteidiger zwischen den brennenden Karren durch, bevor diese ganz zusammengeschoben wurden.
    Eine Quergasse weiter formierte er eine Doppelreihe, um die Erlwinsche Gasse zu versperren und keinen der Angreifer weiter in die Stadt hineinzulassen, wenn diese aus den Seitengassen nachströmten, um das lodernde Hindernis zu umgehen.
    »Schilde nach vorn!«
    Gut zwei Dutzend Männer, die gerade erst zu ihnen gestoßen waren, bildeten einen Schildwall von Haus zu Haus quer über die gesamte Gasse. Mit Spießen bewaffnete Stadtbürger stellten sich auf sein Kommando hinter ihnen auf.
    »Haltet sie auf, bis die Frauen und Kinder in Sicherheit sind!«, rief er und drehte sich Richtung Burg. Die Gasse war inzwischen voll von Menschen, die in panischer Angst aus ihren Häusern gerannt kamen, zumeist mit schreienden Kindern auf dem Arm oder an der Hand, nur notdürftig bekleidet, viele mit einem Bündel ihrer wichtigsten Habe, das sie für diesen Augenblick längst gepackt hatten.
    »In die Burg! Lauft, so schnell ihr könnt!«, schrie Niklas ihnen zu.
    Der Schildwall würde nicht mehr lange halten.
    Von den Seiten, vom Oberen Markt, aus der Engen Gasse und der Kesselmachergasse strömten ebenfalls unzählige Menschen heran und verstopften die Erlwinsche Gasse. Irgendwo bildete sich ein wirres Knäuel, musste jemand gestürzt sein, über den nun mehrere Flüchtende stolperten.
    Der Schildwall brach, die Truppen des Königs schoben, drückten und zwängten sich in die Reihe der Verteidiger.
    Diese kämpften verbissen, um den Fliehenden noch die Zeit zu verschaffen, in die Burg zu gelangen.
    Der Platz vor Niklas lichtete sich.
    »Rückzug!«, schrie er noch einmal, so laut er konnte.
    Seine Männer wichen zurück – nicht in heilloser Flucht, sondern Schritt um Schritt, weiter auf die Gegner einschlagend. Sie mussten sie nun lange genug aufhalten, damit die Zugbrücke zur Burg hinter den Fliehenden hochgezogen werden konnte.
    Erleichtert sah Niklas Verstärkung aus der Burg gerannt kommen, fast vier Dutzend Kämpfer, die meisten mit Schilden. Gemeinsam formierten sie sich an der Kirchgasse erneut zu einem Schildwall, diesmal mit zwei Reihen Schildträgern.
    »Ihr müsst in die Burg, Herr!«, rief jemand neben Niklas. Markus war es, der ihn so bedrängte, ihn gar entgegen allen Anstandsregeln am Arm packte.
    Von Haubitz wollte nicht weg. Aber er wusste, dass der Hauptmann der Wache recht hatte. Der Schildwall an der Kirchgasse würde unter dem Druck der nachrückenden Gegner nicht mehr lange halten, und so oder so würden bald noch mehr Angreifer aus den Seitengassen nachströmen.
    Sein Platz war nun auf Freiheitsstein.
    Je länger er zögerte, umso größer war die Gefahr, dass die Burgbesatzung die Brücke nicht mehr rechtzeitig hochziehen konnte. Dann wäre auch die letzte Bastion verloren und das Blutopfer derjenigen umsonst, die gekommen waren, um den zweiten Schildwall zu bilden. Denn ihnen musste schon beim Ausrücken klar gewesen sein, dass sie nicht zurückkehren würden. Ihre Aufgabe war es, den Feind aufzuhalten, bis Freiheitsstein gesichert war.
    Mit erhobenem Schwert gab Niklas den anderen das Zeichen, ihm in die Burg zu folgen. Einen letzten, raschen Blick warf er auf die Kämpfer im Schildwall, und während er die paar Schritte bis zur Zugbrücke rannte, sandte er ein Stoßgebet für ihre armen Seelen zum Himmel. Für die Kämpfer, die sich opferten, und für die Freiberger, die es nun nicht mehr in die Burg schaffen würden.
    Kaum war der Letzte von Niklas’ Männern über die Brücke, wurden die armdicken Seile durchgehauen. Schwere Ausgleichsgewichte krachten nach unten und ließen die hölzerne Brücke mit Brachialgewalt hochschlagen.
    Nun trennte ein tiefer Graben Stadt und Burg, und direkt hinter Niklas wurde das eiserne Fallgitter herabgelassen.
     
    Der Burghof war voller Menschen, die ängstlich oder verzweifelt umherirrten, wehklagend verlorengegangene Familienangehörige suchten oder sich weinend in den Armen lagen.
    Niklas sah sich um, bis er Ulrich von Maltitz entdeckte, der mit düsterer Miene auf ihn zukam, das verletzte Bein nachziehend.
    »Danke für die Verstärkung«, sagte er.
    »Es waren

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