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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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gute Männer. Ein paar von meinen besten.«
    Niemand von ihnen sagte etwas, während sie gemeinsam hinaufgingen, um sich einen Überblick zu verschaffen.
    Seite an Seite standen sie auf der Burgmauer und starrten auf die eingenommene Stadt. Das verräterische Schneetreiben hatte inzwischen aufgehört, und so konnten sie im hellen Mondlicht mit grausiger Deutlichkeit sehen, was sich dort unten abspielte.
    Immer noch irrten Menschen ziellos und vor Angst schreiend durch die Gassen, die zu spät aus ihren Häusern gekommen waren. Die Söldner der Königs schlugen jeden nieder, den sie erreichen konnten.
    Dann galoppierte eine Gruppe Panzerreiter in die Stadt. Unter den Hufen ihrer Pferde wurde zermalmt, wer sich nicht mehr in Sicherheit bringen konnte.
    Die letzten Kämpfer des Schildwalls fielen unter den Schwertstreichen der Ritter des Königs.
    Sie sahen Söldner Türen eintreten und in die Häuser dringen, hörten Todesschreie und das entsetzte Kreischen von Frauen.
    Und sie konnten nichts tun.
    Der zertretene Schnee in der Burggasse war bald voller blutiger Lachen. Alle paar Schritte hatten sich Knäuel von Bewaffneten gebildet, die drängelten und einander beiseiteschubsten im Streit, wer zuerst über die Frau oder das Mädchen herfallen durfte, die sie aus den Häusern gezerrt hatten.
    Ein Kind von drei oder vier Jahren irrte heulend durch die Gasse. Einer der Söldner lief auf es zu und hob sein Schwert.
    Niklas hielt unwillkürlich den Atem an, er war versucht, den Blick abzuwenden, und musste doch dorthin starren.
    Wir haben versagt, dachte er verzweifelt. Ich habe versagt.
    Eine Bewegung lenkte seine Aufmerksamkeit nach links. Dort stand Markus, spannte seinen Eibenbogen bis zum Äußersten und sandte mit zusammengebissenen Zähnen einen Pfeil zu dem Söldner, der zum Hieb ausholte, um dem Kind den Kopf zu spalten.
    Der Mann befand sich so weit von ihnen entfernt, dass ein Treffer unmöglich schien, doch Markus’ Pfeil fand sein Ziel. Der Getroffene wurden einen halben Schritt nach hinten geschleudert und ließ das Schwert fallen, um mit beiden Händen nach seiner Brust zu greifen. Dann sackte er in die Knie und kippte zur Seite.
    »Fahr zur Hölle!«, rief Markus wütend, als ob der Getötete ihn hören könnte.
    Aus einem der Häuser in der Burggasse kam eine Gestalt gehuscht und zog das weinende Kind rasch ins Innere.
    Erleichtert schlug Niklas ein Kreuz.
     
    Der Tag brach an.
    Ulrich räusperte sich, seine Stimme klang heiser.
    »Lass uns hinuntergehen. Wir müssen die Flüchtlinge unterbringen und die Verteidigung der Burg neu organisieren.«
    Niklas reagierte nicht auf seine Worte. Sein Blick fiel auf zwei junge Frauen, die in einigem Abstand von ihm nebeneinanderstanden und wie er fassungslos auf die Stadt starrten. Die eine, eine Schönheit mit schwarzen Locken, hatte jegliche Farbe aus dem Gesicht verloren; mit herabhängenden Armen stand sie da, die Hände zu Fäusten geballt, die Miene versteinert.
    Die zweite, ein paar Jahre jünger, ebenso in schlichtes Leinen gekleidet und mit vollständig bedecktem Haar, fing seinen Blick auf und kam zögernd auf ihn zu.
    Ulrich forderte das Mädchen mit einer Geste auf, zu ihnen zu treten.
    »Sie will deine Wunde säubern und verbinden«, sagte er und deutete auf den klaffenden Schnitt an Niklas’ rechtem Handrücken, den ihm jemand bei dem Gefecht nahe des Erlwinschen Tores zugefügt hatte. Sein Kettenfäustling war zerrissen, was ihm in diesem Moment viel übler schien als die Wunde selbst.
    »Sie ist wirklich gut darin. Eine Apothekerstochter«, meinte Ulrich, als er sah, dass der Gefährte nicht reagierte, und ging voran nach unten.
    Eine Apothekerstochter?, wunderte sich Niklas, als wäre dies jetzt seine dringendste Sorge. Der Markgraf hatte einem Freiberger das Apothekenprivileg erteilt. Er musste ein geachteter Mann sein. Wieso ist sie dann gekleidet wie eine Magd?
    Wortlos folgte er Ulrich auf den Burghof Richtung Prägehaus. Einen Angriff auf die Burg hatten sie wohl heute vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr zu befürchten.
    Adolf hatte die reiche Silberstadt zum Plündern freigegeben. Und das würde sich keiner seiner Männer entgehen lassen.

Die geheime Order
    A uf dem von zertretenem Schnee bedeckten Burghof war Hildegard bereits dabei, die geflüchteten Stadtbewohner unterzubringen. »Wer von euch kann helfen, Verletzte zu behandeln?«, rief sie. Zögernd meldeten sich mehrere Frauen.
    »Ihr dort, ihr helft in der Küche, und ihr zwei

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