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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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die mit Leitern zu einer Stelle jenseits des Erlwinschen Tores rannten, die Niklas von seiner Position aus nicht sehen konnte. Und hinter dem Graben stand sturmbereit das halbe königliche Heer.
    Sie müssen einen der Türme rechter Hand des Tores eingenommen haben!, dachte Niklas verzweifelt. Und als Nächstes werden sie versuchen, das Tor zu öffnen.
    Er zog sein Schwert, seine Begleiter ebenso.
    »Zurück!«, stieß er hervor. »Bernhard, alarmiere die anderen und schützt diesen Teil der Mauerkrone! Georg, lass von der Petrikirche Sturm läuten! Die Bewohner der Stadt sollen sich auf der Burg in Sicherheit bringen. Gernot, hol alles an Verstärkung, was du auftreiben kannst! Wir müssen verhindern, dass sie das Tor öffnen!«
    Sofort rannte jeder los.
    Noch während Haubitz und zwei der Ritter nach unten hasteten und die Wachmannschaft des Roten Hirschturms alarmierten, hörten sie, wie oben das Alarmsignal ertönte. Gleich würde sich der Ruf von Turm zu Turm rund um die ganze Stadt fortpflanzen, soweit die Mauer noch nicht eingenommen war, und ein Feuerzeichen den anderen sagen, wo die Gefahr am größten war und Hilfe gebraucht wurde.
    Gemeinsam mit der halben Mannschaft vom Roten Hirschturm rannte Niklas zum Erlwinschen Tor. Doch sie kamen zu spät.
    Je mehr sie sich dem Tor näherten, umso mehr niedergestreckte Verteidiger sahen sie. Mindestens zwei Dutzend Gegner waren schon dabei, die Balken herauszuhebeln, mit denen das Erlwinsche Tor von innen verbarrikadiert war.
    Niklas blieb mitten im Lauf stehen und hielt seine Mitstreiter mit ausgebreiteten Armen zurück. Sie waren viel zu wenige, um gegen diese Übermacht antreten zu können, sosehr es ihn auch mit jeder Faser seines Herzens danach drängte. Er wollte sich nicht eingestehen, dass sie schon verloren hatten. Sie mussten im Schutz des Schneetreibens auf Verstärkung warten, die jeden Moment entreffen konnte.
    Plötzlich tauchte Markus neben ihm auf, der Hauptmann der Wache, gefolgt von etlichen seiner Männer.
    »Euch schickt der Himmel!«, stieß Niklas aus. »Deine Bogenschützen vor! Schaltet die Männer am Tor aus! Das Tor muss verschlossen bleiben, sonst ist Freiberg verloren!«
    Markus’ Männer hatten die Pfeile bereits eingelegt. Sie schossen Salve um Salve, und die meisten ihrer Pfeile trafen. Doch für jeden Gegner, der zu Boden ging, rannten fünf neue herbei.
    Von vorn und rechts stürmten nun Bewaffnete auf sie ein, um die Schützen auszuschalten, die unter den Angreifern am Tor so viel Schaden anrichteten.
    Endlich Schwertarbeit, dachte der Heerführer des Markgrafen voller Zorn. Sein Blut brodelte; er spürte in sich den unbezwingbaren Wunsch, jeden Einzelnen von Adolfs Männern niederzumachen.
    Der erste Angreifer, der sich zu ihm vorwagte, trug nur Lederwams und Eisenhut. Mit einem gewaltigen Hieb schlug Niklas ihm den Kopf von den Schultern. Schon wollte der Nächste auf ihn zustürmen, aber ein laut gebrülltes Kommando hielt ihn zurück.
    »Das ist Haubitz, den überlasst mir!«
    Mitten im Kampfgewimmel bildete sich eine schmale Gasse, durch die sich ein hellbärtiger Ritter in rot-weißem Wappenrock drängte, der einzige unter den Angreifern in Kettenpanzer und Plattenrock.
    »Kein guter Tag für Euch, Haubitz!«, frohlockte er und holte zu einem machtvollen Oberhau aus.
    Für dich auch nicht, dachte Niklas wütend. Was ihm der Jüngere an Kraft voraushatte, machte er durch Kampferfahrung wett. Mit einem schnellen Ausfallschritt nach rechts wich er dem tödlichen Hieb aus und trieb dem Gegner sein Schwert seitlich knapp unterhalb des Plattenrocks in den Leib. Er spürte, wie seine Schwertspitze den Kettenpanzer des anderen aufsprengte und durch den Gambeson in das Fleisch drang, und empfand grimmige Genugtuung dabei.
    Ungläubiges Staunen machte sich auf dem Gesicht des Gegners breit, dann sackte er in die Knie und schlug zu Boden.
    Das verschaffte Niklas einen Moment Zeit, Richtung Tor zu schauen. Es war nun halb geöffnet, und wie ein schwarzer, reißender Fluss strömte das feindliche Heer herein.
    »Rückzug!«, brüllte er. »Zieht euch in die Burg zurück!«
    Inzwischen läuteten die Sturmglocken von St. Petri.
    Wir müssen den Menschen Zeit verschaffen, in die Burg zu fliehen, dachte Niklas verzweifelt.
    »Zur Burg!«, schrie er noch einmal, so laut er konnte.
    »Und versperrt die Gasse!«
    Ein paar der als Wachen eingeteilten Bürger waren schon dabei, zwei strohbeladene Karren, die auf seinen Befehl dort standen, von

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