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Blut und Sünde

Blut und Sünde

Titel: Blut und Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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haben.«
    Mir ging allmählich ein Licht auf. »Jetzt sag nicht, dass du sie alle persönlich kennst.«
    »Nur die drei Hauptdarsteller.«
    »Aha.« Da Lady Sarah nichts sagte und nur die Augenbrauen einige Male hob und wieder senkte, stellte ich flüsternd die nächste Frage: »Das ist doch nicht alles - oder?«
    »N… nein… ist es nicht.«
    »Und was kommt da noch?«
    »Ich habe sie etwas gesponsert, damit die Show hier auf die Bühne gehen konnte. Ich finde, dass es zwar Musicals gibt, aber zu wenige Grusicals. Du kennst mein Faible für das Grauen. Na ja, und das wollte ich eben ändern. Ist doch toll, nicht?«
    »Jedem sein Hobby.«
    Die Horror-Oma streckte den linken Zeigefinger nach vorn, um meine Aufmerksamkeit wieder auf die Bühne zu lenken, denn dort ging das Geschehen weiter.
    »Nach der Pause wird es dann richtig spannend«, sagte sie noch. Danach war sie still.
    Die Hexe hatte wieder die Initiative übernommen. Sie strich mit den Händen über den Sargdeckel hinweg. Sie kicherte so laut und unheimlich, dass einige Zuschauer sicherlich eine Gänsehaut bekamen.
    Da sie die Finger leicht angewinkelt hatte, hörten wir sogar das Kratzen der Nägel auf dem Holz.
    Sie drehte den Kopf um und senkte ihr Ohr auf den Deckel. Wieder holte der Lichtkreis nur sie und einen Teil des Sarges aus dem Dunkel hervor. Das Kichern verstummte, die Haltung veränderte sich nicht. Dafür begann die Hexe zu sprechen. »Sie ist wach! Ja, sie ist wach. Ich… ich… kann sie hören. Sie kratzt. Sie will raus. Sie hält es nicht mehr aus. Die Magie der Unterwelt hat sie geweckt, und sie wird wieder zu ihrem Geliebten hinwollen. In the Darkness ist für sie nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Licht. Blut und Sünde werden zusammenkommen und sich ebenso zu einem Kreis schließen wie das Diesseits mit dem Jenseits…«
    Plötzlich sprang die Hexe hoch, ging einen Schritt zurück, streckte dem Sarg den rechten Arm entgegen und rief mit lauter, beinahe überkippender Stimme: »Ich befehle dir, den Sarg zu verlassen, Florence Turner. Los, steig aus der Unterwelt hinein in das Leben…!«
    Jedes Wort war von jedem Zuschauer verstanden worden, mochte er auch noch so weit von der Bühne entfernt sitzen. Und es gab keinen, der nicht gespannt darauf war, was nun passieren würde.
    Es lag auf der Hand. Überraschungen würde es nicht geben. Und doch war es spannend und unheimlich, denn alles kam wirklich nur darauf an, wie es in Szene gesetzt wurde.
    Alle Blicke richteten sich auf die Hexe, die jetzt zurücktrat und den Sarg allein ließ. Für sie war nichts mehr zu tun, sie hatte ihre Pflicht erfüllt, jetzt sollten andere Mächte oder Kräfte den Reigen fortführen.
    Ihr Gatte wurde noch immer von den Mönchen bewacht. Die drei Männer und auch die beiden Tänzerinnen waren in diesen Momenten nur Statisten, die erst später wieder eingriffen.
    Ich schaute nach links an Sarah Goldwyn vorbei und stellte fest, dass Jane Collins nicht entspannt auf ihrem Platz saß. Wie einige andere, so hatte auch sie sich vorgebeugt und beobachtete fasziniert, aber auch nachdenklich das Geschehen. Sie musste meine Bewegung mitbekommen haben, denn sie drehte plötzlich den Kopf.
    »Und?« flüsterte ich.
    »Keine Ahnung, John. Etwas ist nicht ganz koscher.«
    »Was meinst du?«
    Jane deutete ein Anheben der Schultern an. »Ich kann es dir nicht genau sagen. Es ist ausschließlich ein Gefühl. Ich spüre da etwas, das einfach nicht so recht passen will.«
    »Hängt es mit der Hexe zusammen?«
    »Kann auch sein. Möglich…«
    »He, haltet eure Mäuler!« Hinter uns beschwerte sich jemand. Im Prinzip hatte er recht. Wir sprachen nicht mehr. Ich nahm auch wieder die normale Sitzhaltung ein, doch mir gingen Janes Worte nicht aus dem Kopf. Ich überlegte, was sie damit gemeint haben konnte.
    Es gab bei ihr eine Zeit, da war sie eine Hexe gewesen. Das lag zwar zurück, doch es war in ihr noch etwas zurückgeblieben. Latente Hexenkräfte, die bei ihr auch für eine starke Sensibilisierung gesorgt hatten. Wenn Jane irgendwelche Stimmungen aufnahm und darüber nachdachte, war das nicht an den Haaren herbeigezogen.
    Der Kreis des Scheinwerfers blieb auf den Sarg beschränkt. Sein Licht gab dem dunklen Holz einen hellen Glanz. Er schaffte es jedoch nicht, die schaurige Atmosphäre abzuschwächen, die sich um den Sarg gebildet hatte. So etwas erlebte man nicht nur auf der Bühne, sondern auch bei einem Blick in das Schaufenster eines Sargladens.
    Es passierte

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