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Blut und Sünde

Blut und Sünde

Titel: Blut und Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zerreißen, wenn du mit ihr zusammen bist. Und darauf habe ich mich gefreut…«
    Schluß des Monologs. Wieder setzte die Musik ein. Diesmal sehr dumpf und auch wummernd. Sie kündete das unheilvolle Ereignis bereits an.
    Die Hexe wandte sich mit langsamen Bewegungen dem Sarg zu. Dabei begleitete der Lichtkreis eines Scheinwerfers ihr Gesicht und ließ es nicht los. Es sah so bleich aus und schien in einer bestimmten Höhe über den Bühnenboden hinwegzugleiten.
    Sie senkte den Kopf. Der Sarg stand jetzt genau vor ihr und wirkte wie ein außergewöhnlicher Altar.
    Auf der Bühne und auch im Zuschauerraum herrschte eine schon knisternde Stille. Das Geschehen hatte alle Zuschauer in seinen Bann gezogen. Selbst die Mitwirkenden sahen sehr echt aus. Wie Menschen, die alles wirklich erlebten und nicht schauspielerten.
    Die Hexe bewegte sich. Zurückzutreten brauchte sie nicht, um sich hinknien zu können. Sehr langsam sank sie dabei auf die Knie. Sie legte ihre Hände nebst Unterarme auf den Sargdeckel, als wollte sie ihn umarmen. Auch den Körper beugte sie so weit vor, bis die Stirn ebenfalls das Holz des Deckels berührte.
    Keine Musik, die Stille hielt an. Das meiste Licht hatte sich zurückgezogen. Nur die Hexe wurde angeleuchtet. Im Hintergrund bewegte sich der Kerzenschein im leichten Wind. Er schuf zittrige helle Flecken und auch sich bewegende Schatten.
    Jetzt richtete sich die Frau wieder auf. Sehr langsam. Wie eine Priesterin, die die Macht der Götter beschwören will. Die Arme hielt sie in die Höhe gestreckt, auch die Hände. Sie wollte jemanden anbeten oder zu Hilfe rufen, der sich hoch über der Bühne verborgen hielt.
    Weiterhin hörten wir keine Musik. Das Geschehen blieb einzig und allein auf die einsame Hexe konzentriert, die jetzt ihre Finger bewegte, als wollte sie etwas damit locken.
    Der Donnerschlag!
    Er war überlaut zu hören. Ein wummernder und zugleich peitschender Schlag. Eine Riesenpauke vibrierte unsichtbar über unseren Köpfen. Zugleich mit dem Donner entluden sich die Blitze. Es waren grüngelbe Energien, die aus dem oberen Teil der Bühne nach unten stießen und die dort hockende Hexe trafen.
    Sie jagten in den Körper hinein. Sie umrundeten ihn auch. Sie leuchteten ihn an. Sie gaben ihm ein fahles, leichenhaftes Aussehen, und die Hexe wirkte dabei wie eine Figur, die aus einem Steinbruch herausgeschnitten war.
    Die farbigen, gezackten Lanzen tanzten über das rote Latexkleid hinweg. Sie bohrten sich hinein, sie erwischten das Gesicht und malten es als eine fahle Fratze an. Die Augen hielt sie weit offen, kniete aber noch immer unbeweglich vor dem Sarg. Sie nahm die Energie auf, und sehr langsam öffnete sich dann ihr Mund.
    Jeder hörte den Schrei. Er war schrill und röhrend zugleich. Zudem schwang darin ein wahnsinniger Triumph mit. Die Hexe musste ihr Ziel erreicht haben, das kündete dieser Schrei an.
    Er ebbte allmählich ab. Dafür hörten wir alle wieder die Musik. Wo sich die Lautsprecher befanden, war nicht zu sehen, doch die Musik war bis in den letzten Winkel des Zuschauerraums zu hören. Diesmal mischten keine Trommeln oder Pauken mit. Es waren schrille Geigenklänge und so unmelodisch, dass sie sicherlich in den Ohren mancher Zuschauer schmerzten.
    Auch uns kamen sie nicht gerade wie Musik vor. Ein wenig erinnerte dieses Schreien auch an die überschrillen Klänge aus dem Film ›Psycho‹. Sie klangen immer dann auf, wenn sich der heimtückische Killer näherte und waren vor allem eine Untermalung der Duschszene.
    Im Film kündigten die Schreie Böses an. Hier war es sicherlich nicht anders. Hier würde das Böse jedoch nicht mit einem breiten Messer in der Hand herumschleichen, sondern aus dem Sarg kriechen, der noch geschlossen war.
    Die Hexe lauschte der Musik wie auch die Zuschauer. Sie hatte ihren Kopf wieder gesenkt und starrte die Oberfläche des Deckels an. Ob ihre Augen offen oder geschlossen waren, konnte keiner von uns sehen, aber jeder wartete darauf, dass es weiterging.
    Die Musik verlor ihre Intensität. Sie zog sich zurück und hörte sich noch kurz vor dem endgültigen Verstummen an wie ein weit entferntes Jammern.
    Wieder stieß Lady Sarah mich an. »Das war gut gemacht, John. Ich bereue es nicht, hergekommen zu sein.«
    »Stimmt. Alle Achtung.«
    »Die Gruppe steht erst am Anfang. Sie wird noch besser. Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Du kennst dich aber aus.«
    Sogar im Dunkeln sah ich, dass sie lächelte. »Man muss eben seine Augen überall

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